Luna:
In der Kirche angekommen, wählten wir einen Platz in den hinteren Reihen der Kirchenbänke, allerdings saß ich direkt am Gang, sodass ich trotzdem alles im Blick hatte.
Sol saß auf meinem Schoß. Sie war ganz still, und beobachtete staunend, was um sie herum passierte.In den ersten Reihen erkannte ich Ninas Vater, und daneben ihre Mutter. Sie war ganz aufgeregt und nuschelte irgendetwas vor sich hin, während sie gespannt zur Eingangstür sah. Als sie aufging, hielten alle im Raum den Atem an. Gaston trat durch die Tür. Sein schwarzer Smoking stand ihm perfekt. Er sah anders aus. Erwachsener. Angespannter.
Und trotzdem erkannte ich immernoch meinen alten Freund. Wie gerne wäre ich zu ihm gegangen, hätte ihn umarmt, seine Hand genommen, ihm gesagt, dass alles gut wird. Stattdessen musste ich zusehen, wie er alleine langsam, aber entschlossen und sehr elegant, den Gang entlang schritt, bis er schließlich vor dem hübsch geschmückten Altar stand.
Kein Geräusch war zu hören. Die ganze Kirche war totenstill. Alle warteten auf ein Zeichen. Ein Zeichen, dass es losging. Gedankenverloren starrte ich auf die Tür. Irgendwo dahinter, vermutlich in einem Nebenraum, stand Nina und machte sich für ihren Auftritt bereit. Und ich? Ich saß hier, wie alle anderen.
Ich sollte bei ihr sein. Ich sollte sie unterstützen, und ihr Mut machen. Sicher war sie unglaublich nervös. Ich sollte für sie da sein, weil das beste Freundinnen nun einmal taten. Ein Impuls erfasste mich. Es war wie ein Ruck, der durch meinen Körper ging. Ehe ich mich versah, hatte ich Sol von meinem Schoß genommen, war aufgestanden und lief zu der Tür.
Ich vergaß alles, was um mich herum passierte. Ich dachte nur an eines: Nina. Sie brauchte mich, das konnte ich spüren, und ich würde für sie da sein. Mit einem lauten Knarren öffnete ich die Tür und schlüpfte hindurch. Dahinter sah ich eine junge Frau mit einem Headset sich wild Notizen machen und eilig herumlaufen.
"Wo ist Nina?" brachte ich nur heraus. Die Frau sah mich misstrauisch an und deutete in eine Richtung. "Sie sind aber keine der Brautjungfern, nicht wahr?" Ohne ihr zu antworten stürmte ich (soweit es mir in dem Kleid möglich war) in diese Richtung. Nach ein paar Sekunden stand ich vor einer Tür.
Hier musste es sein. Als ich die Türklinke ergriff, atmete ich einmal tief durch. Dann drückte ich sie runter und betrat das Zimmer.
Nina:
Nervös lief ich im Zimmer auf und ab. Dabei betrachtete ich mich immer wieder im Spiegel. Das lange, weiße Kleid schleifte leicht auf dem Boden. Meine Haare waren hinten zu einem Dutt im Nacken aufgesteckt, nur kleine Strähnen hingen herab und umrahmten mein Gesicht.
Meine Brautjungfern hatte ich weggeschickt, sie waren mir keine Hilfe, keine Stütze. War ich auch schön genug? Würde ich Gaston so gefallen? Was, wenn ich vor dem Altar kein Wort rausbrachte? Wenn ich vielleicht sogar in Ohnmacht fiel? Was, wenn ich aus der Kirche rennen würde, so wie in Filmen, weil mir einfach alles zu viel würde?!
Ich konnte das nicht durchziehen. Ich hatte zuviel Angst. Ich wollte Gaston heiraten, ja. Schließlich liebte ich ihn über alles! Aber wenn ich nun einen Fehler machte?! Eine Stimme hinter mir ließ mich zusammenfahren. "Du siehst wunderschön aus..." Erschocken drehte ich mich um.
Eine junge Frau stand an der Wand gelehnt und sah mich lächelnd an. Ihre Augen hatten etwas trauriges, bedauerndes. Sie war sehr schön, hatte pinke Haare und trug eine schwarze Brille. Ein wenig kam sie mir bekannt vor. Wie lange stand sie da schon? War sie vielleicht eine von Gastons Verwandten?
"Entschuldigung, kenne ich Sie?" fragte ich vorsichtig. Meine Sorgen waren für einen Moment vergessen. Sie lächelte wieder ihr trauriges Lächeln, als sie nickte. Sogar eine Träne verließ ihre Augen. Irgendwoe tat sie mir Leid. Was hatte sie nur?
Da nahm sie plötzlich ihre Brille ab. "Es ist schon lange her, Nina..." Ihre grünen Augen leuchteten. Da traf es mich wie ein Schlag. Ich kannte dieses Gesicht. Und wie ich diese Frau kannte! War das etwa... "Luna?!"
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Don't lose the Princess
FanfictionDies ist die Fortsetzung von "Call me your Princess". Eineinhalb Jahre sind vergangen. Luna ist mit Matteo nach Mexico gereist, damit Matteo seinen königlichen Pflichten nachkommen kann. Doch ist das Leben im Palast wirklich so rosig? Was, wenn Lu...