Kapitel 32

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Luna:

Es war Sonntag. Als ich aufwachte, strahlte bereits die Sonne in mein Zimmer. Gähnend stand ich auf und schlurfte ins Bad. Dort nahm ich erstmal eine entspannte Dusche. Danach war ich gleich viel wacher und voller Tatendrang. Heute hatte ich nämlich etwas ganz besonderes vor.

Nachdem ich mich angezogen, frisiert und geschminkt hatte, lief ich die Treppe runter und trat in die Küche. Ambar stand schon am Herd, und war dabei ein paar Eier zu braten. Als sie mich sah, lächelte sie mir fröhlich zu. "Guten Morgen! Wie geht's unserem Mädchen mit Schulabschluss?"

Ich grinste. "Gut. Dieses Mädchen hat vor, gleich ins Jam&Roller zu gehen. Möchtest du mit?" Sie schüttelte dankend den Kopf. "Ich bin später noch mit Simon verabredet." Lächelnd schnappte ich mir einen Apfel. "Wie schön! Sag mal..." Mit dem Apfel im Mund band ich mir die Schuhe zu. "Könntest du Sol davor noch zu meinen Eltern fahren?" "Klar, bis später!" rief sie mir zu, als ich zur Tür rausging. "Bis später!"

Genüsslich sog ich die frische Luft ein, als ich durch die Straßen wanderte. Viele Menschen schliefen noch, darum ging es auf den Straßen auch sehr ruhig zu. Meine Eltern hatte ich ein Jahr nach meiner Ankunft in Buenos Aires besucht. Sie waren überglücklich mich zu sehen und fragten mich aus wo ich war, wieso ich verschwunden bin und wieso ich niemandem etwas gesagt hätte.

Ich hatte ihnen nur gesagt, dass mit Matteo Schluss war. Besonders meine Mama war sehr überrascht darüber, sie hatte Matteo nämlich sehr gern. Doch natürlich unterstützten sie mich, und fragten nicht groß weiter nach dem Grund für die Trennung. Als ich dann zu dem Part kam, in dem ich ihnen gestehen musste, dass ich bereits ein Kind hatte, welches schon ein halbes Jahr alt war, wurde es schon schwieriger.

Mein Vater wäre damals fast in Ohnmacht gekippt. Als sie sich dann von dem Schock erholt hatten, fing die Fragerei an. Wann hast du es herausgefunden? Ist es ein Junge oder ein Mädchen? Wir heißt er/sie? Und die allerwichtigste Frage für sie: Wer war der Vater?

Auf die letzte Frage gab ich ihnen keine Antwort. Auch auf die Fragen wo der Vater denn sei, ob er von dem Kind wusste und mich unterstützte antwortete ich ihnen nicht. Zwar waren meine Eltern sehr hartnäckig und stellten die Fragen immer wieder, doch es war zwecklos.

Als ich ihnen Sol zeigte, war ihre ganze Sorge sowieso vergessen. Sie freuten sich einfach nur noch für mich. Naja, fast. Ich musste meinen Eltern hundertmal versichern, dass ich gut alleine zurechtkam und verantwortlich für ein Kind sein konnte. Und sie bestanden darauf, uns beide regelmäßig zu sehen. "Um gute Großeltern zu sein!" bekräftigte Mama damals.

"Und damit du uns nicht schon wieder abhaust!" Meine Eltern waren seitdem so wie immer zu mir. Sol hatten sie sofort ins Herz geschlossen, und sie so liebevoll behandelt wie ihre eigene Tochter. Ich war damals so erleichtert, dass meine Eltern mich unterstützten. Zu wissen, dass sie immer hinter mir standen, gab mir viel Kraft.

Mittlerweile stand ich vor dem Gebäude des Jam&Rollers. Es war immernoch mein absoluter Lieblingsplatz. Nur eben als Rose, und nicht mehr als Luna. Voller Vorfreude trat ich ein und ging zu den Spinden. Dort nahm ich meine Skates raus, zog sie hastig an und rollte auf die Bahn.

Außer mir war fast keiner da.
Nach ein paar aufwärmenden Figuren begann ich, zu der aus den Lautsprechern kommenden Musik zu tanzen. Ich hatte keine spezielle Choreografie im Kopf. Ich tanzte einfach, wie es sich gerade richtig anfühlte. Genußvoll schloss ich die Augen. Dabei hatte ich das Gefühl zu fliegen und von jeglichen Sorgen frei zu sein. Alles um mich herum war unwichtig, ich hörte nur noch die Musik und mein Lachen.

Dann endete das Lied allmählich. Ich vollführte eine letzte Umdrehung und verbeugte mich voller Übermut. Als dann jemand in die Hände klatschte, hätte ich vor Schreck fast das Gleichgewicht verloren und wäre gestürtzt.

Don't lose the PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt