Kapitel 17

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Luna:

"Da sind Sie ja!" Amanda wartete bereits in meinem Zimmer. Ihre Miene war streng, aber auch voller Fürsorge. "Warum liegen Sie denn nicht im Bett?! Sie sind noch lange nicht gesund!" Mit einem müden Lächeln widersprach ich ihr: "Aber nein, Amanda, es geht mir schon wieder viel besser Dank Ihnen. Sie haben wahre Wunder bewirkt!"

Ihre Sorgenfalten glätteten sich etwas. Geschmeichelt wehrte sie ab: "Aber nicht doch..." Ich bejahte. "Doch! Überhaupt tun Sie jeden Tag so viel für mich. Es ist unglaublich lieb von Ihnen, wie gut Sie sich um mich kümmern. Deshalb..." Ich zögerte. Dann setzte ich ein Lächeln auf und sprach weiter. "Wie wäre es denn, wenn Sie sich den restlichen Tag freinehmen? Sie haben es sich wirklich verdient."

Überwältigt von meinem Angebot wehrte sie stotternd ab. "O-oh nein, das geht nicht! Ich muss doch noch so viel erledigen -" "Das können Sie auch morgen noch machen. Kommen Sie schon, sicher tut Ihnen ein freier Tag auch mal gut. Und ich komme schon zurecht." Das überzeugte sie. "Also wenn Sie meinen..." hörte ich sie verlegen murmeln, als sie knickste und aus dem Zimmer lief.

Es war besser so. Sie sollte nicht für meine Tat bezahlen müssen...
Mit einem traurigen Lächeln sah ich ihr hinterher. Sie würde mir fehlen... Sobald die Tür geschlossen war, eilte ich zu meinem Kleiderschrank. Dort suchte ich einige Minuten lang, bevor ich einen kleinen Koffer heraus zog.
Kurz zögerte ich, als ich ihn mir ansah. Dann gab ich mir einen Ruck und hiefte ihn auf mein Bett.

Es musste sein. Ich musste von hier weg. Es war das Beste für alle. Auch für Matteo. In meinem Kleiderschrank suchte ich nach ein paar normalen Klamotten. Irgendwann hatte ich ein paar Hosen, T-shirts und Röcke beisammen. Hastig packte ich auch meine Wertsachen zusammen. Es durfte mich keiner während meiner Flucht sehen.

Am Ende stand ich in einem alltagstauglichen Rock und einem weißen Shirt vor der Tür. Den Koffer in der einen, die Handtasche in der anderen Hand. Gerade wollte ich aus dem Zimmer laufen, als mir etwas ins Auge fiel. Mein Medaillon lag noch auf dem Bett. Schnell stellte ich die Taschen ab und holte meine Kette. Mit einem Kloß im Hals sah ich sie an.

Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch und holte ein Blatt Papier und etwas zum Schreiben. Ich konnte nicht gehen, ohne mich von Matteo zu verabschieden. Lange überlegte ich, was ich schreiben sollte. Wie sollte ich mich erklären? Schlussendlich schrieb ich einige Worte, die mir mein Herz sagte, und faltete den Zettel zusammen. Eine Träne lief mir über die Wange, als ich meine Kette hervorholte.

Schweren Herzens brach ich sie auseinander. Während ich mir den Mond wieder umhängte, betrachtete ich die Sonne die vor mir lag. Schließlich nahm ich sie in die Hände, gab ihr eine Art Abschiedskuss und steckte sie samt dem Zettel in einen Umschlag. Hastig wischte ich mir die Tränen ab, bevor ich mit dem Brief in der Hand und den Taschen auf den Flur hinaustrat.

Keiner war zu sehen. Erleichtert bog ich ab zu einer Seitentreppe, die nicht so oft genutzt wurde. Es war nicht mehr weit bis zum Ausgang. Noch einmal links und dann...
"Miss Valente!" Mein Herz blieb für einen Moment stehen. Langsam drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Bertram stand hinter mir und betrachtete meinen Aufzug.

"Darf ich fragen, was Sie mit dem Koffer vorhaben?" "Ich...ähm...ich wollte nur..." stotterte ich. Da zog der Butler auf einmal eine Tüte hinter seinem Rücken hervor und lächelte mich an. "Ich nehme an, Sie werden eine Stärkung brauchen. Wie es aussieht, wird das eine längere Reise." Mit offenem Mund nahm ich die Tüte entgegen.

"S-sie werden mich nicht verpetzen?" Er schüttelte den Kopf. "Nein. Aber ich muss gestehen, dass ich Sie vermissen werde." Ein trauriges Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. "Sie werden mir auch sehr fehlen." Dann konnte ich nicht anders, als ihn zu umarmen.

"Eine gute Reise." wünschte er mir lächelnd, als ich mich wieder abwandte. Gerade war ich ein paar Schritte gegangen, als ihm noch etwas einfiel. "Ah, Fräulein Luna?" Fragend sah ich ihn an. Er lächelte breit. "Herzlichen Glückwunsch." Dabei zeigte er auf meinen Bauch.

Ich bekam Panik. "Woher-" Doch er beruhigte mich. "Ich bin ein alter Mann und schon sehr lange in diesem Schloss tätig. Ich erkenne die Zeichen, wenn sie vor mir liegen." Er war so lieb zu mir. Wie sehr würde er mir fehlen. Da fiel mir noch etwas ein. Schwermütig zog ich den Briefumschlag hervor und betrachtete ihn.

"Könnten Sie...den hier Matteo geben?" Er nahm ihn entgegen und nickte. "Aber sicher." Er winkte mir noch zum Abschied, dann wandte ich mich ab und lief zur Tür hinaus...

~einen Tag später~

Die Menschen, die eilig in den Straßen hin und her liefen, beachteten mich nicht. Ich trug einen Schal als Kopftuch und eine Sonnenbrille, um nicht erkannt zu werden. Hier war ich nun also. In Buenos Aires. Alles war noch genauso, wie als ich die Stadt verlassen hatte.

Der Flug hierher dauerte lang und war anstrengend, doch er hatte sich gelohnt. Hier würde man mich bestimmt nicht so schnell finden. Nur ein Problem gab es: Wo sollte ich hin? Wo konnte ich leben? Meine Eltern bekämen einen Herzinfarkt, wenn ich einfach so zu ihnen gehen würde. Außerdem wollte ich sie nicht belasten, und man würde mich dort wahrscheinlich als erstes suchen.

Zu Nina oder Gaston? Nein, da war es dasselbe. Nina konnte nicht lügen, und Gaston wollte es sicher nicht. Das verstand ich. Aber wo konnte ich sonst hin? Da fiel mir etwas ein. Es gab nur noch eine Person, an die ich mich wenden konnte...

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Wen meint Luna wohl?

Don't lose the PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt