Luna:
Die Berührung von Matteos Arm senkte meine Nervosität etwas. Auch, wenn er nichts sagte und wieder seine ausdruckslose Maske trug, beruhigte mich seine Nähe doch ungemein. Naja, zumindest bis wir zum Hauptausgang kamen.
Als die Tore für uns geöffnet wurden, blendete mich die Sonne von außen zunächst für einen Moment. Dann gewöhnten sich meine Augen daran, sodass ich sehen konnte, was sich vor mir befand: Eine große Menschenmasse hatte sich vor dem Palast versammelt und jubelte uns zu.
Besonders viele junge Mädchen standen an der Absperrung und schmachteten meinen Freund an. Mir warfen sie gehässige Blicke zu. Dabei hatte ich ihnen nichts getan! Auch, wenn es mich nicht kümmern sollte, machten mich diese Blicke doch etwas nervös. Seitlich standen viele Presseleute, um uns aus jedem Blickwinkel einfangen zu können.
Außerdem hatten sich unglaublich viele Bodyguards vor uns gestellt, um uns eine kleine Gasse freizuhalten, auf der ein Teppich zu einer Kutsche führte. Ein paar Momente, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, standen wir einfach nur da und winkten dem Volk.
Während Matteo keine Miene verziehen durfte hatte ich die ganze Zeit freundlich zu lächeln, egal wie es mir ging. Das hatte mir Madame Rossini die letzten Wochen sehr deutlich eingetrichtert. Also versuchte ich meine Aufregung hinunterzuschlucken und so natürlich zu lächeln wie es nur ging.
Dann bedeutete uns einer der Butler dass wir zur Kutsche gehen konnten. Ja, Kutsche. Da dies Ganze sowas wie ein Umzug ist hat man sich für etwas altmodisches entschieden. Mich förmlich an Matteos Arm klammernd, nahmen wir den Weg über einen roten Teppich auf uns. Hätte ich Matteo nicht als Stütze, wäre ich schon längst gestürtzt in diesen verflixten Schuhen!
Die Kutsche war weiß und ohne Dach. Als wir dort ankamen, kreischten die Mädchen an der Absperrung umso lauter. Der viele Lärm schüchterte mich ein, doch ich versuchte mein Lächeln zu behalten und stieg in die Kutsche. Matteo hielt meine Hand um mir zu helfen. Darin saß bereits der König. Er hatte, wie immer, eine strenge Miene aufgesetzt, und schien mich heute besonders achtsam mit seinen kalten Augen anzusehen.
Ein Schauer lief mir üner den Rücken, doch ich bewahrte tapfer mein Lächeln und hoffte, dieser Tag würde schnell rumgehen. "Guten Tag, Sohn... Guten Tag, Miss Valente." sagte er irgendwann förmlich. Unsicher lächelte ich. "Ähm, Guten Tag, eure Majestät." quiekte ich. Matteo nickte seinem Vater zu.
Dann fuhr die Kutsche los. Die Menschen, an denen wir vorbeifuhren, jubelten uns begeistert zu oder winkten fröhlich. Vereinzelte sahen mich böse an, doch ich versuchte mich auf die positiven Gesichter zu konzentrieren. Hoffentlich sah mein Lächeln zu verkrampft aus... Während der König seinem Volk zunickte, winkten der Prinz und ich den Menschen höflich zu.
Man sollte meinen, dass dies nicht so schwer sei. Im Gegenteil: Madame Rossini hatte mir doch tatsächlich 26 verschiedene Arten des Winkens gezeigt! Für jede Situation gab es eine andere Bewegung, einen anderen Winkel der Hand, der Fingerhaltung,... Ich persönlich fand das ganz schön albern, sagte es jedoch nicht laut.
Ich war so in meine Gedanken versunken, dass ich fast zusammengezuckt wäre, als Matteo plötzlich in mein Ohr flüsterte: "Das machst du gut." Ganz kurz erschien ein ehrliches Lächeln auf meinen Lippen. Dann erlosch es wieder, als die Kutsche anhielt. Wir waren am Rathaus angekommen.
Es war großes, rotes Gebäude. Längst nicht so groß wie der Palast, aber ich würde mich wahrscheinlich trotzdem verlaufen, wenn ich nicht aufpasste. Davor stand eine Reihe von Männern im Anzug. Dies waren wohl die verschiedenen Botschafter. Ein roter Teppich führte von der Kutsche zum Gebäude, die Seiten waren mit einer Absperrung versehen, die von Fans und Presseleuten durchdringt werden wollte.
Der König stieg zuerst aus. Ihm folgte Matteo, der mir jedoch die Hand hinhielt um mir beim Aussteigen zu helfen. Ich nahm sie und setzte meinen Fuß auf die Stufe, die als Einstiegshilfe an der Kutsche festgemacht war. Als ich ihn aber wieder heben wollte blieb ich mit dem Absatz in dessen Gitter hängen und stolperte über den Teppich. Glücklicherweise hielt Matteo mich fest und bewahrte mich vor einer Bauchlandung.
Trotzdem schoss mir die Röte ins Gesicht, als die Paparazzi begeistert über meinen Fehler Fotos schossen. Als ich mein Gleichgewicht wieder gefunden hatte, ließ der Prinz meine Hand los und ging zu seinem Vater. Ich stöckelte hinterher. Wir standen nun vor der Reihe an Botschaftern.
"Willkommen, meine Herren!" begrüßte der König diese, und sah dabei jedem einzelnen in die Augen. Die Männer verbeugten sich kurz, und sahen anschließend den Prinzen an. Dieser nickte ihnen respektvoll zu. "Ich möchte Sie bei uns ganz herzlich willkommen heißen!"
Auch vor ihm verbeugten sich die Männer kurz, dann sahen sie mich erwartungsvoll an.Einige Blicke waren verächtlich, andere neugierig. Komm schon Luna, sag was! Du hast es doch tagelang von Madame Rossini eingetrichtert bekommen! "Ich... ähm... Hallo..." stotterte ich vor mich hin und winkte unsicher. Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. Was war das denn?! Es war, als würde die Welt einen Moment den Atem anhalten. Matteo sah mich mit großen Augen an. Er sagte nichts, aber sein Blick verriet nichts gutes.
Auch die Botschafter sahen etwas irritiert aus, einige schienen auch leicht verärgert, doch sie hielten sich an die Etikette und verbeugten sich kurz vor mir. Dann klatschte der König in die Hände. "Meine Herren, ich bitte Sie mir ins Gebäude zu folgen. Es gibt einiges zu besprechen!" Damit machten wir uns alle (Die Botschafter, der König, Matteo und ich) auf und gingen in das Rathaus hinein. Wenn das mal gut ging...
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Don't lose the Princess
FanfictionDies ist die Fortsetzung von "Call me your Princess". Eineinhalb Jahre sind vergangen. Luna ist mit Matteo nach Mexico gereist, damit Matteo seinen königlichen Pflichten nachkommen kann. Doch ist das Leben im Palast wirklich so rosig? Was, wenn Lu...