Kapitel 44

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Er hatte gerade mal den Schlüssel rum gedreht, um die Tür zu öffnen, als sie von innen aufgerissen wurde und ein kleines Mädchen um seinen Hals fiel. Sein kleines Mädchen. Wenn ich mich recht entsinnte, hieß seine Schwester Isabella. "Isi, lass deinen Bruder doch erstmal rein kommen.", hörte ich jetzt eine Frauenstimme von drinnen. Ich blickte auf und erkannte eine zierliche Frau. "Hallo mein Großer.", rief sie, bevor sie wieder aus meinem Sichtfeld verschwand. Sie schien mich gar nicht bemerkt zu haben. "Huhu, du bist doch die Schwester von Marry, stimmts?", fragte mich Isi. Die kleine Maus war so süß. Ihre braunen Haare waren zu Zöpfen geflochten und sie trug einen pinken Latzrock. "Ja, die bin ich.", lächelte ich sie an und Isi zog mich an der Hand nach drinnen. Als ich stoppen konnte, um meine Schuhe auszuziehen, rannte sie direkt weiter in das angrenzende Zimmer. Leon blieb bei mir stehen. "Sie überrumpelt immer den Besuch." "Ach, das ist kein Problem. Ich hab doch auch zwei Schwestern und weiß wie das ist.", grinste ich, bevor ich aufstand. Während ich das tat, hörten wir schon Isis Stimme: "Guck mal Mama, Leo hat Besuch mitgebracht." Wie niedlich, dass sie ihn Leo nannte. "Ach Isi, jetzt ist die Überraschung hin.", meckerte Leon und nahm meine Hand. Er betrat die Küche, die äußerst modern gestaltet war. "Mum, Isi, das ist meine Freundin Liliana oder einfach Lilli.", er sagte es mit so viel Stolz, dass ich etwas verlegen wurde. "Hi.", gab ich kurz von mir, während ich winkte. "Hallo Lilli, ich bin Gini.", sprach sie und lächelte freundlich. "Kommt, ihr habt doch sicher Hunger." Sie führte uns in das Nachbarzimmer, was halb Wohnzimmer, halb Esszimmer war.

Auf dem Tisch stand ein großer Topf Nudeln und ein Anderer mit Tomatensoße. Wie ich dieses Essen liebte. Schnell stellte Gini noch einen Teller dazu und setzte sich. Leon saß neben mir, gegenüber von seiner Mom und Isi gegenüber mir. "Wunder dich bitte nicht, wenn ich komische Fragen stelle, ich bin wohl etwas eingerostet,  was Kennenlernen angeht.", entschuldigte sie sich im Voraus. "Es gibt keine komischen Fragen.",gab ich zurück, um sie zu beruhigen. Sie schien sehr nervös. Während wir aßen, stellte sie tatsächlich einige Kennenlernfragen, die wirklich nur Erwachsene fragen konnten, aber diese waren keines Falls komisch. Nach dem Essen, zog Isi mich von meinem Stuhl hoch. "Komm, ich zeige dir mein Zimmer.", verkündete das kleine Mädchen. Wir liefen durch den langen Flur bis zum Ende. Ein kleines Türschild war am Eingang ihres Reiches. 'Kleine Prinzessin' stand darauf. Als die Tür geöffnet wurde, zeigte sich mir ein rosaroter Mädchentraum. Über ihrem Bett war ein kleiner Himmel. Überall im Zimmer lagen Puppen und Barbies, sogar ein Barbie Haus stand an der Wand. "Schau mal, meine Barbies. Du kannst die hier spielen." Isi hielt mir ein blondes Püppchen entgegen, welches ein langes Ballkleid trug. Ich nahm sie ihr aus der Hand und spielte eine Weile mit Isi. Auf einmal gähnte Isi häufiger und ich schlug ihr vor: "Wie wärs, wenn du jetzt schlafen gehst. Dann hast du viel mehr Zeit von deinem Barbieprinzen zu träumen." Erst war sie etwas betrübt, aber als ich dann ein Buch aus dem Regal zog und ihr versicherte die Geschichte vorzulesen, war sie einverstanden.

Nach wenigen Minuten schlief sie tief und fest und ich räumte noch ein paar Barbies bei Seite, bevor ich mich zurück zur Küche begab. Kurz bevor ich eintreten wollte, sah ich wie sich Leon und Gini umarmten und sich unterhielten. Die Unterhaltung wollte ich nicht stören, weswegen ich neben der Tür lauschte. "Danke Großer."

"Wofür?"

"Für dieses bezaubernde Mädchen. Sie ist klug, freundlich und hübscher als je ein Mädchen zuvor."

Ein kurze Pause entstand, doch dann redete sie weiter.

"Weißt du, wie oft ich geweint habe, weil du so sehr abgerutscht bist. Seit dem Tod deines Vaters, bist du verändert, hast dich komisch benommen und jetzt... Seit wann kennst du sie?" Was war denn mit seinem Vater passiert?

"Seit Ferienanfang hab ich sie öfter gesehen."

"Konnt ich es mir doch denken. Seit Ferienbeginn, hab ich kein aufgestyltes Mädchen mehr aus unserer Wohnung flüchten sehen, wenn mein Wecker frühs klingelte. Seit Ferienbeginn warst du später zu Hause, aber nie betrunken. Du hast immer so besonders geschaut, wenn ich dich sah, als wenn ein Feuer in deinen Augen brannte."

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