Bob der Bus

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Es war Sonntagmittag und ich stand vor meinen gepackten Sachen. In einigen Stunden würden Oliver, Sophia und ich uns auf den Weg ins Internat machen. Ich war so was von aufgeregt und konnte noch nicht einmal ruhig stehen.

Ich ging noch mal alles durch was ich eingepackt hatte. Ich hatte Klamotten für meine Freizeit. Sachen wie Badetücher, Schuluniform und Hygieneartikel stellte die Schule zur Verfügung. Meine Schulbücher, ein Mäppchen, sowie vier Blöcke waren in meiner Schultasche. Außerdem lag noch mein Schwertkasten bei den Sachen.

Ach und Gabriels wunderschöner Helm für mich lag auch dabei mit der Begründung, dass meine Schulkammeraden ja gewarnt werden müssten. Ganz ehrlich, dann müssten die Erzengel auch T-Shirts tragen auf denen stände „Vorsicht durchgeknallte Erzengel!".

Doch meine Aufmerksamkeit galt mehr meinem Schwert. Ich legte die Scharniere um und öffnete die schwarze Holzkiste. Langsam hob ich das Schwert und ließ es in meiner Hand kreisen. In dem letzten Tagen waren meine Schwertkampfkünste immer besser geworden.

Während ich mit dem Ritterschwert die Luft erschlug, musste ich an meinen Vater denken. Wer war er, dass er mir so ein bracht volles Schwert hinterlassen konnte? Warum wollten die Erzengel mir nichts über ihn erzählen? Ein wusste ich mit Sicherheit, mein Vater war ein Engel. Es war nur die Frage was für ein Engel.

Ein schrecklicher Gedanke schoss durch meinen Kopf. Klirrend fiel mein Schwert auf den Boden. Der Gedanke gefiel mir so sehr wie der Satz „Unsere nächste Arbeit wird eine Gewichtsanalyse". Ja, so schlimm. Was wenn mein Vater Lucifer war, der Bad Boy unter den Engel, der verdammte Fürst der Hölle.

Nein, das war Blödsinn. Das konnte einfach nicht sein, schließlich hätte ich dann schwarze und keine blauen Flügel. Oder? Ach Unsinn, ich bin nicht der Sohn eines badass Gangster, der ein Engel ist.

„Hey, Ed, alles klar?", fragte Oliver und unter brach meine Gedanken. „Ja, Nein, Warte, Was?", meinte ich hektisch als hätte mich dir Englischlehrerin beim Träumen erwischt. Der blondhaarige Junge zeigte auf das am Boden liegende Schwert und sagte: „Ich hab gefragt ob alles klar bei dir ist, weil ich etwas klirren gehört habe."

„Ach so, ja alles gut.", antwortete ich ihm, fügte jedoch hinzu: „Ich bin ziemlich aufgeregt." Oliver lachte: „Glaub mir, dass ist eine ganz normale Schule, nur eben auf eine andere Art verrückt." Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen: „Gut zu wissen."

Ich hob das Schwert auf und verstaute es wieder in der Kiste. Unterdessen setzte sich Oliver auf die Couch und sagte: „Ich hoffe wir landen nicht bei Michael. Ich meine Feuer als Hauptelement zuhaben wäre schon cool, aber bei Michael als Tutor." Er sah mich kopfschüttelnd an.

„Apropos Tutor. Ich fürchte ich hab das ganze noch nicht ganz begriffen.", gestand ich Oliver. „Also unsere vier Erzengel sind je der Tutor einer kleinen Schülergruppe die zu ihrem Element passt." „Das weiß ich, aber warum unterrichten sie uns dann nicht?", wollte ich wissen. „Ed, die Erzengel sind die Fürsten des Himmels. Sie haben genug um die Ohren und können nicht noch Lehrer spielen. Aber wenn du Hilfe brauchst kannst du mit ihnen reden."

„Wieso ist nicht irgendein Lehrer unser Tutor?", hakte ich nach. „Mit, wenn würdest du lieber reden Lehrer oder Erzengel?", stellte Oliver mir als Gegenfrage. Jetzt begriff ich es selbst. „Lieber mit einem Erzengel."

„Jungs macht euch fertig! Gleich geht es auf ins Internat!", rief Anne durch das Haus. „Ja!", schrien ich und Oliver zurück. Noch nie in meinem ganzen Leben war ich so schnell geduscht und angezogen wie nach diesen wenigen Worten.

Ich war der erste der unten an der Haustür stand und schon sein ganzes Gepäck dastehen hatte. Lukas blickte mich überrascht und amüsiert an, als er kam um das Gepäck nach draußen in unser Transportmittel zubringen.

Ich folgte Lukas und nachdem ich nach draußen getreten war erblickte ich unser Reisemittel. Es war keine weiße Limousine mit goldenen Verzierungen. Nein, es war noch besser, viel besser. Es war ein moderner, grasgrüner Doppeldeckerbus. „Das hat ja mal Stil.", meinte ich sarkastisch.

„Und wie. Vor allem dieses Grün!", freute sich Raphael, der nun neben mich trat. Ich muss zugeben, dass das Grün schon echt nett war. „Fährst du uns?", fragte ich Raphael. Dieser schüttelte den Kopf: „Ich liebe es zwar zu reisen, aber Bob schafft das ohne mich." „Wer ist Bob?", wollte ich verwirrt wissen.

„Du kennst Bob nicht?", wollte Gabriel wissen der nun ebenfalls neben mich trat. Ich schüttelte den Kopf. „Ach Herr je. Bob ist der Bus.", erklärte mir Gabriel. „Warte der Bus ist Bob.", wiederholte ich den Erzengel ungläubig. „Noch nie was von Autos gehört die von einem Geist besessen sind?", erkundigte sich Raphael.

Ich schüttelte den Kopf. „Na dann sag mal Hallo zu Bob.", meinte Gabriel. Ich sah ihn an wie einen Verrückten, doch der lächelte mir nur aufmunternd zu. Was hatte ich schon zu verlieren? „Äh, Hallo Bob.", meinte ich und rechnete nicht mit einer Reaktion. Dem endsprechend groß war der Sprung, den ich nach hinten machte, als der Bus an fing zu Hupen.

„Was um alles in der Welt?", fluchte ich. Raphael und Gabriel gaben sich alle Mühe nicht los zu pusten. „Unser guter Bob. Du musst nur nett zu ihm sein, Ed. Denn wenn nicht schmeißt er dich über dem Grand Canyon von Bord.", meinte Raphael. „Was?", fragte ich und machte große Augen.

„Glaub ihnen kein Wort, Ed. Sie verarschen dich nur.", meinte Leon, der aus der Villa trat. „Genau das selbe haben sie mir verklickert als ich so alt war wie du." „Was wir?", fragte Raphael überrascht. „So etwas hätten wir doch niemals gemacht.", meinte Gabriel unschuldig. „Seht zu das ihr endlich Land gewinnt.", meinte Leon. „Ich mag aber Wasser.", sagte Gabriel, während er sich mit Raphael wieder ins Haus zurückzog.

Ich atmete erleichtert aus und schämte mich dafür mir einen Bären von den beiden Scherzkeksen aufbinden gelassen zu haben. „Wer fährt denn jetzt den Bus?", wollte ich von Leon wissen, damit wir nicht weiter über den Streich von Gabriel und Raphael reden mussten. „Lucas fährt.", erklärte Leon. Ich nickte und murmelte: „Gott sei Dank."

Gleich darauf waren auf Sophias und Olivers Sachen verstaut. Wir mussten uns nicht von dem anderen Hausbewohner verabschieden, da wir sie wieder im Internat sehen würden. Wir drei suchten uns einen Platz im Bus. Ich saß am Fenster neben Oliver und vor uns saß Sophia.

„Wohin fahren wir jetzt genau?", wollte ich wissen. „Mhm, lass mich kurz überlegen.", murmelte Oliver. Warum musste er denn noch mal kurz überlegen? „Ich glaub die erste Station liegt in Frankreich. Die zweite in Kroatien.", sagte er nach wenigen Sekunden.

„Frankreich? Kroatien? Ist dir bewusst das wir in England sind?", fragte ich ihn überrascht. „Ich habe ihnen gesagt das es ein Fehler war.", nuschelte Sophia. „Was war ein Fehler?", wollte ich von ihr wissen. „Vergiss es.", meinte sie und erklärte dann, „Du willst wissen wie wir nach Frankreich, Kroatien und alle anderen Länder kommen?"

Sie wartete gar nicht auf meine Antwort, sondern fuhr fort: „Dieser Bus, den die Engel gerne Bob nennen, kann durch die Portale springen und so in einer Sekunde von London nach New York reisen. Kapiert?" „Ja, wir machen also einen auf Stargate oder Jumper.", meinte ich. „Ja so in etwa.", stimmte Oliver mir zu.

„Meine Damen und Heeren bitte bereiten sie sich auf den Sprung vor. Bei auftretender Übelkeit finden sie vor sich eine Spucktüte. Der aktuelle Standpunkt finden sie auf dem Minicomputer vor ihnen. Einen angenehmen Sprung.", sagte die elektrische Durchsagestimme und ich war mir sehr sicher das ich die Spucktüte noch brauchen würde.

So begann unsere kurze Weltreise.

Engels Chroniken ~ David ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt