Das verrückte Paar

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Peterson ging als erster durch die Tür und sagte: „Da sind wir." Ich trat nach ihm in das kleine Büro. An der hinteren Wand stand ein großes Regal mit den Akten aller Waisenkinder des Heimes. Davor stand ein Schreibtisch mit einem Bürostuhl und dem gegenüber zwei Stühle. Seitlich zum Schreibtisch stand ein weiterer Stuhl für mich.

Ich besah mir das Paar als sie aufstanden um uns zu begrüßen. Die Frau war kleiner als ich, hatte braune, langes Haare und braungrüne Augen. Der Mann war etwas größer als ich, er hatte blondes, kurzes Haar und Bleistiftgraue Augen. Beide waren sportlich und in T-Shirt und Jeans gekleidet. Sie lächelten mich beide herzlich an.

„Hallo.", begrüßten wir uns gegenseitig und reichten uns die Hand. Dann setzten wir uns und Peterson erklärte: „Also erstmal stellt sich Ed vor." Er sah mich auffordernd an. Also spulte ich den normalen Text mit kleinen Änderungen ab: „Ich heiße Edward, aber ich finde es besser Ed genannt zu werden. Ich bin 15 und seit ich denken kann im Waisenhaus, da meine Eltern mich schon früh weggegeben haben. Ich bin auf eine Hauptschule gegangen und hab vor ein paar Tagen meinen Abschluss bemacht. Ich suche im Moment einen Arbeitsplatz. Bis jetzt war ich in 6, ich meine 7 Pflegefamilien. Mir wird vorgeworfen Verrückt zu sein."

„Danke, Ed.", fing die Frau an. „Ich bin Anne und das ist mein Mann Leon. Wir sind beide 28 und seit zwei Jahren mit unserm Studium fertig." „Sie sind ja verrückter als ich da-.", ich stoppte, weil mir Peterson einen Todesblick zuwarf. Unsicher sah ich zu dem Paar. Zu meiner Verwunderung lachten beide schwach. „Wir wissen das es seltsam für dich sein muss das wir dich adoptieren wollen obwohl du nur etwas über 10 Jahre jünger als wir bist.", meinte Anne und Leon fügte hinzu: „Wir würden uns aber über dich als Familienzuwachs freuen."

Und die Leute sagen ich bin verrückt, aber die beiden waren nett. Ich mochte sie. Außerdem in etwas über 2 Jahren würde ich aus dem Heim kommen, wenn sie mich aufnehmen würden hätte ich dann eine Familie, ein gutes Rückrad. Aber wollte ich dem Paar meine Probleme mit dem Mädchen antuen. Andererseits hatte ich das Mädchen seit 2 Jahren nicht mehr gesehen, vielleicht ist es ja verschwunden.

„Du scheinst dich nicht zu freuen.", meinte Anne. „Doch.", antwortete ich schnell, das hier war meine größte Changs seit langem. „Ich weiß nur nicht, ob sie das mit dem Verrück ganz verstanden haben. Immer wenn ich in eine Familie komme, taucht ein Mädchen auf." „Das bekommen wir schon hin. Vertrau uns, wir passen auf dich auf.", meint Anne und Leon nickte zu stimmig. Das Paar war verrück, sie wollten unbedingt einen „Verrückten" aufnehmen.

Peterson sah das Paar verwundert an. Anscheinend hatte er auch nicht damit gerechnet dass sie mich aufnahmen. „Äh, Ed was sagt du?", fragte Peterson mich. „Ich glaube ich sage ja.", entschied ich schnell. Anne und Leon freuten sich sichtlich. „Gut hier sind die Papiere und alles weitere.", sagte Peterson.

„Wenn du willst kannst du schon heute mit.", meinte Peterson tonlos. Ich überlegte kurz. Ja ich hatte einige Freunde im Heim, aber die Freunde hier kamen und gingen. Ich war mega gespannt wie das Paar lebte. „Warum denn nicht.", entschied ich. „Dann geh hoch deine Sachen packen. Wir klären dann alles mit der Adaption.", meinte Peterson.

Ich trat leicht benommen und ungläubig aus dem Büro. „Und?", fragte Oliver. Alle Waisenkinder standen gespannt vor der Tür. „Du hast gerade £5 verloren.", sagte ich knapp und klopfte ihm auf die Schulter. Dann ging ich an den Anderen vorbei die Treppe hoch. Ich ignorierte die unfassbaren Blicke die sie mir hinterher warfen.

Oben im Schlafsaal ging ich zuerst an ein Regal und zog eine der himmelblauen Heim Taschen heraus. Es war das praktische Abschiedsgeschenk, das ich schon öfters in der Hand gehalten hatte. Ich schmiss sie auf mein Bett und räumte alles aus meiner Kiste in die Trainingstasche, sowie alles aus meinen Nachttischschubladen. Am Schluss ging ich noch einmal alles durch was mir war uns überlegte ob ich alles hatte. Vor allem versicherte ich mich dreimal ob ich das Lederarmband mit dem Hexagramm, das mir mittlerweile passte, anhatte. Ich hatte es schon als ich ins Heim kam. Ich verließ den Schlafsaal in der Hoffnung ihn nie wieder zu betreten.

Unten standen jetzt nur noch Anne, Leon und Peterson. Sie schauten zu mir hoch, ich nahm tief Luft und ging zu ihnen. „Breit?", fragte Leon mich. Ich nickte nur. Ich hatte doch schon wieder dieses schreckliche Gefühl in der Brust. Es war immer da wenn jemand das Heim verließ, aber am schlimmsten ist es wenn man selbst geht. „Wenn Sie mich brauchen. Sie haben ja meine Nummer.", meinte ich zu Peterson. Er lächelte mich an: „Ich werde dich auch vermissen, Ed. Versuch länger als 3 Tage da zu bleiben."

„Währe mal was anderes, was?", fragte ich. „Ja. Bis dann.", meint Peterson und strich mir über den Kopf. „Hey, meine Frisur.", beschwerte ich mich, obwohl es mir nichts ausgemacht hatte. Ich konnte nicht anders sondern umarmte ihn, so jetzt konnte ich mich verabschieden: „Bye."

Ich schaute zu dem Paar, die mich anlächelten. „Na dann, lass uns die dein neues Zuhause zeigen.", meinte Anne. Zusammen verließen wir das Waisenhaus und gingen zu dem Auto der beiden. Sie hatten einen schwarzen C-Klassen Mercedes. „Mach die Tasche in den Kofferraum.", sagte Leon. Ich ging zum Kofferraum schmiss meine Tasche rein und stieg hinter Anne, die auf dem Beifahrersitz saß, ein. Dann fuhr ich zu meinem neuen Zuhause.

„Also, ich weiß nicht wirklich viel über euch.", fing ich an. „Echt nicht, wie haben doch schon vor 2 Wochen unsere Daten geschickt.", meinte Leon verwirrt. „Naja, aus Angst ich würde nicht auf euch eingehen hat mich Mr. Peterson eine Stunde vor unserem Treffen erst Informiert." „Und trotzdem kommst du jetzt schon mit?", wollte Anne wissen. „Hab ich auch schon gedacht. Aber ich glaube das mit uns könnte endlich mal klappen. Ihr seid mir irgendwie sympathisch.", gab ich zu. „Das freut mich. Und wenn du Fragen hast frag reuige.", meinte Anne.

Oh und wie ich Fragen hatte: „Also warum mich? Ich meine ich bin 15 und ganz und gar nicht das was man als pflegeleicht bezeichnet." Leon lachte und erklärte dann: „Wir fanden dich einfach auch sympathisch. Einfach weil du nicht so pflegeleicht bist." „Dann ist da aber immer noch mein Alter." „Das hat den Grund das wie zwar Kinder haben wollen, aber auch gerne unsere Zweisamkeit und Ruhe genießen wollen. Das ist bei kleinen Kindern schwer, deshalb ein Jugendlicher.", erklärte Leon.

Seltsam, aber damit kam ich klar. „Okay, und eure Familien so?", fragte ich. „Die ist nicht groß.", fing Anne an, „Wir sind beides Einzelkinder und meine Eltern sind schon vor 8 Jahren gestorben und Leons Mutter ist auch gestorben." „Das tut mir leid.", sagte ich und bereute die Frage etwas. „Mein Vater ist der einzige der noch zur Familie dazu kommt.", erklärte Leon. „Wie ist der so?", wollte ich besorgt wissen. Die beiden lachten und Anne meinte: „Er ist sehr nett und lustig. Er wohnt bei uns, das stört dich doch nicht?" „Nein.", meinte ich.

„Wo Arbeitet Ihr?", stellte ich meine nächste Frage. „Leon führt sein Familie Unternehmen und ich bin Autorin.", antwortete Anne. „Das Unternehmen stellt Lampen her und Anne schreib von Kochbücher bis Fantasy Bücher alles.", ergänzte Leon. „Cool.", meinte ich, „Und in eurer Freizeit?" „Wir machen verschiedene Sportarten. Ich lese gerne und Leon spielt Computerspiele.", antwortete Anne.

„Ihr seid echt in Ordnung.", sagte ich. „Danke.", sagten beide. „Wir sind gleich da.", meinte Anne. Wir waren nur eine viertel Stunde unterwegs. Ich sah aus dem Fenster, wir fuhren noch durch einen kleinen Mischwald. Das Haus gefiel mir schon jetzt, da es auf dem Land lag. Wir kamen aus dem Wald, aber da war kein Haus.

Engels Chroniken ~ David ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt