Primrue Mellark | Kapitel 15

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Ich schreckte aus dem Schlaf als ein Kanonenknall die Stille durchbrach. Wo war ich? Was war passiert?
Kurz wollte Panik in mir aufsteigen, aber dann spürte ich Arme, die mich umschlangen und an eine harte Brust zogen.
"Ruhig. Alles in Ordnung.", beschwichtigte mich eine angenehm tiefe Stimme.
Dillian.
Ich atmete erleichtert auf und schaffte es nun, langsam meiner Umgebung wahr zu werden.
Der Baum, der Wald, die Spiele.
Sie hatten begonnen.
Wir hatten den ersten Tag überlebt. Ich war eingeschlafen. Ein Blick zu meinen Bruder, zeigte mir, dass auch er aus dem Schlaf geschreckt war. Im leichten Licht, der aufgehenden Sonne, schien er blass.
Moment...
Aufgehende Sonne?
Ich schaute noch einmal durch unser Blätterdach und sah tatsächlich schien die Sonne aufzugehen.
Wütend versuchte ich zu Dillian zu schauen, was gar nicht so einfach war, so nah wie ich ihm gerade war.
Ich befreite mich aus seinen Griff und fragte: "Warum hast du mich nicht geweckt? Ich hätte auch Wache halten können für eine Weile!"
Kurz schaute er mir in die Augen, bevor er erklärte: "Weil ich dazu ausgebildet worden bin. Ich bin darauf trainiert worden 72 Stunden ohne Schlaf auszukommen und dann noch genau so gut zu funktionieren wie am ersten Tag. Wenn ich Schlaf brauche reicht mir in solchen Situationen eine halbe Stunde."
"In solch einer Situation?"
"Krieg... ich glaube das hier gehört auch dazu."
Ohne auf etwas anderes zu warten stand er auf und suchte etwas in den Taschen. Oder zumindest tat er so. Es war offensichtlich, dass er nicht mehr darüber reden wollte.
Ich kletterte zu Haymitch hinüber, der sich gerade aus den Schlafsack schälte und nahm ihn in den Arm. Er sah wieder besser aus als gestern Abend.
"Alles okay?", fragte ich.
In diesem Moment wurde der Wind stärker. Ein Hovercraft flog über uns und blieb nicht weit von uns in der Luft stehen um etwas hochzuholen.
Den Toten.
Die Entfernung und Richtung stimmte.
Während Haymitch auf den Hovercraft schaute, suchte ich den Blick von Dillian.
Unsere Augen trafen sich nur kurz aber es reichte mir um zu sehen, dass er das gleiche dachte.
Die kleine Gestalt, die hochgezogen wurde, war der Junge aus Distrikt 7 gewesen.
Mein Gefühl hatte mich also nicht betrogen. Die Höhle war zu verlockend gewesen. Eine Falle. Leider hatte der Junge es nicht bemerkt, oder erst zu spät.
Haymitch schaute die ganze Zeit auf den Hovercraft und erst als er weg war, wandte er sich an mich.
"Ja, ich bin okay. Tut mir Leid wegen gestern."
"Schon in Ordnung. Gestern war für uns alle anstrengend."
Dillian reichte uns etwas zu essen und wir gehorchten brav. Danach drückte er Haymitch wieder eine Wasserflasche in die Hand.
Mir reichte er auch eine und erst da merkte ich, wie viel Durst ich hatte.
Die ganze Zeit war ich so besorgt um meinen Bruder gewesen, dass ich mich ganz vergessen hatte. Während wir tranken, packte Dillian alles zusammen.
"Was ist mit dir?", fragte ich Dillian und hielt ihm die Flasche hin. Kurz starrte er sie an, dann wand er sich ab.
"Ich brauche nichts.", beharrte er.
"Ach ja?", versuchte ich es noch einmal, "Wurdet ihr dafür auch ausgebildet? Keine Flüssigkeit zu euch nehmen zu müssen?"
Er funkelte mich wütend an, aber ich erreichte zumindest, was ich wollte. Als er mir die Flasche regelrecht aus der Hand riss und einen kräftigen Schluck nahm, musste ich mir ein Grinsen verkneifen.
Danach kletterten wir in umgekehrter Reihenfolge wieder nach unten. Mit jedem Zentimeter, den die Sonne stieg, wurde es wieder heißer und schwüler. Meine Kleidung war immer noch feucht vom Regen und wurde durch die Luftfeuchtigkeit nicht wirklich trocken.
Schmerzhaft wurde mir bewusst, dass ich wohl nie wieder ganz trockene Kleidung tragen würde.
Als wir alles verstaut hatten, schaute Haymitch mich fragend an. Was nun? , stand regelrecht in seinem Gesicht geschrieben. Ich stellte die Frage laut an Dillian.
"Lasst uns weiter nach Wasser suchen.", schlug er vor und spielte wieder den Führer.
Es war schwerer durch den matschigen Boden voranzukommen aber für die Wassermassen, die im Laufe des Tages und der Nacht heruntergekommen waren, war es eindeutig zu wenig, als wenn sich das Wasser mit Anbruch des Tages, zurückgezogen hätte.
Wir schlugen wieder die Richtung der Höhle ein, da wir wussten, das dort keine Gefahr mehr bestand.
Angekommen, war der Anblick verstörend.
Man sah fast ... nichts.
Die Gegend war nass und matschig, aber nichts deutete darauf hin, dass es vor kurzem noch überflutet war.
Während Dillian Wache hielt, schauten Haymitch und ich uns um. Ich schlug den Weg zu der Höhle ein. Dort war eindeutig etwas passiert war. An den Wänden sah man, wenn man ganz genau hinsah, wie hoch das Wasser noch vor kurzem gestanden hatte.
Genau so hoch, das man keine Möglichkeit mehr hatte herauszukommen, wenn es einmal hineinströmen würde. Der Junge hatte keine Chance gehabt.
Er tat mir leid. Niemand verdiente so einen Tod. Wäre es vielleicht besser gewesen wenn wir ihn einfach umgebracht hätten? Hätte er dann weniger gelitten?
Bevor ich weiter in meinen Gedanken versinken konnte, rief Haymitch mich und Dillian zu sich.
Er hatte eine Tasche gefunden. Der Junge hatte sie anscheinend versteckt.
Wir wussten mittlerweile das die meisten Gegenstände Wasserdicht waren, zumindest unsere. Diese war es nicht. Zumindest fanden wir noch eine Wasserflasche und ein paar Äpfel, die wir uns einsteckten, der Rest war nicht wirklich zu retten. Dillian zuckte mit den Schultern und ging weiter.
Wir folgten ihm.
So verbrachten wir den Tag.
Da der Baum der perfekte Unterschlupf war, orientierten wir uns an ihm. In immer größeren Kreisen suchten wir die Umgebung ab, aber nirgendwo war eine Quelle, ein kleiner Fluss oder ähnliches. Irgendwann waren wir soweit gegangen, dass wir an einer steinernen Schlucht entlang marschierten.
Es hatte mittlerweile wieder angefangen zu regnen, was mir klar machte, dass dies zur Arena gehörte.
"Okay, was soll das?", sagte Haymitch aufgebracht und blieb stehen. "Ich meine, wir laufen hier den ganzen Tag herum auf der Suche nach was? Wasser? Es scheint hier keinen Fluss zu geben und von da oben kommt doch mehr als genug!"
Er hatte Recht, aber ich wollte jetzt nicht diskutieren.
Die Nässe, die nie ganz verschwunden war, fing an sich wieder in meiner Kleidung zu sammeln. Es fühlte sich fast an, als würde das Wasser sich langsam zu meinen Knochen vorarbeiten.
Ich war müde und war froh als Dillian sich umdrehte und leise mit Haymitch zu sprechen anfing.
Ich bekam nicht einmal mit, um was es genau ging. Was er ihm sagte. Es war mir egal.
Ich ging zu einer Seite der kleinen Schlucht und lehnte mich mit dem Kopf dagegen. Nach einer Weile schaute ich nach oben um zu sehen wie weit der Tag vorangeschritten war, doch dabei fiel mir etwas anderes auf. Irgendetwas stimmte an dem Gesamtbild nicht. Da oben, kurz bevor man oben war, wurden die Steine heller. Ich hatte so was schon einmal gesehen, aber durch mein benebeltes Gehirn wollte es nicht zu mir durchdringen.
Erst als ich merkte, dass sich zwischen meinen Füßen viel zu schnell Wasser sammelte, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Der Regen war stark aber nicht so. Das Wasser kam von ...unten? Und dann hörte ich etwas in der Ferne. Nur leise, kaum zu hören über den Regen.
Rauschen.
In diesem Moment machte alles einen Sinn.
Ich hatte so etwas ähnliches erst vor kurzem gesehen und zwar in der Höhle. Der untere Teil sah genau so aus, wie der überschwemmte Teil. Das Rauschen und das steigende Wasser ließen meine Alarmglocken schrillen.
Falle.
"Rauf!", sagte ich atemlos und drehte mich zu meinen beiden Kameraden. Als sie mich beide bloß verwirrt anschauten, schrie ich sie regelrecht an: "Rauf verdammt, das ist eine Falle!"
Haymitch verstand als Erster.
Er schien die Panik in meinen Augen wahrzunehmen und gleichzeitig sah er das Wasser. Eins und eins zusammengezählt, kam er mit schnellen Schritten zur Wand und fing an zu klettern.
Dillian brauchte ein paar Sekunden länger, verstand dann aber auch.
Als ich mir sicher war, dass er uns folgen würde, begann auch ich zu klettern.
Der Abhang war steil, aber es war nicht unmöglich hinaufzuklettern. Besonders nicht für Haymitch, der schon als kleiner Junge überall herum geklettert war.
Somit hatte er schnell einen Vorsprung und war bald oben. Dillian und ich waren etwa auf gleicher Höhe. Das Wasser stieg nun schnell und das Rauschen wurde lauter. Nun hörte auch er es und schien noch schneller vorwärts zu kommen, was meine Rettung war. Gerade als er oben war und mir die Hand entgegenstreckte, kam eine riesige Welle die Schlucht entlang.
Das war nicht gut.
Ich griff nach Dillians Hand und im letzten Moment zog er mich mit einen Ruck nach oben.
Das Wasser streifte mich nur leicht, doch ich merkte, welche geballten Kräfte dahinter steckten.
Der Zug von Dillian tat weh und ich verlor das letzte bisschen an Gleichgewicht, das ich hätte noch aufbringen können. Ungeschickt landete ich halb auf ihm und riss ihn mit seinem eigenen Schwung um.
Ein schmerzhaftes Stöhnen kam über seine Lippen und ich versuchte mich schnellstmöglich wieder halbwegs aufzurichten.
"Tut mir leid."
"Ah, schon gut.", keuchte er mehr als das er sagte und ich musste mir ein Lachen verkneifen, welches mir aber sofort wieder verging als ich eine andere weibliche Stimme hörte.
"Oh, schau mal Mason, sind sie nicht süß die zwei und gerade rechtzeitig herein gestolpert."
Mein Kopf drehte sich langsam in Richtung der Stimme. Nicht weit von uns entfernt stand Cristal, ein Schwert in der Hand. Neben ihr Mason, der meinen Bruder vor sich hielt und mit der Hand seinen Mund verschloss.
Hinter den beiden kniete, das Mädchen aus Distrikt Fünf.
Ich war so damit beschäftigt gewesen, die Falle zu überleben, dass ich nicht bemerkt hatte, dass hier oben jemand war.
Als ich aufstehen wollte, machte Cristal einen Schritt nach vorne.
"Ah, ah, ah, schön langsam, okay? Wir wollen doch nicht, das Mason irgendwie aus versehen deinem kleinen Bruderherz den Hals umdreht."
Ich schaute kurz zu Haymitch und dann wieder zurück zu ihr.
Mich ganz langsam bewegend, rückte ich von Dillian ab und stand auf. Er tat es mir nach.
"Brav.", lobte uns Cristal. "Ihr wisst, was gut für euch ist."
Ein Wimmern des anderen Mädchens unterbrach sie.
Wütend wirbelte herum und trat nach ihr.
"Sei ruhig, wir machen ja gleich weiter."
In diesem Moment passierten mehrere Dinge gleichzeitig.
Haymitch nutzte die Ablenkung um sich mit einen Tritt auf den Fuß von Mason aus dessen Griff zu befreien, Dillian zog seinen Dolch und warf ihn Richtung der Schulter des männlichen Tributes des Distrikt Eins und ich wollte einfach nur Cristal töten.
Ohne mein wirkliches Beitun war der Dolch in meiner Hand und ich rannte auf sie los. Im gleichen Moment hatte mein Bruder sich befreit und sich nach unten fallen lassen.
Genau rechtzeitig, als Dillians Messer sich in die linke Schulter von Mason bohrte, der dadurch auf brüllte.
Cristal reagierte darauf.
Nur kurz schaute sie zu ihm und wirbelte dann zu mir herum.
Schnell genug brachte sie ihr Schwert zwischen sich und meinen Dolch.
Ich sprang einen Schritt zurück und knurrte sie an. Anders kann ich das Geräusch, welches aus meinen Mund kam, nicht beschreiben. Aber ich war wütend. Es war schlimm genug, dass wir uns gegenseitig töten mussten, aber Cristal schien es zu genießen, dieses Mädchen zu quälen.
Auch der weibliche Tribut aus Distrikt 5 schien vor mir zu erschrecken, denn sie robbte Richtung Abhang, um etwas von uns weg zukommen.
Ich ignorierte es. All meine Instinkte schrien danach Cristal zu besiegen. Dafür zu Sorgen, dass sie niemanden mehr quälen würde.
Um mich herum verblasste alles, nur dieses Ziel zählte.
Nur schleierhaft erkannte ich, wie auch Mason und Dillian in einen Kampf verstrickt waren.
Cristal überwand ihren Schock und stürzte gleichzeitig mit mir los.
Ihre Waffe war länger, aber sie war langsamer. Der zweite Dolch war in meiner Hand, bevor ich sie überhaupt wieder erreicht hatte und ich werte ihren Schlag ab. So ging es eine Weile hin und her. Ausweichen, schlagen, parieren. Für Außenstehende wirkte es wahrscheinlich wie ein eingeübter Kampf, für uns bedeutete es, dass der erste Treffer über den Sieg entscheiden würde. Wer Leben würde.
Als sie wieder zu einem weiten Schlag ausholte, sah ich meine Chance.
Ich duckte mich unter ihrer Waffe hindurch und holte auf die nun ungeschützte Seite aus. Cristal war schnell und versuchte auszuweichen, aber sie war nicht so schnell wie ich. Mit meiner Klinge streifte ich sie.
Keine große Verletzung, nur eine schmerzhafte. Aber ein Zeichen für uns beide, wer die Oberhand behalten würde.
Während sie schon schwer keuchte, war ich noch kaum aus der Puste. Ich wusste, ich würde sie schlagen und dieses Gefühl tat gut.
Doch ich hatte nicht mit ihrer Hinterhältigkeit gerechnet.
Durch unsere Kampfaktionen waren auch wir wieder gefährlich nahe an der Klippe angekommen, wie ich einen Moment zu spät realisierte.
Ich sah wie sie mit dem Fuß ausholte und machte mich bereit, ihr wieder auszuweichen. Doch sie trat nicht nach mir.
Blitzschnell drehte sie sich um und trat dem anderen Mädchen gekonnt an die Schläfe.
Danach passierte alles in Zeitlupe.
Das Mädchen kippte nach hinten über den Abhang.
Ich hätte in diesen Moment leicht Cristal umbringen können aber irgendetwas in mir wollte dieses Mädchen retten.
Nicht so.
So sollte sie nicht sterben.
Also sprang ich nach vorne, stieß Cristal nur zur Seite weg, damit sie, das Gleichgewicht verlor und griff nach gut Glück über den Abhang.
In genau der richtigen Sekunde erwischte ich noch die Hand des Mädchens.
Der Ruck ging durch meinen ganzen Oberarm und in meine Schulter. Ich spürte wie sich in meinen Arm etwas schmerzhaft dehnte.
Der Schmerz ließ mir Tränen in die Augen schießen, aber ich konnte nicht loslassen. Besonders als das Mädchen meine Hand bemerkte und ebenfalls zugriff.
Wir sahen uns in die Augen.
Ihr Blick war voller Panik. Das Wasser, welches durch die Schlucht rauschte, und aus ihr einen reißenden Fluss machte, zog wie ein Tier an ihr, das sich seiner Beute bewusst war.
Hinter mir merkte ich, wie Cristal sich langsam wieder hoch kämpfte und gleichzeitig stellte ich fest, wie ich langsam nach vorne gezogen wurde.
Ich wusste genau, dass Cristal hinter mir war, aber ich konnte nicht loslassen.
Der Blick des Mädchens war mittlerweile flehend und ich wollte ihr nicht die Hoffnung nehmen. Ich wollte sie nicht gehen lassen.
Ich bekam kaum mit was hinter mir geschah aber auf einmal stand das Distrikt Eins Mädchen halb über mir, meinen eigenen Dolch in der Hand.
Auf den Schmerz gefasst, umfasste ich die Hand des Mädchens nur noch fester.
Doch der Angriff kam nicht.
Ich hörte zwar wie meine Waffe auf Fleisch traf, aber es war nicht mein eigenes. Dillian war über mir aufgetaucht und hatte den Dolch abgefangen. Er drängte Cristal zurück und ich sah sie nicht mehr, aber ich wusste er war getroffen.
Verdammt.
Das Mädchen sah mich immer noch an. Sie schien zu wissen was ich dachte, denn ihr Blick wurde verstehend.
Ich griff wieder kräftiger nach ihr.
Nein, sie verstand nicht. Ich müsste sie nur hochziehen!
Als ich jedoch versuchte, den Arm, mit dem ich sie hielt, auch nur einen Millimeter zu bewegen, schoss ein noch schlimmerer Schmerz durch meinen Arm als zuvor.
Das Gefühl war kaum zu ertragen und ich zog scharf die Luft ein. Ich spürte wie meine Finger langsam taub wurden.
Das Wasser wurde immer stärker und unser Griff immer schwächer.
Tränen liefen über das Gesicht des Mädchens.
Hinter mir vernahm ich weiterhin Waffen klirren und ich drehte leicht meinen Kopf herum.
Dillian kämpfte allein gegen die beiden Tribute aus Eins, während Haymitch versuchte zu mir zu gelangen, um mir zu helfen.
Cristal oder Mason versperrten ihm jedoch immer wieder den Weg, während sie weiter auf Dillian einschlugen.
Als ich dachte, Dillian könnte nicht mehr länger durchhalten, flog eine Axt aus dem Wald und traf Mason am Hinterkopf.
Er brach auf der Stelle tot zusammen.
Cristal, komplett verwirrt, vergaß Dillian, der dies ausnutze und zustach.
Sie war noch nicht einmal richtig zusammengebrochen, als Lupo aus dem Wald geschossen kam und sie mehr oder weniger köpfte, während er vorbeilief.
In der Weile war die Hand des Mädchens schon verdächtig weit aus meiner Hand gerutscht und es hörte nicht auf.
Ich konnte meinen Arm nicht mehr bewegen, spürte meine Finger nicht mehr und auch dem Mädchen ging die Kraft aus.
Ich sah sie an, in dem Moment in dem sie aufgab.
"Lupo!", versuchte ich das rauschen zu übertönen.
Er schien mich gehört zu haben, denn ich spürte wie jemand auf uns zukam.
Ich wusste, dass er nicht hier war um uns zu retten, sondern sie.
Dieses kleine Mädchen, welches er liebte.
Zu spät, er würde zu spät sein.
"Danke"
Ich hörte das Wort kaum, welches über ihre Lippen kam, als das ich es mehr sah.
In dem Moment in dem eine riesige Pranke neben mir nach unten schoss, konnte ich sie nicht mehr halten.
Nur um Millimeter verfehlte Lupos Hand die Ihre und griff ins Leere.
Sie fiel nicht weit und wurde sofort von den Wassermassen verschluckt.
Zwei Kanonenschüsse ertönten, als Lupo und ich, beide in unseren Positionen verharrten.
Nur langsam wagte ich es mich aufzurichten.
Mein Arm und meine Schulter schmerzten immer noch, aber nicht mehr so schlimm. Ich konnte Lupos Blick, der immer noch auf die Stelle gerichtet war, an dem das Mädchen gerade noch gewesen war, nicht deuten.
Wut? Verzweiflung?
Ich robbte von ihm weg.
Da er in seiner Erstarrung verharrte, kämpfte ich mich langsam weiter zu Dillian vor, der schwer atmend zwischen den beiden Leichen hockte.
Er war verletzt.
Aus mehreren Wunden floss Blut.
Es war umsonst gewesen.
Dillian war verletzt worden für nichts. Nur weil ich sie retten wollte und nicht einmal das hatte funktioniert.
Als ich bei ihm ankam, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten.
Ich murmelte immer wieder, dass es mir Leid tat. Ich konnte nicht aufhören, bis sein Arm nach vorne schoss und mich an ihn drückte.
Haymitch kam zu uns. Gott sei Dank war er unverletzt.
Er kniete sich auf die andere Seite von Dillian und schaute in Richtung Lupo, der sich in dem Moment aufrichtete.
Er nahm seine Axt, die er auf den Weg zum Abhang verloren hatte, wieder auf und kam auf uns zu.
Im ersten Moment dachte ich, dass er uns angreifen würde und wollte mich schon bereitmachen.
Doch dann sah ich durch den Regen die Tränen die über sein Gesicht liefen.
Er war gebrochen. Jeder Lebenswille war aus ihm verschwunden.
Unsere Blicke trafen sich.
Gerade als ich etwas sagen wollte, mich entschuldigen, ertönte ein weiteres mal die Kanone.
Sie war tot.
Es war als wenn auch Lupo in diesem Moment starb.
Sein Blick brach. Er ging langsam weiter.
Als er an uns vorbei ging, schaute er uns nicht an. Er ließ einfach nur die Waffe neben Haymitch fallen, und verschwand im Wald.
Er brauchte sie nicht mehr. Er wollte nicht mehr kämpfen.
Ich klammerte mich an Dillian und merkte, wie auch seine Hand krampfhafter zugriff.
Wahrscheinlich hätten wir noch ewig so gesessen wenn Haymitch nicht irgendwann die Stille leise gebrochen hätte.
"Wir müssen hier weg. Ihr kennt die Regeln. Und außerdem müssen wir uns deine Wunden ansehen."
Er sprach jetzt direkt zu Dillian, der darauf mehr reagierte als ich.
Langsam erhob er sich, wodurch er mich mehr mitzog, als das ich ihm half.
So wie wir standen änderte sich dies schlagartig.
Schnell griff ich unter seinen Arm, um sein Gewicht besser tragen zu können. Haymitch ergriff die andere Seite.
Langsam gingen auch wir in den Wald. Wir brauchten eine neue Stelle an der wir uns ausruhen könnten.
Drei weitere Tribute waren tot.
Nur langsam wurde mir klar welchen hohen Preis wir alle dafür zahlen mussten.
Ich hoffte, ich würde wenigstens Haymitch besser retten können, als das Mädchen.
Mich überkam die Angst, dass ich auch das nicht schaffen würde.

Primrue Mellark | Ungewolltes ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt