Wir gingen schweigend in einer Reihe. Als wir im Schutz der Bäume waren, übernahm Dillian die Führung. Haymitch ging in der Mitte und ich hinten.
Ich wusste, dass es Haymitch nicht gefiel so beschützt zu werden von uns beiden, aber er blieb still.
Durch die ganze Hektik bemerkte ich die Bögen auf Dillians Rücken erst, als er einen der beiden Haymitch gab und dazu ein paar Pfeile. Den anderen behielt er selbst. Beide waren schwarz und unauffällig.
Desweiteren hatte er auch eine Tasche und einen Dolch.
Wir waren eigentlich ziemlich gut davon gekommen.
Alles war sehr unauffällig. Schwarz. Genau wie unsere Kleidung. Passend zu dem Dickicht durch das wir gingen. Mit jedem Schritt den wir tiefer in den Wald gingen wurde es schwerer irgendwo hindurch zukommen.
Das war kein Wald wie in unserem Distrikt. Die Bäume wurden immer größer und höher. Es gab auch niedrigere aber irgendwas an ihnen störte mich. Wenn wir auf einen Baum klettern würden, müssten wir einen Weg finden, auf die Großen zukommen.
Da wir noch nicht angehalten hatten, hatte ich keine Zeit zu schauen, was überhaupt in meiner Tasche war und so beschloss ich, Dillian erst einmal weiter zu folgen. Schweigend kletterten wir über riesige Wurzel, duckten uns unter tief hängenden Ästen durch. Es war fast surreal, wie leise es hier war. Durch das immer dichter werdende Blätterdach, kam immer weniger Licht.
Wir gingen bald durch eine grüne Schattenwelt.
Trotz allem schien es, als wäre die Luft hier noch stickiger. Die Kleidung klebte an mir und das Atmen fiel schwerer aber es war immer noch besser, als in dieser unerträglichen Sonne, die die Augen reizte. Es war anstrengend, doch keiner von uns beschwerte sich, keiner sagte etwas, als wenn wir warten würden.
Bis zu dem Moment wo ich es hörte, wusste ich selber nicht, dass ich darauf gewartet hatte.
Der erste Kanonenschuss hallte durch den Wald.
Das Blutbad war beendet.
Prompt hielten wir alle drei an, ohne uns anzusehen und zählten. Zumindest tat ich es.
Zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun...
Ich wartete noch kurz, doch es war endlich vorbei.
Neun.
Dillian und Haymitch schauten mich an.
Neun tote Jugendliche. Einfach so. Neun Leben vergeudet.
Ich sah in den Augen meines Verbündeten, dass auch er daran geknabbert hatte. Hatte er auch jemanden töten müssen? Bestimmt.
Ein Bogen war wertvoll, da man damit aus der Distanz töten konnte und er hatte uns zwei besorgt. Wie viele mussten dafür sterben?
Das Gesicht des Jungen tauchte vor meinen Augen auf und ich hörte wieder das Schluchzen des Mädchens. Zwei. Zwei waren wegen mir tot.
Ich seufzte laut auf.
Damit unterbrach ich die Stille und Dillian schlug vor: "Lasst uns kurz Pause machen und schauen, was wir überhaupt dabei haben."
Ich nickte zustimmend. Es brachte nichts, dumm durch die Gegend zu laufen, wenn wir nicht einmal wussten, was wir hatten.
Also machten wir es uns bequem und begutachteten unsere Beute. Wir hatten alle gut zugegriffen.
In jeder Tasche befanden sich Essen und Wasser, dazu Verbandszeug.
Ich hatte einen voll ausgestatteten, kleinen Erste Hilfe-Koffer mit Tabletten und selbst Nähzeug. Dazu noch ein Seil, was erklärte warum meine Tasche so verdammt schwer war.
Der Vorteil war, dass wir nun eine Möglichkeit hätten auf die großen, stämmigen Bäume zu klettern, ohne das uns jemand ohne Seil folgen konnte.
Haymitch zauberte einen Schlafsack aus seiner Tasche heraus, der im Notfall groß genug für zwei sein würde.
Da einer von uns immer Wache halten würde, war dies perfekt.
Dillian konnte eine Decke zu unserer Ausbeute reichen. Weiter unten fand ich noch eine kleine Flasche. Ich zog sie heraus und schaute sie mir verwirrt an. Die Farbe war fast lächerlich. Ein wässriges rosa. Was war das?
"Gift", erklärte Dillian und ich schaute zu ihm. "Wurde in Distrikt 2 hergestellt. Eigentlich sollte es ein neues Heilmittel gegen Brandwunden und Vergiftungen werden aber irgendwas lief schief. Bevor sie es zerstörten, hatten die Offiziere es konfisziert und zu einer Waffe umgearbeitet."
Nett, dachte ich mir, blieb aber ruhig.
Wir hatten Glück gehabt.
Alles wichtige war vorhanden, aber das Wasser würde bei den Temperaturen höchstens zwei Tage reichen. Dillian reichte gerade eine Flasche an Haymitch, damit er trank.
"Wir sollten als erstes Wasser finden und nebenbei Ausschau halten nach einem geeigneten Platz zum schlafen.", schlug er vor.
Ich war einverstanden und auch Haymitch nickte.
Gerade als wir alles wieder zusammengepackt hatten trafen uns wenige Wassertropfen.
Regen? Es fing wirklich an zu regnen.
Viel kam nicht durch das Blätterdach, also gingen wir weiter. Der Regen wurde jedoch immer stärker und schon bald waren wir völlig durchnässt. Es war nicht so schlimm, da die Schwüle nicht wirklich gemildert wurde und das Regenwasser eher lauwarm war. Dillian streckte seine Hand aus und fing ein paar Tropfen auf, bevor er sie trank.
Kurz erschrak ich, aber er grinste mich an: "Geht!"
"Schön. Was, wenn es vergiftet gewesen wäre?", fuhr ich ihn an und marschierte an ihm vorbei.
Ich musste fast über seinen verwirrten Gesichtsausdruck lachen, aber ich war wütend. Wie konnte er so was tun.
Ja, im erste Hilfe Kasten war auch Gegengift, welches gegen fast alles half, aber bis ich es raus geholt hätte, wäre er vielleicht schon tot gewesen. Und das machte mir Angst. Ich wollte nicht das er starb, zumindest noch nicht. Und was machte er ohne zu überlegen?
Ich schien wütend genug auszusehen, denn keiner der beiden sprach mich an. Haymitch reihte sich hinter mir ein und Dillian übernahm wortlos das Ende unserer kleinen Gruppe. Nun führte ich uns. Nur das ich keine Ahnung hatte wo ich hingehen sollte. Gerade als ich meine Sturheit aufgeben wollte, um Dillian zu sagen er solle wieder vorgehen, hörte ich etwas.
War das eine Stimme?
Ich blieb sofort stehen und warf mich auf den Boden. Ohne zu fragen was los war, taten es Dillian und Haymitch mir nach. Brav.
Langsam robbte ich weiter nach vorne, um festzustellen, dass nicht weit von uns entfernt, etwas tiefer gelegen der Junge aus Distrikt 7 war.
Ich suchte die Gegend nach einer zweiten Person ab, als ich bemerkte, dass er mehr mit sich selber redete, als mit jemand anderen. Oder besser gesagt schimpfte. Auch ein Weg seinen Frust loszuwerden.
Gott sei Dank schien er uns nicht bemerkt zu haben.
Er stand vor einer Höhle und suchte nach noch trockenem Holz oder irgendwas in der Art. Anscheinend hatte er die bessere Wahl als seine Partnerin getroffen und war gleich weggelaufen, zumindest sah ich keine Waffen oder andere Utensilien, die er sich vom Füllhorn mitgenommen hatte.
Neben mir tauchte Dillian auf und ich war überrascht, dass ich nicht erschrak.
"Wir würden ihn ohne Probleme schaffen. Einer weniger und wir hätten auch einen trockenen Schlafplatz.", schlug er mir vor.
Gesprochen, wie ein Soldat, dachte ich sarkastisch, versuchte aber herauszufinden, was mir daran nicht gefiel. Nicht das ich jemanden unbedingt töten wollte, aber er hatte Recht, es wäre einfach ihn jetzt aus dem Weg zu schaffen. Irgendetwas mochte ich aber nicht an der Situation. Ich schaute mich weiter um, versuchte das ungute Gefühl einzuordnen. Als mein Blick zu der Höhle fiel, wusste ich es.
"Nein", gab ich nur von mir.
Als Dillian mich fragend anschaute versuchte ich es ihn zu erklären.
"Dieser Regen, irgendwas ist nicht normal an ihm und bevor ich mir nicht sicher sein kann, will ich nicht in einer sich absteigenden Höhle schlafen, die nur einen Ausgang hat."
Kurz überlegte er und nickte dann.
"Sollen wir ihn trotzdem..."
Er sprach nicht weiter aber ich wusste was er wollte und schüttelte nur den Kopf.
Ich wollte heute nicht noch mehr umbringen. Also schlichen wir uns wieder leise davon und schlugen einen anderen Weg ein.
Ich suchte nach einen passenden Baum für die Nacht. Mittlerweile spürte ich den Regen kaum noch, so durchnässt war ich, aber mir viel auf das es langsam kälter wurde. Eine unnatürliche Kälte. Als ich endlich einen passenden Baum sah, musste ich mich beherrschen, nicht mit den Zähnen zu klappern. Dillian und Haymitch kamen zu mir und begutachteten den Baum.
"Da rauf?", fragte mein Bruder, nicht wirklich überzeugt und ich grinste ihn an.
"Da rauf." Dillian versuchte erst gar nicht mir zu widersprechen, sondern suchte einfach nur das Seil aus meiner Tasche.
Um es zu erschweren machte er an dem einen Ende einen Knoten und warf es dann. Er brauchte ein paar Anläufe bis es endlich über den Ast fiel, aber nach ein paar Minuten hatte er es.
"Okay, du zuerst.", sagte er zu mir.
Ich hatte keine Angst vor dem Klettern, nur zitterten meine Arme mittlerweile so stark, das ich mir Sorgen machte, es nicht zu schaffen. Sagen wollte ich natürlich nichts. Ich wusste nur, wenn ich abstürzen und dabei sterben sollte, würde "Großvater" sich zuhause halb totlachen und meinen Eltern erklären, dass er immer gesagt hätte, das mich meine Sturheit irgendwann einmal umbringen würde.
Mit einem meiner Dolche zwischen den Zähnen nahm ich die eine Seite des Seiles, während Dillian die andere Seite festhielt. In dem Moment in dem ich anfing, mich an dem Seit hochzuziehen, stemmte er sich dagegen. Langsam kämpfte ich mich nach oben, wobei mir schon nach wenigen Metern die Oberarme brannten.
Der Baum war nass und glitschig.
Mit den Füßen fand man kaum Halt. Selbst wenn jemand mit gleichen Equipment versuchen würde hier hoch zu kommen, wir würden es bemerken. Zumindest wenn wir erst einmal selber hochkommen würden.
Auf halber Strecke war ich mir nicht mehr so sicher ob ich wirklich den besten Baum ausgesucht hatte, aber als ich endlich an dem Ast ankam und nun noch etwas weiter nach oben über die Äste kletterte, wurde ich mehr als überrascht.
Jemand hatte diese Baum speziell gezüchtet und so wachsen lassen, denn in der Mitte war eine regelrechte Kuhle, die wie als Lager geschaffen war. Und das Beste daran war, das alles trocken war. Die Äste und Blätter verliefen so, dass der mittlerweile sehr starke Regen nicht hindurchkam.
Dies war als Lagerplatz geplant, da war ich mir sicher.
Man musste ihn nur finden.
An einem Ast neben mir befestigte ich das Seil und zog kurz daran. Als ich mir sicher war, das es hielt, gab ich Dillian ein Zeichen. Ich sah zu, wie Haymitch sich behände an den Aufstieg machte und wurde ein wenig neidisch. Er war schon immer darin besser gewesen als ich. Ich kletterte durch die Äste, in die Kuhle. Hier oben war es etwas wärmer, aber durch das nicht mehr ständige Wasser das auf einen tropfte, spürte ich noch mehr die Kälte.
Um mich herum war alles grün, aber zumindest sah ich keine Jägerwespennester oder andere Kleintiere, die uns gefährlich werden könnten. An den Seiten, sah ich sogar ein wenig vom Himmel, der nun langsam dunkel wurde.
Mein Bruder war schnell, aber eindeutig geschafft, als er oben ankam. Er setzte sich in eine der Ecken, zog die Knie an und legte seinen Kopf darauf.
Er zitterte. Ob vor Kälte oder Anstrengung wusste ich nicht.
Erst die Hitze, der Regen und jetzt die Kälte hatten auch mir zu gesetzt aber ich hatte vergessen, das Haymitch nicht jeden Tag wie ich trainiert hatte. Trotzdem hatte er sich nicht einmal beschwert.
"Geht es dir gut Krümel?", fragte ich leicht besorgt und er nickte nur.
Ich war nicht sehr überzeugt und ging zu ihm hinüber. Er atmete schwer. Warum war mir das nicht eher aufgefallen?
Ich holte eine Wasserflasche heraus und hielt sie ihm hin.
"Hier, trink was." Er wollte widersprechen, doch ich ließ ihn nicht, "Es bringt uns nichts, wenn du zusammenbrichst."
Vielleicht klang das ein bisschen zu hart, denn er schaute mich entschuldigend an, bevor er die Flasche nahm.
"Trink langsam", ermahnte ich ihn, als er einen viel zu großen Schluck nahm und sich verschluckte.
"Alles okay?"
Ich erschrak, als ich Dillians Stimme hinter mir vernahm. Er war auch oben angekommen und rollte gerade das Seil ein. Ich schaute nochmal zu Haymitch, der jetzt langsam trank. Sein Gesicht war trotz der Kälte rot.
"Nein" Ich entschied mich für die Wahrheit. "Wir haben ihn überanstrengt. Es geht ihm nicht gut."
Ohne etwas zu sagen, beugte er sich zu Haymitch hinunter und schaute ihn an. Mein Bruder grinste ihn mit seinen Lausbubenlächeln an und selbst Dillian konnte nicht widerstehen, es zu erwidern, aber er wurde schnell wieder ernst.
"Das nächste mal sagst du bescheid, wenn du eine Pausen brauchst.", versuchte er Haymitch klar zu machen.
"Ich wollte uns nicht aufhalten", verteidigte mein Bruder sich und schaute zum Boden.
Ich wusste, dass er sauer auf sich selbst war, als auf uns und deswegen legte ich ihn eine Hand auf die Schulter.
"Vergiss nicht, dass ich täglich trainiert habe und Dillian seit er ein kleines Kind ist zum Soldaten gedrillt wird. Du musst es sagen. Wir sind ein Team, schon vergessen? Was wenn wir angegriffen werden und laufen müssen? Hättest du das jetzt noch geschafft?"
Kurz funkelte er mich böse an, bevor ihm klar wurde was ich sagte. Er senkte seinen Kopf und schüttelte ihn.
"Na gut", mischte sich nun wieder Dillian ein, "Jetzt isst du was, und dann legst du dich schlafen, damit du bis morgen wieder fit bist."
Bevor Haymitch überhaupt etwas sagen hätte können, hatte ihn Dillian etwas Brot und Trockenfleisch in die Hand gedrückt. Er gab auch mir etwas, dann bediente er sich selbst. Wir aßen schweigend. Ich hatte nicht wirklich Hunger, versuchte aber trotzdem alles aufzuessen.
Als wir fertig waren, packte Dillian den Schlafsack aus und verfrachtete meinen Bruder hinein.
Dieser beschwerte sich nicht einmal, was mir zeigte, dass es ihm wirklich nicht so gut ging. Er murmelte etwas von, dass wir ihn wecken sollten, wenn er mit der Wache dran wäre. Mitten im Satz schlief er jedoch ein und als ich Dillian anschaute war uns beiden klar, dass wir ihn nicht wecken würden.
Mit Haymitch, der, ausgebreitet im Schlafsack lag war nicht mehr soviel Platz in der Kuhle und wir saßen eng aneinander. Es war trotzdem noch kalt und ich versuchte nicht zu zittern. Nach einer Weile konnte ich es nicht mehr verbergen.
Dillian zog die Decke aus seiner Tasche und legte sie um uns beide.
"Danke", sagte ich mit einem Aufseufzen.
Sie musste ebenfalls aus einen bestimmten Stoff sein, denn mir wurde sofort wärmer.
Eine Weile saßen wir nur nebeneinander.
Ich beobachtete die ganze Zeit Haymitch, der nun friedlich schlief. Seine Gesichtsfarbe war wieder normal und er atmete gleichmäßig. Er sah so unglaublich jung aus.
Dann ertönte die Nationalhymne.
Haymitch schreckte hoch.
Er brauchte kurz um sich zu orientieren, dann schaute er in den Himmel. Wir taten es ihm nach. Gleich würden wir wissen wer schon gestorben war.
Die Nationalhymne verstummte und das erste Gesicht tauchte auf.
Lessa.
Oh nein. Hatte ich sie doch getötet? War jemand über sie hergefallen, als sie noch unten lag?
Ich schaute zu Dillian und versuchte aus seinen Blick zu lesen wie er es aufnahm, aber er verzog keine Miene.
Das Bild wechselte und man sah beide Tribute aus Distrikt 3, dann den Junge aus 4. Beide Tribute aus 6, das Mädchen aus 7 und beide Tribute aus 9.
Alle die ich als wichtig oder gefährlich eingestufte hatte, lebten also noch.
Haymitch schaute kurz zu mir, bevor er sich, ohne etwas zu sagen, wieder hinlegte. Gott sei Dank schlief er schnell wieder ein.
Stille legte sich wieder über uns. Alles im Wald schlief.
Das einzige was man hören konnte, war der ständig stärker werdende Regen. Obwohl Sintflut es mittlerweile besser traf.
Innerlich hoffte ich, dass der Junge aus Distrikt Sieben nicht eingeschlafen war und die Gefahr erkennen würde, welche diese Wassermassen für die Höhle bedeuteten. Ich wollte nicht, dass der Junge so sterben musste aber was wollte ich dann für ihn? Das ich ihn niederstach?
"Kanntest du sie gut?"
Ich sprach, bevor ich überhaupt darüber nachdachte. Dillian schaute mich kurz verwirrt an, dann verstand er.
"Nein"
Seine Aussage kam zu prompt, zu geübt.
Ich starrte ihn nur weiter an, bis er endlich anfing leise zu erzählen: "Sie war zwar bei uns Soldaten, aber nur wegen ihrem Vater. Sie wollte das nie. War auch nie wirklich gut. Sie dachte, jeder würde auf sie aufpassen. Sie wollte eine Allianz mit mir. Ich hab ihr nie zugestimmt, aber auch nie abgelehnt. Ich denke... Wahrscheinlich dachte sie, ich würde sie beschützen..."
Aber du hast dich für uns entschieden, hängte ich in Gedanken an.
Ich wollte nicht, dass er sich schuldig fühlte, aber ich verstand. Da ich genauso fühlte, und er es mir gestanden hatte, erzählte auch ich.
"Sie hat mich angegriffen. Ich... ich wollte sie nicht töten oder so aber sie drückte mir die Luft ab. Ich stieß sie von mir und dabei fiel sie den Abhang runter. Ich dachte eigentlich, dass sie noch leben würde. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher."
"Das war ihre Schuld, nicht deine. Ich hatte sie gewarnt, dass sie sich von dir fernhalten soll, aber sie hat nicht auf mich gehört.", beschwichtigte mich Dillian.
Reden tat gut und so fragte ich: "Musstest... Hast du einen von den Tributen getötet?"
"Ja, den Jungen aus Distrikt 9. Er hatte einen der Bögen und schoss auf mich. Er war nicht gut, ich war besser..."
Mehr brauchte er nicht zu sagen. Ich verstand.
Dillian wollte fragen, traute sich aber nicht, das sah ich. Ein Seufzen kam über meine Lippen.
"Den Jungen aus vier und das Mädchen aus sieben..."
Damit war alles gesagt. Wir schwiegen uns wieder an, bevor er vorschlug: "Schlaf ein bisschen. Ich pass auf."
"Nein", sagte ich ein wenig zu schnell und energisch, "Ich bin nicht müde!"
"Primrue"
Sanft hörte ich seine Stimme neben mir und plötzlich waren Tränen in meinen Augen. Ich sah wieder den Jungen und das Mädchen. Ich wusste nicht einmal ihre Namen.
"Ich hab sie getötet Dillian. Einfach so. Sie hatten beide solche Angst. Das Mädchen hat geweint. Ich...sowie ich die Augen schließe sehe ich sie und höre ihr weinen."
"Du hattest keine Wahl.", versuchte Dillian mir zu erklären.
Er sah, dass ich zwar nickte aber immer noch mit den Tränen kämpfte. Ich wusste, dass er Recht hatte, konnte es aber irgendwie nicht in den Kopf bekommen.
"Sie haben dich angegriffen, oder?"
Wieder nickte ich.
"Also, was hättest du tun sollen? Dich töten lassen? Haymitch hier alleine zurücklassen? Hoffen, dass ich auf ihn aufpasse? Das ist nicht deine Art, Primrue! Du hast dich freiwillig für deinen Bruder aufstellen lassen! Du bist bereit für ihn zu sterben. Du gibst nicht so einfach auf und du brichst auch jetzt nicht zusammen, okay?"
Seine Worte kamen durch.
Er hatte Recht. Ich hatte mich nur verteidigt, nur versucht, Haymitch zu beschützen. Ich bekam die Tränen wieder unter Kontrolle, bevor sie fließen konnten.
"Danke", sagte ich leise und Dillian lachte leicht auf.
"He, dafür bin ich da. Immer zu Diensten. Und jetzt Schlaf, versuch es zumindest."
Mit einen Nicken stimmte ich zu aber hinlegen war nicht drin. Dafür war zu wenig Platz. Ich hätte mich mit zu Haymitch zwängen können aber ich wollte ihn nicht aufwecken.
Ohne Worte schien Dillian zu verstehen.
Sein Arm legte sich auf einmal um mich, sodass ich mich an ihn lehnen konnte.
Am Anfang war die Situation ein wenig verkrampft, aber ich entspannte mich schnell.
Ich war mir sicher nicht schlafen zu können, aber ich versuchte es. Und bevor ich es merkte, war ich in der Sicherheit seiner Arme, eingeschlafen.
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Primrue Mellark | Ungewolltes Erbe
Fiksi PenggemarMein Name ist Primrue Mellark und ich bin die Tochter von Katniss und Peeta Mellark, Gewinner der 74. Hungerspiele und Überlebende der Rebellion. Dies ist meine Geschichte... Teil 2: http://www.wattpad.com/story/19788964-primrue-mellark-2-ungewollte...