Kapitel 17 - Warum ich meinen Bruder nicht mag

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James

Ungeduldig ging ich im Salon auf und ab. Wo blieb mein Bruder?
Es hatte einen Grund gehabt, dass ich ihn nicht mit Victoria allein lassen wollte.
Ich hätte auf mein verdammtes Gefühl hören sollen!
Seine Gefühle, die ich, wenn ich ihm in die Augen sah, genauso spürte wie meine eigenen und denen ich definitiv nicht traute.
Wenn er Victoria etwas antat...

„Ich versteh dich gut, Bruderherz, sie ist wahrhaft eine Göttin."

Ich fuhr herum und schlug ihm ins Gesicht. Damit hatte er nicht gerechnet.
Ha!

„Was hast du mit ihr gemacht?", knurrte ich. Er sah mich an.

Überheblichkeit, Triumpf, Ruhe.
Ich wollte gar nicht wissen, was er in meinen Augen las.
„Mal ehrlich, warum gehst du davon aus, ich hätte etwas gemacht? Vielleicht hat sie ja auch etwas mit mir gemacht", erwiderte er und grinste.
Meine Wut wandelte sich in Panik. Mist, ich hatte nicht rechtzeitig den Blickkontakt unterbrochen.

Befriedigung.

Bisher hatte ich nicht in Erwägung gezogen, dass Victoria sich für meinen Bruder interessieren könnte, hatte Angst um sie gehabt, aber jetzt musste ich mir eingestehen, dass mein Bruder auf Frauen doch auch eine gewisse Anziehungskraft besitzen musste, so wie ich auch.

„Spannend. Du bist wütend auf mich, wenn ich mich an Victoria ranmache. Aber der Gedanke, dass sie sich an mich rangemacht haben könnte, verletzt dich", murmelte er vor sich hin, „James, kann es sein, dass du dich vielleicht in sie..."

„Nein!"
Wie kamen alle darauf, dass ich Victoria lieben würde? Sie sah aus wie eine Göttin und küsste auch so, aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, den Rest meines Lebens mit ihr zu verbringen.

„Du warst nie eifersüchtig, hast nie mehr als eine Nacht mit dem selben Mädchen verbracht. Und jetzt weißt du nicht mal, ob etwas zwischen mir und ihr passiert ist und schlägst mich", erklärte Ben.

Ich begann wieder auf und ab zu gehen.
„Es ist lediglich ihr Körper, glaub mir. Diese eine Nacht, die ich mit ihr verbracht habe...", ließ ich den Rest des Satzes in der Luft hängen in Erinnerung an jene Nacht am Strand.
Ben lachte.

„Eine Nacht? Was ist los mit dir, dass du sie erst einmal soweit gekriegt hast? Was ist aus dem Frauenhelden James White geworden? Du könntest sie jeden Abend haben!" „Vielleicht", stieß ich spöttisch aus, „Wenn sie mich nicht so verabscheuen würde. Zurecht. Ich hab sie ins Gefängnis gebracht, ihre Familie dazu gebracht, sie zu verstoßen und wozu? Weil ich eifersüchtig auf ihren Ehemann war."

„Warum hast du ihr nicht gesagt, dass du sie liebst? Sowas hält Frauen manchmal vom Heiraten ab", schlug Ben verständnislos vor.
Ich fuhr mir durch die Haare.

„Ich liebe sie aber nicht! Feen können nicht lieben und du solltest das am besten wissen", rief ich frustriert und drehte mich zu meinem Bruder um.

„Dann lüge sie an, verdammt nochmal!"
Er ging auf mich zu und eine Weile starrten wir uns an. In seinen Augen sah ich, dass er es ernst meinte.

„Sag ihr, dass du sie liebst, geh vor ihr auf die Knie und wenn sie dir lästig ist, brichst du ihr das Herz, das ist ganz einfach."

Ich löste meinen Blick von seinem.
Was war mir meine Ehre wert, wenn ich überhaupt welche besaß?
Ich liebte Victoria nicht. Nicht, wie man es von einem Mann, der eine Frau liebt, erwartet, jedenfalls, aber trotzdem bedeutete sie mir viel.
Obwohl ich wusste, dass sie mich nicht leiden konnte, vertraute ich ihr.
Und sie vertraute mir, weil ihr diese Welt noch so neu war.
War ich bereit diese Basis, auf der alles aufbaute, zu zerstören?

Ich wusste es nicht.

Sicher, wäre ich mein Bruder gewesen, hätte ich es ohne zu zögern getan.
Aber ich war nicht mein Bruder.
Ich war ich.
James White.
Ich hatte Mitgefühl und das machte mich verletzlich. Das war der Grund aus dem ich es immer hinter der Maske des arroganten Piraten versteckte.
Mitgefühl wurde zu schnell gegen einen verwendet.

„Ich bin müde, ich gehe ins Bett", sagte ich und ging zur Tür, obwohl ich kein bisschen müde war. Ich hielt es nur keinen Augenblick länger mit Ben aus.

„Lass mich dich noch eben zu deinem Zimmer bringen", sagte Ben rasch.
„Danke, aber ich denke, ich finde selbst hin", erwiderte ich kalt, „Gute Nacht."

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Wieder mal ein kürzeres Kapitel.

Wir nähern uns dem Ende der Geschichte, dass hoffentlich anders ist, als ihr wenigen treuen Leser es erwartet...

Ich plane danach noch ein Kapitel mit Fekten zu veröffentlichen und eine Zusammenfassung, der wichtigen Entwicklungen in diesem Buch.

~BookEntertainment

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