Theresia
Wir hatten gerade angelegt und gingen von Bord. Ich war so selten an Land, dass es komisch war, dass der Boden nicht schwankte.
Das Herz der Karibik. Die Heimat eines jeden Piraten.
Lachend liefen die anderen der Crew an mir vorbei und verteilten sich auf die Gasthäuser. Ich grinste und folgte ihnen. Beim letzten Mal war ich noch deutlich jünger gewesen und der Rum hatte mich noch nicht in seinen Bann gezogen. Gut, so wirklich hatte er das immer noch nicht getan, aber ich hatte mir vorgenommen heute doch mal etwas zu trinken. Der Geselligkeit wegen.
Also machte ich mich auf den Weg in die dunkle Stadt hinein. Sie kam mir mittlerweile unfreundlicher denn je vor, aber so war das halt bei Piraten.
Ich entschied mich für ein Gasthaus und ging schnurstracks auf die Tür zu. Bevor ich jedoch dort ankam, wurde ich angerempelt und etwas Nasses schwappte über mein Hemd.
„Bist du blind?", fuhr ich den Übeltäter an und drehte mich zu ihm. Ein junger Mann, kaum älter als ich, stand mir gegenüber, eine Flasche von keine Ahnung was in der Hand. Irgendetwas mit Alkohol.
„Psst!", machte er und schwankte etwas, er wollte mir seine Hand auf den Mund legen, doch ich schlug sie weg, „Die sind hinter mir her."
Er zeigte auf eine Kneipe. Ich trat demonstrativ einen Schritt zur Seite und machte eine einladende Geste, dass ich ihn nicht aufhalten würde zu gehen.
„Kannst du mitkommen?", fragte er. Ich zog fragend die Augenbrauen zusammen.
„Wieso?", fragte ich. „Ich find sonst nicht zurück. Hab was getrunken", sagte er, jedoch komplett ohne zu lallen.
„Ja, ist klar", sagte ich wenig überzeugt. Er seufzte kurz und nahm die Flasche in die linke Hand. Dann packte er mit seiner rechten meine linke und rannte los. Das kam so unerwartet, dass ich vorerst damit beschäftigt war, nicht hinzufallen, statt mich loszureißen. Wir waren schon aus der Stadt raus, als es mir endlich gelang und ich meinen Säbel zog.
„Halt!", rief ich und versperrte ihm den Weg, den Säbel auf ihn gerichtet.
„Ist gut!", sagte er und hob so gleich die Hände, offenbar war er nicht bewaffnet.
„Was willst du von mir?", fragte ich ohne den Säbel zu senken.
„Gar nichts", sagte der Mann.
„Und warum ziehst du mich dann in den Wald? Nur um das gleich klarzustellen, ich bin keine Hure", sagte ich.
„Das hab ich nie...", begann er, brach dann jedoch ab.
„Wie heißt du überhaupt?", fragte ich und ließ langsam die Waffe sinken.
„Henry Smith", sagte er und musterte mich von oben bis unten. Ich tat selbiges mit ihm. So schlecht sah er gar nicht aus mit seinen dunklen Haaren und lieben Augen. „Du bist?", fragte Henry.
„Theresia", sagte ich. Wir schüttelten die Hände.
„Also gut, Theresia, Lust was trinken zu gehen?"
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So, dass war jetzt also das erste Spin-Off, in dem sich Theresia und Henry kennengelernt haben.
Wie fandet ihr es?Bald kommt mehr.
~BE
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My way down
Historische Romane1763, Karibik: Victoria Smith, 20, lebt in einer kleinen Hafenstadt, die des Öfteren von Piraten überfallen wird. So auch diesmal. Aber etwas ist anders: nicht nur, dass der gutaussehende Pirat James White ihr eine rätselhafte Nachricht hinterlässt...