Aufbruch (49)

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Erleichtert krabbelte ich in meinem Bett immer weiter nach hinten, versucht Joel auszuweichen, während Hannah lautstark durch das Zimmer stampfte. Mein Hände bebten immer noch vor Angst, während Joel sich langsam umdrehte. Bevor er mir komplett seinen Rücken zugedreht hatte, konnte ich nur noch das ekelhafte Grinsen auf seinem Gesicht sehen. Mal wieder stellte sich auf meinen Armen eine Gänsehaut auf, welche kurz darauf meinen ganzen Körper überzogen hatte.

Hannah sah ihren älteren Bruder fassungslos und um Worte ringend an. Auch sie hatte mit sowas sicherlich nicht gerechnet, auch wenn die beiden sich nicht wirklich sympathisch zu seien schienen. "Du bist krank...", war das Einzige was Hannah hervorbrachte, bevor sie einmal ausholte und ihm mit Schwung eine scheuerte. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, dieser Anblick war ungemein befriedigend.

Ich hörte nur ein entsetztes Schnaufen von Joel bevor er wütend aufsprang und seine Schwester packte und sie hochhob, so, dass sie ihm in seine Augen gucken musste. Sie zappelte stark und versuchte angestrengt zu atmen, was ihr jedoch nicht gelang. Ich hörte Hope neben mir leise winseln als ich sie von meinem Schoß auf das Bett beförderte. Blitzschnell befand ich mich neben den beiden und fing an wild auf Joel einzuschreien, mit der Hoffnung, dass er sich wieder auf mich konzentrieren würde.

Sein kalter Gesichtsausdruck ließ mich jedoch sofort zurückschrecken. Ängstlich wich ich seinen Augen aus und windete mich unter seinem wissendem Blick. Er hatte mich komplett unter seiner Gewalt, schreckte mich nur zu gut ein. Mein Mund war trocken als ich versuchte, Worte herauszupressen. Vergeblich.

Hannah konnte den Moment jedoch nutzen um sich loszureißen. Ihre Augen waren ganz groß und dunkel während sie ihren Bruder anfunkelte. „Ich dachte du hast dich geändert! Haben dir die zwei Jahre Knast denn wirklich GAR NICHTS gebracht?", schrie sie wütend, während er sie ebenfalls zornig betrachtete. Er schüttelte nur perplex mit dem Kopf und für den Bruchteil einer Sekunde meinte ich Reue in seinem Blick zu sehen.

Nachdem er noch einmal kurz ausharrte setzte er sich schnell in Bewegung und ich hörte nur noch, wie er überstürzt die Treppe herunterrannte und die Tür ein paar Sekunden später ins Schloss fiel. Anscheinend hatte seine Schwester irgendwas mit ihren Worten bewirkt, was ihn aus seiner Trance erwachen lassen hatte.

Hannahs Kopf war hochrot angelaufen während sie angestrengt zum Bett taumelte. Auch ich ließ mich nur nach hinten fallen, bevor ich das erste Mal seit den letzten Minuten wieder tief durchatmete. Han neben mir tat jedoch gar nichts. „Kannst du mir bitte erklären, was das alles hier sollte?", fragte ich sie leise. „Das glaube ich kaum...", sagte sie ebenso leise, während sie ihre Tränen unterdrückte.

Mitleid strömte in mir auf und ich drehte mich zu ihr um, um sie in den Arm zu nehmen. Leise schluchzte sie in unserer Umarmung, während ich ihr über den Kopf streichelte. Was für eine Ironie. Sollte ich nicht eigentlich diejenige sein, welche heulend und verletzt nach Zuneigung suchte? Immerhin war ich jene, die er um ein Haar angepackt hätte. Aber ich wollte Hannah auch nicht ein zweites Mal nach den Umständen fragen. Sie war schon verstört genug.

„Bitte schlaf jetzt mit mir ein Hannah.", sagte ich bedächtig und hauchte ihr einen Kuss auf ihre Wange. Sie nickte schniefend und drückte ihren warmen Körper daraufhin noch dichter an den meinen.

Am nächsten Morgen war dann alles ganz anders. Hannah verlor nicht ein Wort über die gestrigen Vorfälle. Ich wusste ganz genau, das sie eigentlich lediglich wieder die Maskerade der emotionslosen und starken jungen Frau aufgesetzt hatte, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Ich wollte es für uns beide nicht noch schlimmer machen als es bereits war. Wenn sie reden wollte, sollte sie reden und wenn nicht, dann sollte es halt so sein.

Nachdem wir unsere Koffer im Auto verstaut hatten und uns notgedrungen mit Erdnussbutter Brötchen vollgestopft hatten, waren wir bereit, aufzubrechen. Endlich zu Jungkook, ihn endlich wieder in meinen Armen halten, seine Wärme, seine Nähe und seine Liebe spüren... Meine Vorfreude trieb mir Schmetterlinge in meinen Bauch, welche froh herumflatterten. Und auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch nichts von dem Kommenden ahnen konnte, so wusste ich ganz genau, das es mir nicht vergönnt war, so einfach mein Happy End zu bekommen.

Because you are my life (♡Jungkook BTS FF♡)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt