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Daniel P.O.V

Es war noch nicht einmal das Ende der letzte Stunde, da spürte ich ihn schon. Ich spürte seine Anwesenheit.

Was macht er hier? Das ist eine Schule!

"Jan." flüsterte ich. "Ich sehe ihn." Mit angespanntem Körper sah Jan nach draußen. "Dass er hier ist, ist kein gutes Zeichen."

Wir wurden ermahnt, aber das war gerade egal.

Ein weißer Anzug, ein schwarzer Gehstock. Alles in allem, ein Mann der aus Kilometern Entfernung herausstach.

"Ihr fahrt Nachhause. Ich rede mit Sandro." Jan widersprach, zum zweiten Mal wurde er jetzt ermahnt.

Er musste den Rest des Unterrichts still bleiben, ansonsten dürfte er Nachsitzen. Die ganze restliche Stunde sah ich immer wieder nach draußen.

Kein Stück bewegte er sich. Als wäre das gar nicht Sandro, sondern nur eine Statue. Die Statue eines alten Geizes, dem nichts heiliger war als sein Geld.

Nach der Stunde schubste mich Jan bei der ersten Gelegenheit gegen die Spinde. "Deine Alleingänge kotzen mich an, ehrlich." Ich drückte ihn von mir weg.

"Geh Nachhause Jan, ich sag's nicht nochmal." Mein großer Bruder sah mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Ernst an. "Pass auf dich auf, bitte." Ich nickte stumm.

Sandro erwartete mich bereits, als ich auf ihn zukam. "Daniel, es gibt einiges zu bereden." Er deutete auf einen schwarzen Wagen. Ein Leihwagen mit Sicherheit.

Stumm stieg ich hinten ein, Sandro tat dasselbe. Er hatte einen Fahrer, Micho oder so. Er sagte nichts, hörte nichts und sah nichts. Der perfekte Fahrer. Stumm fuhr er los. Und ich hatte keine Ahnung, wohin überhaupt.

"Mein kleines Päckchen scheint zwar angekommen zu sein, doch noch immer habe ich keine Überweisung erhalten." begann Sandro.

Seine Anwesenheit machte mich nervös, aber ich durfte mir jetzt nichts anmerken lassen.

Er holte einen Joint aus einer kleinen Box, zündete ihn mitten im Wagen an. Nicht einmal die Fenster machte er auf.

"Er hat nichts, was er dir geben könnte Sandro. Alles Geld, was er bekommt läuft schon auf dich wieder." meinte ich.

"Und was ist eure Aufgabe, wenn ein solcher Fall eintritt?" fragte er. Seine Stimme klang wie eine zu stark angespannte Seite bei einer Gitarre. Kurz vorm zerreißen.

Er rammte seine Faust gegen den Sitz vor sich. "Ihr holt euch seine beschissenen Organe und besorgt mir mein Geld!" Nach einem tiefen Zug hielt er mir den Joint hin.

"Ich bin clean." Seufzend führte er den Joint wieder an seine eigenen Lippen. "Das habe ich nie verstanden Daniel. Deine Mühen, von dem wegzukommen, was dich früher zu mir gebracht hat."

Vielleicht, weil ich es bis heute bereue, jemals auch nur in deiner Nähe gewesen zu sein.

"Bist du so undankbar?" fragte Sandro. "Nein." Er griff mit seiner Hand grob in meine Haare. "Hast du vergessen, wer dich von der Straße geholt hat?" Der Wagen stoppte. "Nein."

Die Autotür neben mir wurde geöffnet. Ich war von Anfang an nicht angeschnallt, also war es ein leichtes für seine zwei Gorillas, die er als Bodyguards beschäftigte, mich aus dem Auto zu ziehen.

Mein Rücken knallte auf der harten Erde auf. Sandro stellte seinen Fuß auf meine Brust. "Irgendjemand muss dafür bezahlen, dass ich schon wieder auf eine Monatszahlung warten muss."

Er warf ein paar Geldscheine neben mich auf den Boden. Schweigegeld. Geld, damit ich nicht zum Arzt gehe.

Ich wusste, was jetzt kommt.

Sie brachen mir keine Knochen. Sie schlugen hart genug zu, dass es weh tat, aber sie hinterließen außer Schürfwunden und Blutergüssen keine Spuren.

Natürlich wären sie dazu in der Lage gewesen, keine Frage. Aber es war für Sandro deutlich angenehmer zuzusehen, wie ich meine Arme schützend um meinen Kopf legte und meine Beine vor meinen Bauch zog.

Es waren immer genau fünf Minuten. Schmerzhafte fünf Minuten, an denen sich dieser verdammte Bastard aufgeilte.

"Ich erwarte euch alle am Sonntag." meinte er noch, bevor er wieder ins Auto stieg und sich davon fahren ließ.

Seine scheiß Gorillas warfen ihre fetten Ärsch auf zwei Harleys und fuhren auch weg.

Hustend versuchte ich mich aufzurichten. Fuck.

Ich hatte eine grobe Ahnung, wo ich war, aber keine Ahnung, wie ich von hier aus Nachhause komme. Meine Handy hatte Schilf immer noch.

Ich taumelte mich die Straße entlang, eine Hand an meinem Bauch, mit der anderen stützte ich mich an Wänden, Zäunen, was auch immer da war ab.

Ein Wagen hielt neben mir. Es war nicht Jan.

Nein, das wäre ja noch Glück gewesen, Schilf stieg aus und kam auf mich zu.

"Hampton um Gottes Willen, was ist mit Ihnen passiert?" fragte er erschrocken.

Ich bin von der Hüpfburg gefallen Schlaumeier.

"Ich rufe einen Krankenwagen." verkündete er. "Nein, kein Krankenwagen." murmelte ich und stützte mich an seiner Schulter ab.

Sofort legte er einen Arm unter meine Schulter und ließ es so zu, dass ich mein Gewicht gegen ihn verlagerte.

"Hampton, Sie brauchen offensichtlich Hilfe-" Ich unterbrach ihn. "Kein Krankenwagen. Bitte, ich kann in kein Krankenhaus."

Verbotene Liebe | BoyXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt