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Leonard P.O.V

Von lauten Schritten wach zu werden ist wahrscheinlich die unschönste Art aufzuwachen. "Thomas geh schlafen!" rief ich in Richtung Tür. Normalerweise trampelt der doch auch nicht so durch die Wohnung.

Die Schritte stoppten aber nicht. Genervt stand ich auf und öffnete meine Zimmertür. "Mein Gott, was ist denn los?" Alles war dunkel.

Ich muss zugeben, seit der Sache mit Luke und der Wohnung nebenan war ich etwas paranoid geworden. Zwar hatte Thomas mir schon bei meinem Einzug gesagt, dass hier keine allzu ruhige Gegend ist, doch das hatte auch ihn überrascht.

Ich schaltete das Flurlicht an. Von Thomas war keine Spur. Ich ging rüber in sein Zimmer und öffnete die Tür. Friedlich schlafend lag er in seinem Bett. Werde ich langsam wahnsinnig?

Nachdem ich die Tür wieder geschlossen hatte legte sich plötzlich eine Hand auf meinen Mund. "Nicht schreien. Bitte nicht schreien." flüsterte eine Stimme. Ich hob ruhig die Hände. Wegen der Lautstärke konnte ich die Stimme nicht zuordnen. Ich wurde nach hinten gezogen. 

Der Grund, warum ich mich nicht wehrte war zum einen mein Schock, aber vor allem auch ein harter Gegenstand, der sich in meine Seite bohrte. Ich wurde in mein eigenes Zimmer zurückgezogen. "Ich werd meine Hand jetzt runter nehmen." murmelte die Person hinter mir. Ich nickte verstehend. 

Langsam entfernte sich die Hand von meinem Mund. Sofort rammte ich meinen Ellenbogen hinter mich. "Max?" Fassungslos sah ich meinen Schüler an. "Bitte nicht losschreien." Das war ja wohl das kleinste von allen Problemen. "Würdest du mir freundlicherweise erklären, was du hier zu suchen hast?" zischte ich. 

Er rieb sich die Seite, wahrscheinlich hatte ich ihn da getroffen. "Ich muss Sie etwas fragen." antwortete er. "Und das ging nicht einfach in der Schule?" Max schüttelte den Kopf. "Es darf niemand wissen, dass ich mit Ihnen darüber geredet habe. Vor allem nicht die anderen Jungs und Herr Menz erst gar nicht." Ich hatte mich etwas von meinem Schock erholt. 

"Es geht um Daniel, bitte, danach verschwinde ich sofort wieder oder Sie  können auch die Polizei rufen, mir egal. Nur bitte hören Sie mir kurz zu." flehte Max. Ich musste mich wirklich dazu überwinden, ihn zu bitten, sich erstmal zu setzen. "Ist Daniel in Schwierigkeiten?"

Max nickte. "Wir alle und das nicht erst seit ein paar Tagen. Zu lange, viel zu lange." murmelte er. "Daniel mag Sie und er vertraut Ihnen, deswegen tue ich das auch." fügte er hinzu. Abwartend sah ich Max an. "Den Typen, den Sie gesehen haben, in dessen Auto Daniel gestiegen ist. Sie müssen mir schwören, dass Sie ihn vorher noch nie gesehen haben!" 

Die Worte von Max verwirrten mich. "Wieso sollte ich-" "Leonard!" Max sprang auf und presste seine Arme gegen meine Brust. Erschrocken wich ich zurück. "Du musst es mir schwören. Schwör mir, dass du mit dem Kerl vorher noch nie geredet hast." verlangte Max. Er wirkte fast schon verzweifelt. "Ich versichere dir, diesen Mann bisher nur einmal in meinem Leben gesehen zu haben und das war bei Daniel."

Max ließ mich wieder los. Er atmete tief aus. "Wer ist er Max? Und was hat er mit diesen ganze Geheimnissen und Illegalitäten am Hut?" fragte ich. "Er ist Täter und Drahtzieher zugleich, der Grund, warum wir seit Jahren tun, was wir tun."murmelte er und setzte sich auf mein Bett. Ich setzte mich neben Max und legte ihm eine Hand auf die Schulter. 

"Auf der Straße gibt es für Kinder nur ein Gesetz, hast du keine guten Freunde überlebst du keine Woche und wir haben uns an den Falschen gewandt." Jetzt erfuhr ich es also endlich. Das große Geheimnis um die Fünf.

"Wir haben uns durch ihn kennen gelernt, weil wir ihm alle Geld schuldeten. Er bot uns an, unsere Schulden zusammen zu legen, damit wir sie auch gemeinsam bezahlen konnten. Jetzt arbeiten wir für ihn und machen die Arbeit, für die er sich zu fein ist."

Langsam nahm ich meine Hand wieder runter. "Der Nachbar, der ins Krankenhaus musste und all das Zeug vor seiner Tür." Max nickte. "Wir schüchtern die ein, die nicht zahlen können, bis sie eine Weg finden, wie sie es können. Dafür werden wir bezahlt." gab er zu.

"Und Luke? Gerade er muss sich doch am wenigsten Sorgen um Geld machen." Für einen kurzen Moment schmunzelte Max. "Er hat das Auto seines Vaters demoliert und später sogar abgefackelt. Der war richtig angepisst und hat Luke das Auto in Rechnung gestellt."

Also waren sie so etwas wie die Handlanger eines Geldhais. "Wieso wurde Daniel zusammen geschlagen?" fragte ich weiter. "Sandro macht uns dafür verantwortlich, falls jemand nicht zahlen kann. Wir haben nicht genug Druck gemacht und Daniel ist unser Anführer."

Lautlos seufzte ich. Das war wohl wirklich eine ziemlich beschissene Situation. "Ich erzähl dir das nicht, damit ich einfach nur irgendwem meine Last mit aufgedrückt hab, sondern weil Daniel dir etwas bedeutet und du ihm auch. Er braucht dich."

Verbotene Liebe | BoyXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt