Leonard P.O.V
Ich saß mit einer Packung Tiefkühlgemüse gegen mein Auge gedrückt am Tisch und sah auf das Handy vor mir. Hamptons Handy.
"Und du hast wirklich nicht gesehen, wer das war?" fragte Thomas. "Nein, ich hab es nicht geschafft, ihm den Helm vom Kopf zu reißen." log ich.
"Denkst du, es hat etwas mit Daniel zu tun?" Er sah jetzt auch auf das Handy. "Es ist eine Möglichkeit." murmelte ich. "Doch ohne PIN werde ich das schlecht herausfinden."
Thomas verschränkte die Arme vor der Brust. "Warte kurz." Er zog sein eigenes Handy aus der Tasche und tippte energisch darauf herum.
"Hier ist es ja. Versuch Mal Vierundzwanzig, Elf, Zehn." Ich sah ihn etwas verwundert an, versuchte es dann aber doch.
Es klappte tatsächlich. "Woher wusstest du das auf einmal?" Mein Mitbewohner hielt mir sein Handy hin. "Das Datum, an dem vier Kinder vom größten Exportfirmen- Besitzer in der Umgebung adoptiert wurden." erklärte er.
Ich überflog den Artikel, der er da herausgesucht hatte, dann wand ich mich wieder Hamptons Handy zu.
Das war der wohl größte Eingriff in seine Privatsphäre, den ich begehen konnte.
Doch, er hatte dasselbe schon vorher getan.
"Wo denkst du, würde Hampton etwas verstecken?" fragte ich. "Seine Notizen vielleicht, oder in der Galerie."
Seine Notizen waren völlig leer und auch in seiner Galerie waren kaum Bilder. Ein paar wenige von Landschaften und dann ein Bild von einem Zettel.
Ich ging auf die allgemeinen Alben und wischte dann nach unten.
Ha, ich hatte Recht!
Er hatte einen geheimen Ordner, doch auch der war mit einem Passwort geschützt. Diesmal ein Muster.
Ich strich von der Mitte aus zur Seite und dann einen Kreis, bevor ich nach oben strich. "Und wie hast du das jetzt gewusst?" "Erklär ich dir irgendwann mal."
In dem Ordner waren Videos. Ich klickte das neuste an und legte das Handy zwischen uns beide auf den Tisch.
War das richtig? War das noch begründete Sorge oder bereits krankhaft?
"Es ist jetzt Mittwoch, der fünfte Oktober." Also vor knapp drei Wochen. "Ab heute sind es zwei Monate, in denen ich Clean bin. Keine Ahnung, ob ich gesünder bin oder glücklicher. Eigentlich fühle ich gar nichts, dafür-"
Ich stoppte das Video. "Das geht zu weit Thomas." meinte ich und schaltete das Handy wieder aus.
Thomas blieb einen langen Moment lang still. "Leonard, ich glaube, es gibt eine Sache, die du noch sehen solltest. Der Grund, warum Daniel ist, wie er ist."
Dass Thomas die Jungs früher unterrichtet hat, hatte er mir vorhin erzählt, doch dass er auch noch wusste, wieso Daniel so verhaltensauffällig war.
"Wir Lehrer und unser Vorgesetzter haben uns damals dafür entschieden, es sei das Beste, all das zu begraben und einfach den Verantwortlichen zu suspendieren. Das Video existiert jedoch bis heute noch."
Erneut reichte Thomas mir sein Handy. "Jeder Schüler und die meisten Lehrer denken, es wurde vollens vernichtet, doch auf ein paar Websites ist es noch zu finden."
Ich drückte auf Play, legte die Tiefkühlpackung ab.
Ein Junge grinste breit in die Kamera, dann drehte er sie. Daniel saß da am Boden. Seine Hände waren mit Tape zusammen gebunden, im seinem Mund steckte ein Apfel.
Er weinte. "Du kennst die Regeln Dani-Boy! Verlierst du den Apfel bekommst du eine Bestrafung." meinte eine Stimme hinter der Kamera.
Sie traten Daniel zwischen die Beine, schlugen ihm gegen den Kopf. Es war Folter, mir schmerzte die Brust alleine beim zusehen. Man hörte Schreie im Hintergrund.
Jan wurde von seinem Mitschülern festgehalten, ebenso Luke. Daniel schluchzte laut auf und verlor dabei den Apfel aus seinem Mund.
"Oh oh, das schreit nach einer Bestrafung." Zwei Jungs rissen ihn hoch, pressten seinen Oberkörper gegen einen Tisch.
Thomas nahm mir das Handy wieder ab. "Die nächsten Szenen musst du nun wirklich nicht sehen." murmelte er.
"Was ist dann passiert?" Thomas seufzte. "Sie haben mit Besenstielen auf ihn eingeprügelt, bis seine Schulter sich auskugelte. Seine Schreie, seine Schreie gingen durch das gesamte Schulhaus." antwortete Thomas mitgenommen.
"Warum hat niemand eingegriffen, warum war kein Lehrer vor Ort, um ihm zu helfen?" Thomas sah auf die Tischplatte. "Was hast du damals gemacht?" fragte ich weiter.
Kurz blieb es still, dann erhob Thomas sich, murmelte ein leises "Genau das" und verschwand in sein Zimmer.
Ich war verwirrt, besorgt, doch vor allem, endlich verstand ich, wieso Daniel sich so benahm.
Wegen dieser Angst, jemand könnte sich an diese Erniedrigung und an den Daniel, der sich nicht wehren konnte erinnern hat er einen aggressiven und unverletztbaren Panzer erschaffen.
Wenn ihn jemand darauf ansprach, dann bekam er einen Schlag ab. Und was Ben damals gesehen hatte war nicht etwa eine Kriminalität oder sonst etwas.
Daniel hatte sich selbst daran erinnert, war wieder zu seinem verletzlichen Ich geworden und Ben war zufällig in der Nähe, um das mitzubekommen.
Er wollte nicht, dass ihn jemals wieder jemand als umschubsbar oder schwach ansehen kann.
Ich machte mir wirklich Sorgen um ihn.
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Verbotene Liebe | BoyXMan
Teen Fiction"Das ist kein Film, scheiße verdammt! Er wusste, worauf er sich einlässt und hatte dann keine Lust mehr. Es gibt kein Aussteigen, solange du immer noch Schulden bei ihm hast. Er ist ein Egoist und ein Feigling! Rettet sich vor seinen Fehlern durch V...