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Luke P.O.V

Meine beiden Eltern gleichzeitig vor mir zu sehen, ist ja fast schon ein Wunder. Und dann sind sie nur hier, um uns zu erzählen, was wir falsch gemacht haben.

Oder eher Dani.

Der Artikel war wahrscheinlich längst in Bearbeitung, wie der Adoptivsohn des Export-Meisters in einer seiner Lagerhallen seine recht Hand anschreit. Ihm Sachen vorwirft, die doch niemals stimmen könnten. Zumindest für die, die Sandro nicht kannten.

"Was ihr da heute getan habt. Ihr habt mich vor der gesamten Stadt blamiert!" zischte mein Erzeuger. Wir standen alle im Wohnzimmer, keiner wollte sich setzen. Dani hielt einen Kühlakku an sein Auge.

"Wisst ihr überhaupt, was das für Auswirkungen hat? Könnt ihr euch vorstellen, bei wie vielen Leuten ich mich nun rechtfertigen muss?" Er redete ungehindert weiter, erwartete nicht mal eine Antwort.

Wir alle mussten unsere Hände zusammen ballen, damit wir nicht auf ihn losgingen. Vor meiner Mutter tat er so, als wäre er der Unschuldige, als wüsste er von nichts. Dabei weiß er von allem, was hier passiert.

"Du bist doch nie hier." murmelte ich. Vater sah mich an, wie an dem Tag, als ich sein Auto verschrottet hab. "Du tust so, als würdest du alles kontrollieren, aber du bist nie hier!"

Ab jetzt war es auch egal. So tief wie wir schon in der Scheiße steckten, tiefer ging es nicht.

"Luke, beherrsch dich." verlangte meine so naive Mutter. "Mama!" rief ich und drehte mich zu ihr. "Sieh dich doch Mal um! Denkst du irgendwer hier ist glücklich? Ihr tut so, als hätten wir noch nicht alle versucht, uns umzubringen um vor dieser Scheiße zu entkommen!" rief ich.

Erschrocken hielt sie sich ihre Hände vor den Mund. "Vor Jahren hätten wir vielleicht noch jemanden gebraucht, der sich wie ein Elternteil verhält und jetzt, wo Dani aus der Reihe tanzt und nicht mehr wie eine scheiß Marionette brach nach Vaters Pfeife tanzt, da taucht ihr plötzlich auf!" meinte ich.

Von der Seite sah ich, wie Vater auf mich zugehen wollte, wahrscheinlich um mich zur Ruhe zu bringen, aber meine Mutter hatte andere Pläne.

Sie zog mich näher an sich ran, sah mir direkt in die Augen. "Wovon sprichst du mein Junge? Was ist passiert?" fragte sie, als müsste sie mir plötzlich ihre Zuneigung beweisen.

"Denkst du etwa, Dani hat gelogen, als er Sandro angeschrien hat? Denkst du, wir sind nicht seit Jahren Vaters Sklaven, nur damit wir hier leben können? Denkst du wirklich, wir sind glücklich?" Mit jedem meiner Worte wurde ich lauter.

Ich deutete zu den Jungs, die die Köpfe gesenkt hatten. "Seit Jahren spielt Vater dieses Spiel und du schließt die Augen. Du tust einfach so, als wäre alles perfekt." Verständnislos sah ich die Frau vor mir an. "Wie kannst du immer noch so tun, als wäre alles okay?"

Mama sah zu Vater und dann wieder zu mir. "Ich wollte euch einige Umgebung geben, in der ihr sicher aufwachsen könnt und zu ordentlichen Jungs heranwachsen könnt." Ich löste mich aus ihrem Griff.

"Hast du uns Mal näher angeschaut? Oder zugehört, wenn die Leute über uns reden? Ich bin eine männliche Hure, renne den Frauen nur hinterher, weil meine eigene Mutter mich nicht liebt. Dani ist ein Schläger und Mobber. Wo sind wir denn bitte zu ordentlichen Jungs rangewachsen?" fragte ich.

Meine Mutter legte ihre Arme um mich, stützte sich förmlich auf mir ab. "Natürlich liebe ich dich Luke. Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben." flüsterte sie. Die Madonna unter den Anwälten, die Frau, die nie verlor lag kurz vorm heulen in meinen Armen.

Meine Mutter lag kurz vorm heulen in meinen Armen.

Mein Vater wagte es nicht den Mund aufzumachen. "Daniel, wie geht es deinem Auge?" fragte sie, nachdem sie sich wieder gefasst hatte und legte ihre Hände auf seine Schultern. Er zuckte stumm mit den Schultern. "Sehen kann ich noch."

Jedem von uns gab sie einen Kuss auf die Stirn, verbannte meinen Vater aus dem Flur. "Wir haben viel zu lange unsere Probleme zu euren gemacht. Es tut mir so leid, dass ich mich so vor der Wahrheit verschlossen habe."

So sanft, so traurig hab ich meine Mutter noch nie zuvor gesehen.

"Ich werde mit David reden und dann setzen wir uns nochmal zusammen, als eine Familie." schlug sie vor. Ich glaubte zwar nicht daran, dass es irgendwas ändern würde, aber ihrer Freude zuliebe stimmte ich zu, so auch die anderen.

Wir durften zurück in unsere Zimmer gehen. "Luke, warte mal." bat Dani, als ich in meinem verschwinden wollte.

"Du bist unser Anführer Dani. Du solltest wissen, dass das, was du heute abgezogen hast das wohl dümmste aller Zeiten war. Und alles für einen Typen. Ich konnte Sina nichtmal erklären, warum sie plötzlich gehen sollte, zwischen dir und Schilf ist das ja so einfach." murmelte ich.

"Zwischen Leo und mir ist rein gar nichts einfach. Mit Glück will er morgen überhaupt noch was mit mir zu tun haben." meinte Dani.

"Ist er sauer?"
"Ich weiß es nicht, das weiß ich bei ihm nie."

Verbotene Liebe | BoyXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt