Kapitel 12

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Regen hämmerte gegen die Fensterscheiben, der Wind pfiff um das Haus und dunkle Wolken verdeckten den Sternenhimmel. Ich kuschelte mich noch mehr in die dünne Decke, die Louis mir gegeben hatte, und machte es mir gemütlicher auf dem Sofa. Nach dem Gespräch mit Louis über seine Freundin waren meine Gedanken wieder bei Liam. Vier Stunden war er nun schon fort und Sorge machte sich in mir breit. Was ist, wenn ihm etwas zugestoßen ist? 

Wieso war Liam auch alleine losgegangen? Louis oder ich hätten ihn begleiten können, auch wenn ich bezweifelte, dass ich eine große Hilfe gewesen wäre. Aber ich wusste, dass Liam stark war. Doch der Gedanke ließ meine Sorgen trotzdem nicht sinken. Ich wusste auch nicht, wieso ich mir so große Sorgen um Liam machte oder wieso ich so ein komisches Gefühl im Bauch hatte, aber ich schob es darauf, dass Liam und ich uns in den letzten Tagen besser kennengelernt hatte und wir quasi gute Freunde waren, auch wenn er sich manchmal merkwürdig verhielt. Natürlich wussten wir kaum etwas übereinander, doch ich fühlte mich so wohl in seiner Nähe. 

"Er wird schon bald wiederkommen.", riss mich Louis Stimme aus den Gedanken. Erschrocken zuckte ich kurz zusammen, was Louis leise Lachen ließ. Strafend sah ich ihn an, doch er beachtete meinen Blick nicht, sondern ließ sich neben mir auf dem Sofa nieder. "Liam hat sich noch nie entdecken lassen. Dafür ist er zu clever. Die Forscher werden ihn nicht finden. Es war schon ein sehr großer Zufall, dass sie euch gefunden haben. Zugegeben, es war ein wirklich komischer Zufall."

Nachdenklich nickte ich. Es war wirklich seltsam. Als wir zu Liams Wohnung liefen, hatte ich nicht gemerkt, dass uns jemand gefolgt ist, obwohl ich versucht hatte, auf alles zu achten. Und selbst wenn sie uns gefolgt sind, wieso haben sie uns dann erst am nächsten Morgen überrascht? Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke.

"Was ist, wenn noch jemand in Silent Hill wohnt, uns gesehen hat, wie wir das Wohnhaus betreten haben, und uns verraten hat? Es könnte doch sein, oder?", sprach ich meinen Gedanken aus und sah Louis an.

"Ja, das ist möglich.", murmelte Louis nur und starrte Löcher in die Wand hinter mir. Er schien wieder in seinen Gedanken versunken zu sein, weshalb ich meinen Blick von ihm wendete und stattdessen meine Hände betrachtete. Einen Gähnen entwich mir und ich spürte, wie meine Augenlider langsam schwerer wurden. Der heutige Tag war sehr anstrengend gewesen, weshalb mein Körper sich nach Entspannung und Ruhe sehnte. 

"Du solltest schlafen gehen. Liam kommt schon bald wieder. Es bringt nichts, wenn du nur wegen ihm wach bleibst."

Louis schaute mich jetzt wieder an und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Während ich mir eine Hand vor dem Mund hielt und erneut gähnte, nickte ich leicht. Louis erhob sich von dem Sofa und streckte seine Hand aus. Mit einem dankenden Lächeln ergriff ich sie und ließ mich von ihm hochziehen. Louis bedeutete mir, dass ich ihm folgen sollte und ließ meine Hand los. Er führte mich zu einem kleinen Zimmer, in dem nur ein Doppelbett und ein kleiner Schrank stand. 

"Das hier ist das Gästezimmer. Das Bad ist direkt neben an, aber ich empfehle dir nicht zu duschen, wenn es nicht wirklich nötig ist. Das Wasser hier ist eisig kalt.", erklärte mir Louis während ich mich auf das weiche Bett setzte, "Ich wünsche dir eine Gute Nacht. Und bitte mach dir nicht mehr so viele Gedanken um Liam."

Nachdem Louis die Tür hinter sich zugezogen hatte, lief ich zu dem Kleiderschrank und öffnete ihn. Ein Quietschen, verursacht durch die alte Schranktür, durchbrach die Stille, die im Raum herrschte. Ein paar Staubflusen schwebten langsam auf den Boden vor mir, doch ich ignorierte sie und sah mir die alten T-Shirts an, die sich in dem Schrank befanden. Ich nahm mir ein größeres schwarzes raus, schloss die Schranktüren wieder und zog dann meine Jeans und meinen Pullover aus. Schnell zog ich mir das Shirt über, welches mir viel zu groß war, doch zum Schlafen war es genau richtig. 

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt