Kapitel 16

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Für einige Minuten standen Liam und ich einfach in dem Raum und lagen uns in den Armen. Liam atmete immernoch unregelmäßig und stöhnte manchmal vor Schmerz auf. Sein Körper zitterte ein wenig und man merkte Liam an, dass er es versuchte zu unterdrücken und zu verstecken, jedoch gelang es ihm nicht. Sein Zustand versetzte mir einen Stich ins Herz und  ein merkwürdiges Gefühl in den Bauch. Es tat weh, ihn so so leiden zu sehen. Zwar brannte ich schon darauf zu erfahren, wer Liam so zugerichtet hatte, doch es war jetzt erstmal wichtiger aus dem Krankenhaus zu entkommen und Louis  zu finden, der sich immernoch in dem Krankenhaus herumtrieb und auf der Suche nach Liam war.

"Wir sollten jetzt von hier verschwinden. Wer weiß, wer oder was in diesem Krankenhaus noch auf uns lauert.", teilte ich Liam mit und drückte ihn noch ein letztes mal fest an mich.

Vorsichtig löste ich mich von Liam und trat einige Schritte zurück, wobei ich sofort wieder an seine Seite gehen musste um ihn  zu stützen, denn er war zu erschöpft. Ich bezweifelte, dass Liam in der Lage war, den Weg aus dem Krankenhaus alleine zu Laufen. Behutsam legte ich seinen Arm um meine Schulter, darauf bedacht möglichst nicht an seine tiefen Wunden zu kommen. Liam murmelte ein leises danke und dann gingen wir langsam zur Tür. Wir kamen jedoch nur einige Meter weit, bis meine Schulter anfing stark zu schmerzen, denn Liam hatte sein komplettes Gewicht auf sie verlagert. So würden wir nie aus dem Krankenhaus entkommen.

Stöhnend blieb ich stehen und sah Liam an. "Ich denke, wir brauchen Hilfe. Ich schaffe das alleine nicht. Ich werde Louis suchen gehen während du hier wartest."

Gerade als ich mich von ihm lösen wollte, hielt Liam mich am Arm fest und zog mich zurück. "Nein. Wir schaffen das alleine. Ich versuche, so gut es geht selbst zu laufen."

"Aber mit Louis' Hilfe sind wir viel schneller. Außerdem bist du viel zu schwach.", beharrte ich und wollte mich aus Liams' Griff befreien, dieser hielt mich jedoch mit einer erstaunlichen Kraft fest. 

"Nein. Wir schaffen das ohne seine Hilfe. Ich bin zu schwach, um ihn jetzt zu begegnen."

Verwirrt runzelte ich die Stirn und starrte Liam in die Augen. Was meinte er damit? Wieso war er zu schwach für eine Begegnung mit Louis? Dafür musste er doch nicht stark sein. Wahrscheinlich redete Liam gerade nur wirres Zeug, da er einfach zu fertig war. Bestimmt war er sich seiner Worte gar nicht bewusst. Trotzdem ging ich Liams' Wunsch nach und so setzten wir beide unseren Weg nach draußen durch die vielen Korridore fort, während ich Liam stützte und er so wenig Gewicht wie es ging auf mich verteilte.

Beim Durchqueren der Korridore wollte die Gäsehaut auf meinem Körper einfach nicht verschwinden. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, dass uns jemand verfolgte. Zwar waren keine Geräusche zu hören, aber manchmal war ich mir sicher, einen Schatten gesehen zu haben. Ich war so konzentriert auf die Umgebung, dass ich völlig überrascht war, als Liam und ich plötzlich vor der Eingangstür des Krankenhauses standen. 

"Endlich.", hörte ich Liam erleichtert flüstern. Ich streckte meinen freien Arm aus und wollte die Tür aufstoßen, als hinter uns ein Lachen ertönte.

"Wo wollt ihr denn hin?", hörte ich eine bekannte Stimme sagen. Mein Herz schlug noch schnell von dem Schreck, bis ich erleichtert feststellte, dass die Stimme zu Louis gehörte. Mit einem Seufzen drehte ich mich und somit auch Liam Richtng Louis und lächelte ihn an. Er erwiderte mein Lächeln und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

Liam versuchte derweil uns wieder herumzudrehen und flüsterte mir etwas ins Ohr:"Wir sollten jetzt wirklich gehen." Ich schüttelte nur den Kopf und zischte wütend:"Was ist eigentlich mit dir los?! Hast du was gegen Louis?" 

"Bitte April, wir müssen jetzt schnell verschwinden. Sofort.", versuchte er es erneut. So langsam drang er zu mir durch und ließ mich von meinem Standpunkt weichen. Liam würde so etwas nicht ohne Grund sagen, also musste sicherlich irgendetwas dahinter stecken. Doch so lange er mir nicht sagen wollte, wieso wir so schnell wie möglich abhauen sollten, würde ich es auch nicht tun. Ein hoch auf meine Sturheit.

Ein lautes Lachen unterbrach das kleine Gespräch zwischen Liam und mir. Es stammte von Louis, der nun grinsend den Kopf schüttelte, doch dann wurde sein Blick ernst. "Ihr werdet nicht gehen. Hat man dich nicht gerade eben noch gewarnt, Liam? Du weißt was passiert, wenn ihr wieder flieht."

Okay, jetzt war ich völlig verwirrt. Was meinte Louis damit? Und wieso klärte mich hier eigentlich keiner auf? Anscheinend betraf das, was Louis sagte, auch mich. Zudem hatte ich ein Recht darauf, endlich zu erfahren, was hier los war. Ich wollte nun endlich wissen, wieso Liam sich wenn es um Louis ging plötzlich so merkwürdig verhielt und warum Louis sich seltsam verhielt.

"Wisst ihr, es wäre äußerst freundlich von euch, wenn ihr mir verdammt nochmal endlich erklärt, was hier los ist!", sprach ich gereizt und funkelte besonders Louis auffordernd an.

"Ja, da hast du recht. Allerdings hättest du das auch selber herausfinden können, wenn du nicht so naiv wärst. Ich meine, nach dem Gespräch mit der alten Frau, hätte es bei dir eigentlich klick machen sollen.", erklärte Louis spöttisch,"Leider muss ich sagen, dass du mich enttäuscht hast, April. Ich habe dich wirklich für schlauer gehalten. Aber nun ja, jetzt ist es zu spät. Mein Vater wird bald hier eintreffen und dann wirst du, Liam, endlich die Rache bekommen, die du verdienst."

Angestrengt versuchte ich alles zu verdauen, was Louis gesagt hatte und dachte über seine Worte nach. Es dauerte nicht lange, da setzten sich die Puzzleteile in meinem Gehirn fast automatisch  zusammen. Das Ergebnis schockte mich zutiefst.

"Du....du bist der Sohn, von dem die alte Dame gesprochen hatte. Du willst dich an Liam dafür rächen, das er deine Mutter umgebracht hat.", murmelte ich mehr zu mir selbst, jedoch konnte Louis es trotzdem verstehen,"Du hast uns die ganze Zeit verarscht!" Meine Stimme war jetzt deutlich lauter und glich schon beinahe schreien. 

Louis lachte wieder auf, dann grinste er mich an. "Wurde ja auch Zeit, dass du es endlich heraus findest. Ja, es stimmt. Ich bin May Tomlinsons' Sohn. Und ja, ich habe euch etwas vorgespielt. Aber das musste ich auch. Ich habe bis vor drei Jahren außerhalb von Silent Hill zusammen mit Eleanor gelebt. Aber dann beschloss ich, dass es nun Zeit war, sich an Liam zu rächen. Ich fuhr also nach Silent Hill, tat einen auf hilflos und habe mich mit dir, Liam, angefreundet. Du wusstest bis vor einigen Stunden ebenfalls nicht, wer ich bin. Ich weiß, ich hätte dich schon vor drei Jahren einfach töten können, aber das wäre zu einfach und schmerzlos. Nein, ich habe auf den perfekten Moment gewartet. Ich habe meine Leute den Auftrag gegeben, sich in Castleville mal zu erkundigen nach Mädchen, die in Frage kamen. Sie stießen auf dich, April Hemmings, Urenkelin von Alison Hemmings, bei der Liam im Kindheitsalter, wie du ja weißt, Unterschlupf gefunden hat. Es kam mir gelegen, dass du an Silent Hill vorbei fahren musstest, also manipulierten meine Leute dein Navi, sorgten dafür, dass dein Motor ausfiel und schließlich bist du hier gelandet."

"Danach lief alles von alleine. Ihr beide kamt euch näher. So nahe, dass ich weiß, ihr beide bedeutete euch sehr viel. Ihr mögt es vielleicht selber noch nicht so genau wissen, aber das ist egal. Die Forscher haben Liam hierhin geschafft, ihm diese Geschichte ebenfalls erzählt und nun bist auch du hier, April. Jetzt ist endlich Zeit für Rache."

Mein Herz drohte meinen Brustkorb zu sprengen, meine Sicht wurde glasig. Louis Geständnis hatte mich viel zu sehr getroffen. Er hatte unser Vertrauen missbraucht und Liam jahrelang angelogen. Jetzt würde er Rache nehmen und ich wusste zwar noch nicht, wie diese aussah, doch es war quasi unmöglich für Liam und mich, dass wir entkommen konnten. Liam war in seinem Zustand nicht fähig zu rennen und es kam nicht in Frage, dass ich ihn im Stich ließ.

"Und wie sieht deine Rache nun aus?", ergriff Liam das Wort, der sich bislang bedeckt gehalten hatte. Er stützte sich noch immer an mir und schaute Louis in die Augen. Auch ihm sah man die Enttäuschung deutlich an. Sein enger Freund hatte ihn drei Jahre lang hintergangen.

"Mein Vater und ich werden dir etwas wichtiges nehmen, so wie du uns es damals angetan hast, und du wirst dabei zusehen. Verabschiede dich von April."

 **

Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel:) Ich finde es ist eins der schlechtesten bislang, aber naja. Was denkt ihr werden Louis und sein Vater mit April machen? Wird Liam es zulassen?

Über Kommentare und Votes würde ich mich freuen:)   Widmung geht an @Zally_Horan

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt