Eine Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut, als ich den Wasserhahn ausdrehte. Etwas Rost bröckelte dabei von ihm ab und fiel in die alte Badewanne, in der ich eben geduscht hatte. Fröstelnd schnappte ich mir eines der löchrigen Handtücher und stieg vorsichtig aus der Wanne. Die Dusche war zwar unangenehm, da es hier nur kaltes Wasser gab, aber wenigstens hatte sie den Dreck und Schweiß der letzten Tage weggespült.
Mit klappernden Zähnen trocknete ich mich ab und schlüpfte anschließend wieder in meine alte Jeans und einem dünnen Pullover, dem der Vorbesitzerin des Hauses gehört haben musste. Er war eine Nummer zu groß, doch so hielt er schön warm und war gemütlich. Anschließend versuchte ich mit meinen Fingern die Knoten aus meinen Haaren zu lösen, was mir nur halbwegs gelang, doch da mich hier eh nur wenige Menschen sahen, war mir mein Aussehen nicht so wichtig.
Ich wollte gerade aus dem Badezimmer treten, als ich ein Klopfen vernahm, was anscheinend von der Haustür kam. Regungslos hielt ich in meiner Bewegung inne und lauschte. Schritte hallten auf dem Holzfußboden wider, bis sie plötzlich verstummten. Liam musste wohl die Tür erreicht haben, denn ein Quietschen verriet mir, dass sie geöffnet wurde. Während ich auf die Stimme des Besuchers wartete, hielt ich den Atem an. Mein Herz raste vor Aufregung und mein Körper war bereit jederzeit loszurennen, falls es die Forscher waren, denn dann musste ich Liam sofort zur Hilfe eilen.
"Was machst du denn hier? Willst du uns jetzt zu deinem Vater schleppen? Ich hätte dir doch einige Knochen brechen sollen, als ich die Möglichkeit dazu hatte.", erklang Liams' laute, wütende Stimme. Ich hatte einen starken Verdacht wer der Besucher war, doch ich hoffte, dass sich dieser nicht bewahrheiten würde.
"Auch schön dich zu sehen, Liam. Und nein, ich bin nicht hier um euch zu meinen Vater zu bringen. Ich bin hier um zu reden."
Ein kalter Schauer ließ über meinen Rücken. Die kleinen Haare auf meinen Armen stellten sich auf, als ich seine Stimme hörte. Louis' Stimme. Nach allem, was passiert war, konnte ich sie überhaupt nicht mehr ausstehen. Seine Stimme ließ mich erschaudern und entflammte einen Hass in mir. Am liebsten würde ich sofort aus dem Badezimmer stürmen, seinen Kopf abreißen und diesen dann über den Kamin hängen, der sich in diesem Haus befand. Doch irgendetwas hielt mich davon ab und es war nicht die Tatsache, dass ich nicht als Mörderin enden wollte.
"Reden?! Worüber sollten wir denn noch reden?", rief Liam aufgebracht. Auch in seiner Stimme konnte man deutlich den Hass gegenüber Louis hören.
"Bitte, lass mich rein. Ich will euch helfen. Vertrau mir."
Ein wütendes Schnauben erklang von Liam und obwohl ich ihn nicht sehen konnte wusste ich, dass seine Hände zu Fäusten geballt waren und seine Augen aufgebracht funkelten. Leise und vorsichtig öffnete ich die Badezimmertür ein wenig, sodass ich gerade so eben auf die Eingangstür und somit auf das Geschehen schauen konnte. Louis stand mit einem unschuldigen Blick in dem Türrahmen und hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben. Es war eine Körperhaltung, die zeigte, dass er wusste, was für einen Mist er abgezogen hatte. Eine Haltung, die Liam dazu bringen sollte Louis eintreten zulassen, nur damit er dann erneut Mist bauen konnte. Zumindestens war das für mich die sinnvollste Erklärung für Louis' Erscheinen. Ich hoffte nur, dass Liam nicht auf diesen Blick und diese Körperhaltung reinfiel und Louis wirklich vertraute.
"Vertrauen?! Nach deinen ganzen Lügen soll ich dir wieder vertrauen?! Nenne mir einen Grund, der mich dazu bewegen könnte!"
"April.", sagte Louis. Für einen Moment dachte ich, dass er mich entdeckt hatte, weshalb ich die Tür wieder weiter zuzog, doch dem war nicht so. "Wenn du willst, dass sie aus dieser Stadt lebendig heraus kommt, dann solltest du mich jetzt reinlassen.", fuhr er fort.
Meine Augen wurden größer, als ich mir den Satz nocheinmal durch den Kopf gingen ließ. Louis' Stimme klang so ernst und vertrauenswürdig, aber das tat es immer. Also war Louis entweder ein fantastischer Schauspieler oder er meinte es tatsächlich ernst. Jetzt war nur die Frage, was von den beiden Optionen zutraf.
Ich war geteilter Meinung. Mein Kopf sagte mir, dass es nur ein weiterer Trick von Louis war und bereits in wenigen Minuten sein Vater mit seiner Truppe eintreffen würden. Mein Herz sagte mir jedoch das komplette Gegenteil. Es war ganz klar der Meinung, dass Louis es ernst meinte und einen Schritt auf uns zugehen wollte. Doch wieso? Er wollte sich doch rächen für den Tod seiner Mutter, dann würde es ihm doch nichts bringen, wenn er uns hilft.
Bevor Liam ein Wort sagen konnte, trat ich aus dem Badezimmer heraus und lief zur Haustür, wo ich mich neben Liam stellte. Überrascht hob dieser seine Augenbrauen, während Louis mich nur anlächelte. "Ich finde, wir sollten ihm eine Chance geben. Komm rein, Louis.", sagte ich und schob Liam etwas zur Seite, damit er eintreten konnte. Liam beobachtete mich mit einem fragenden Blick, doch ich zuckte nur mit den Schulter. Ich wusste selbst nicht wieso ich Louis so blind vertraute. Ich tat es halt einfach.
Mit einem dankenden Lächeln lief Louis an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ich erwiderte sein Lächeln und folgte ihm dann. Hinter mir hörte wie Liam die Tür etwas zu laut ins Schloss fallen ließ. Plötzlich packte er mich am Arm und hielt mich vom Laufen ab. Augenverdrehend drehte ich mich zu ihm. "Was ist?"
"Bist du dir sicher, dass wir ihm trauen können?", fragte er mich mit erhobenen Augenbrauen und ließ seine Hand von meinem Unterarm langsam zu meiner Hand wandern. Eine Gänsehaut schlich sich auf meine Haut, an dessen Gefühl ich mich wohl nie gewöhnen würde.
Entschlossen nickte ich. "Ja, ich denke schon. Mein Herz sagt es mir einfach. Jetzt musst du wohl mir vertrauen."
Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. "Ich vertraue dir seit ich dich das erste Mal gesehen habe."
Seine Worte ließen mich leicht erröten. Dann zog ich ihn mit einem breiten Lächeln in das Wohnzimmer, wo Louis bereits auf dem Sofa saß und nervös mit seinen Händen spielte. Ich ließ mich neben ihm nieder, achtete jedoch darauf, dass zwischen uns reichlich Abstand war. Liam setzte sich gegenüber von uns beiden auf einen Sessel und starrte Louis so an, als würde er gleich auf ihn springen und seine Augen herauskratzen.
"Also. Worüber willst du reden?", fragte Liam unfreundlich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Louis seufzte und sah erst Liam und anschließend mich bittend an. "Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber bitte hört mir einfach nur zu. Ich bin sicher, dass ihr mich dann verstehen werdet. Es ist viel verlangt, aber es geht hier um Leben oder Tod."
Und wir taten es. Wir hörten Louis zu. Und nach seiner Erklärung verstand ich sein Handeln. Ich konnte verstehen, wieso er sich auf diesen Deal mit seinem Vater eingelassen hatte. Er hatte es schließlich für seine große Liebe getan, was ich mit Sicherheit auch machen würde. Natürlich war es unfair, dass er dadurch zwei Menschen in Gefahr gebracht hatte, und nun auch noch Eleanor. Aber ich konnte es ihm nicht übel nehmen, auch wenn ich es nicht wollte. Immerhin hatte er Liam und mich zutiefst verletzt und unser Vertrauen missbraucht. Doch er hatte ja keine andere Wahl. Hätte er sich nicht auf den Deal eingelassen, wäre Eleanor jetzt tot. Wenigstens hatte er eingesehen, dass das, was er getan hatte, falsch war und wollte uns nun helfen.
Wahrscheinlich würde ich Louis vergeben, aber vergessen, was er getan hat, würde ich nie.
"Und du willst uns jetzt also helfen? Und wie willst du das machen?", fragte Liam, der bislang mucksmäuschenstill auf seine Hände gestarrt hatte und nun zu Louis blickte. Man sah Liam an, dass er immer noch wütend war. Aber auch in seinen Augen konnte man Verständnis erkennen, sogar ziemlich großes.
"Nun ja. Ich weiß, wo sich eine Karte befindet, die den Weg aus Silent Hill zeigt. Außerdem kenne ich einen Ort, wo sich ein fahrtüchtiges Auto befindet, ohne das wir sowieso nicht weit kommen. Es wird schwer, an beide Dinge zukommen, aber als Team könnten wir es schaffen. Also, seid ihr dabei?"
An der Seite (oder bei der App am Anfang des Kapitels) findet ihr ein Edit, welches ich gemacht habe. Es ist eine Art Dankeschön an euch♥ Schaut euch das Video an und sagt mir doch, was ihr davon haltet, dass würde mich freuen.
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen:)
Widmung geht an @AlinaStyles13 ♥
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Silent Hill // Liam Payne
Teen FictionEin dummer Zufall kann dafür sorgen, dass du dich aufeinmal in einer völlig verlassenen Stadt mitten im Nirgendwo befindest, aus der du nicht mehr entkommen kannst. Doch was ist, wenn es doch kein Zufall war? Wenn die Stadt doch gar nicht so verlass...