Kapitel 20

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Wind wehte durch meine Haare und zerstrubbelte sie, als ich durch die dunklen, verlassenen Straßen lief. Einige Straßenlaternen waren noch an und spendeten mir Licht. In meiner Brust schlug mein Herz rasend schnell, Adrenalin schoss durch meine Adern und mein Atem ging stoßweise. Immer wieder schaute ich hektisch über meine Schulter, um zu sehen, ob ich meine Verfolger endlich abgehängt habe. Jedes mal wurde ich enttäuscht. Noch immer rannten sechs Männer hinter mir her. Alle trugen einen merkwürdigen Anzug und waren bewaffnet. Kugeln flogen an mir vorbei, verfehlten mich nur knapp, während Schüsse durch die Luft hallten.

Mit aller Kraft versuchte ich noch schneller zu laufen, als ich bemerkte, dass die Männer mir immer näher kamen. Plötzlich durchzog ein fürchterlicher Schmerz meine Wade. Ich stieß einen Schmerzensschrei aus und wurde langsamer. Schließlich musste ich ganz stehenbleiben, da der Schmerz unerträglich wurde. Schwer atmend und mit Tränen in den Augen hielt ich eine Hand auf meine Wade. Warmes Blut quoll aus der Wunde. Jemand hatte mich getroffen.In meiner Wade steckte eine Kugel, die aus einer der Waffen der Männer stammen musste.

Während ich immer noch mit den Schmerzen zu kämpfen hatte und immer mehr Blut aus dem Schusswunde lief, wurden die Schritte meiner Verfolger immer lauter. Sie befanden sich so nahe, dass ich bereits ihren hechelnden Atem hörte.

"Reiß dich zusammen, April. Du schaffst das.", murmelte ich zu mir selber, um mir Motivation zu geben. Ich musste fliehen, egal ob ich Schmerzen hatte oder nicht. Wer weiß, was sie mit mir anstellen würden, wenn die Männer mich erwischten. Also raufte ich mich zusammen und versuchte trotz der Schmerzen in meiner Wade, die sich inzwischen mein gesamten Bein hoch zogen, weiterzurennen. Es gelang mir nicht wirklich, denn mein Versuch konnte man eher als langsames davon humpeln bezeichnen.

"Nein!", schrie ich so laut ich konnte, als ich an meinem Bein gepackt wurde. Ein Finger bohrte sich dabei in meine Wunde. Vor Schmerz wurde mir kurz schwarz vor Augen, doch ich konnte gerade so verhindern, dass ich ohnmächtig wurde. "Hilfe!"

Mein verzweifelter Schrei nach Hilfe wurde natürlich von niemanden gehört, was logisch war, denn außer den Forschern, Liam und mir befand sich keiner in Silent Hill. Leider fehlte von Liam ebenfalls jede Spur, also konnte ich nicht auf seine Hilfe setzen. Ich musste das jetzt irgendwie alleine schaffen, aber es würde schwer werden, wahrscheinlich sogar unmöglich.

Die Hand an meinem Bein zog mich nach unten, sodass ich unsanft auf dem Boden landete. Mein Kinn schlug hart auf dem Asphalt auf, sodass meine Jeans dort aufriss und Blut aus der entstandenen Schürfwunde lief. Den Aufprall meines Kopfes konnte ich jedoch vermeiden, da ich mich noch rechtzeitig mit den Armen abstützen konnte. Mittlerweile liefen die Tränen wie Sturzbäche meine Wangen hinunter. Der Schmerz und die Angst waren beinahe unerträglich.

Plötzlich wurde ich herumgedreht und nahm nur verschwommen war, wie die Männer um mich herum standen. Der Mann, der mich zu Boden gerissen hatte, kniete nun vor mir. Ich schluchzte auf, als er mir mit einem Grinsen im Gesicht näher kam. "Wir sehen uns bald wieder, April.", sprach er mit einer dunklen, aber angenehmen Stimme. Dann wurde mir ein Tuch auf den Mund gepresst. Erschrocken begann ich wieder zu schrein, doch das Tuch dämmte meine Stimme, die nur noch wie ein Flüstern klang. Langsam verschwand das Bild vor meinen Augen, wurde immer undeutlicher und fleckiger, bis es schließlich komplett schwarz wurde.

**

Meine Augenlider flatterten immer wieder kurz auf, doch sie wollten sich einfach nicht ganz öffnen. Nach einigen Minuten des Kampfes gelang es mir jedoch endlich. Aufgrund einer leuchtenden Lampe, die genau auf mein Gesicht gerichtet war, musste ich meine Augen zusammen kneifen. Ich wollte meine Hand heben, um die Augen abzuschirmen, doch irgendwie konnte ich es nicht. Egal wie stark ich es versuchte, es funktionierte nicht, stattdessen durchzog ein Schmerz mein Handgelenk. Verwirrt hob ich meinen Kopf etwas an, um nachzusehen, was sich da um meinen Handgelenken befand und wo ich überhaupt war. Ich konnte mich noch an alles erinnern und wusste, dass die Männer mich gefangen hatten und wahrscheinlich irgendwo hin gebracht hatten, wo sie mich festhalten würden.

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt