Kapitel 18

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"Wollen wir das wirklich essen?"

Angeekelt beäugten Liam und ich den Inhalt der Dose, die wir in der Küche der kleinen Wohnung gefunden hatten. Mit einer Gabel stocherte Liam in dem bereits abgelaufenen Haufen herum, der sich Essen nannte. Meiner Meinung nach hatte dieser Haufen es nicht verdient als Nahrung bezeichnet zu werden, denn es sah eher aus wie Matsch. Ich war mir sicher, dass ich diese Pampe nur essen konnte, wenn ich meine Nase zu hielt und die Augen schloss. Nur konnte ich nicht garantieren, dass ich dieses Zeug auch in mir behalten würde.

"Wir wollen sicher nicht, aber wir müssen. Schließlich gibt es hier nichts anderes zu essen und wir müssen Nahrung zu uns nehmen.", seufzte Liam und betrachtete den kleinen Haufen auf seiner Gabel genauer. Angewidert zog er seine Nase kraus und ließ das "Essen" wieder in die Dose fallen. "Andererseits denke ich, dass wir davon krank werden könnten und das wäre in unserer Situation nicht gerade von Vorteil."

"Ehrlich gesagt esse ich auch lieber nichts, als dass ich dieses Zeug hier herunter schlucke. Wasser zum Trinken genügt mir."

Zustimmend nickte Liam und schmiss die Gabel in die dreckige Spüle. Während er die Dose wieder dahin stellte, wo wir sie vorgefunden hatten, lehnte ich mich gegen einer der Arbeitsplatten. Meine Gedanken driffteten wieder  ab.

Wie würde es jetzt weiter gehen? Louis und sein Vater waren mit Sicherheit jetzt noch stärker hinter uns her, weil wir Louis sehr verärgert hatten. Zudem wussten wir nun von ihrem Plan, sodass wir uns eine mögliche Lösung überlegen könnten. Noch hatte ich zwar keine Ahnung, wie Liam und ich Louis, seinem Vater und den anderen Forschern entkommen könnten. Ich hoffte, dass Liam da bereits etwas weiter war als ich.

"Liam, was machen wir nun? Wie schaffen wir es Louis' Rachepläne zu umgehen?", fragte ich Liam, der sich gerade zu mir umdrehte, nachdem er die Dose weggestellt hatte. Seufzend lief er zu mir und stellte sich direkt vor mich, dabei stützte er seine Hände neben mir auf der Arbeitsplatte der Küche ab. Sein Gesicht war jetzt nur noch höchstens zehn Zentimeter von meinem enfernt, was meinem Herz nicht unbemerkt blieb. Automatisch fing es an schneller zu klopfen und ich hatte Mühe meinen Atem gleichmäßig und ruhig zu halten. In einem regelmäßigen Takt traf Liams' Atem auf mein Gesicht und ließ mich leicht erzittern, allerdings nicht weil ich fröstelte, sondern weil es ein angenehmes Gefühl war und bei mir eine Gänsehaut erzeugte. Die Tatsache, dass er immer noch kein Shirt trug verbesserte die Situation nicht gerade. Mit einem intensiven Blick sahen seine brauen Augen in meine und zogen meinen Blick in ihren Bann.

"Hör zu.", flüsterte Liam nach einer Weile, die mir wie Stunden vorkam obwohl es nur einige Sekunden waren,"Ich möchte, nein ich verlange, dass du für den Rest des Tages das ganze vergisst. Vergiss Louis und die Forscher. Vergiss, das wir uns in Silent Hill befinden. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber tu es für mich. Okay?"

Sprachlos blickte ich Liam in die Augen. Diese Bitte kam für mich vollkommen unerwartet. Ich hätte nie mit ihr gerechnet. Wie sollte ich bitte jetzt alles rund um Silent Hill vergessen? Wusste er nicht wie schwer es einem so etwas fällt? Konnte er das einfach so? Natürlich konnte ich verstehen, wieso er mich darum bat, denn es würde mir sicher gut tun für einige Stunden diese Sorgen zu vergessen. Ich wollte es ebenso, doch es zu erreichen würde schwer werden. Fürdas Ziel musste ich stark abgelenkt werden, sodass ich das Thema "Louis" vergessen konnte. Ein Versuch war es aber auf jeden Fall wert.

"Okay."

"Gut. Also, was wollen wir jetzt machen?" Liam stieß sich von mit den Händen von mir weg und sah mich fragend an. Erleichtert atmete ich aus, da mein Herzschlag sich nun langsam wieder erholte und auch die Gänsehaut wieder verschwand. Doch da Liam immer noch kein Shirt trug, musste ich mich zwingen nicht auf seinen muskolösen Oberkörper zu starren und in Tagträume zu verfallen. 

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt