Kapitel 3

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Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus, bevor es anfing rasend schnell weiterzuschlagen. Erschrocken drehte ich mich, doch da war nichts. Stirnrunzelnd wedelte ich mit der Hand in der Luft vor mir herum, auf der Suche nach irgendetwas, doch ich fand nichts.

"Geh nicht!"

Blitzschnell dreht ich mich wieder um, doch auch dieses mal war nichts zu sehen, obwohl die Stimme ganz sicher aus der Richtung kam.

"Wo bist du?", schrie ich, während ich mich um die eigene Achse drehte und mich suchend umblickte.

Ein röchelndes Lachen war zu hören. Ich verspürte einen kalten Luftzug im Nacken und ein Gewicht auf meiner Schulter. Mein Puls beschleunigte sich noch mehr und mein Hände zitterten vor Angst. Langsam drehte ich mich um.

Laut schrie ich auf, als meine Nase beinahe die Nase einer alten Frau berührte, die dunkle Ringe unter ihren gelben Augen hatte. Ängstlich zuckte ich zurück, was die Frau hämisch Grinsen ließ. Dabei zeigte sie mir ihre wenigen, schwarzen Zähne. Angeekelt wich ich noch ein Stückchen weiter zurück, doch ihrem grauenhaften Geruch konnte ich nicht entkommen. Die alte Frau versprühte einen modrigen, fauligen Geruch, weshalb ich mir nur schwer ein Würgen unterdrücken konnte.

"Geh nicht.", sprach sie. Ihrem Grinsen war einem drohenden Blick gewichen.

Verwirrt runzelte ich die Stirn. Was will diese Frau von mir?

"Was meinen Sie?", fragte ich sie und musterte sie weiter. Sie war ungefähr so groß wie ich, hatte nur noch wenige, graue Haare und trug ein zerfetztes Kleid. Ihre Haut war faltig und Gesicht so eingefallen, dass man sie für tot halten könnte. Während ich auf eine Antwort wartete, schien sie mich ebenfalls zu Mustern.

"Wenn du gehst, wirst du ihn finden. Er wird dir weh tun, dich verletzen. Du bist in Silent Hill nicht sicher."

Mittlerweile stand die alte Frau wieder vor mir und griff nach meinen Armen. Mein Versuch zurückzuweichen veranlasste sie dazu, meine Arme so fest zu umklammern, dass es weg tat.

"Wenn meinen Sie?"

"Seinen Sohn. Er will Rache. Wenn du ihn suchst, dann wirst du sein nächstes Opfer. Du musst aus dieser Stadt fliehen!"

Durch diese Frau war ich nun noch verwirrter. Wessen Sohn meinte sie? Was würde er mir antun? Wer ist sie überhaupt? All diese Fragen schwirrten in diesem Moment durch meinem Kopf. Ich fragte mich auch, ob man ihr Glauben schenken sollte. Sie wirkte ein wenig verrückt. Wer weiß, wie lange sie hier schon festsitzt. 

Seufzend schloss ich für einige Sekunden meine Augen, um zu überlegen, was ich nun tun sollte. Dock kaum öffnete ich sie wieder, als ich zu einem Entschluss kam, war vor mir nur noch Nebel und Dunkelheit. Die alte Frau war spurlos verschwunden. Verwirrt runzelte ich die Stirn und schaute mich noch einmal genau um. Nichts außer Dunkelheit, Nebel und das Licht, welches mir die Taschenlampe meines Handys spendete. 

War sie vielleicht nur ein Bildnis meiner Vorstellungskraft? Hatte ich sie mir eingebildet?

Diese waren nur zwei von tausenden Fragen, die mir zu dem Zeitpunkt durch den Kopf schwirrten. Egal wie lang ich über die Antworten auf diese Fragen nachdachte, meine Gedanken brachten mich immer wieder zu einer Aussage.

Es gab einfach keine andere Möglichkeit, als dass ich mir die Frau nur eingebildet hatte. Eine Halluzination. Das musste es gewesen sein. So etwas wie Geister gibt es ja schließlich nicht. Außerdem hatte ich seit einem Tag weder gegessen, noch getrunken. Wahrscheinlich spielte mir mein Körper einen Streich. 

Einige Minuten stand ich einfach nur still da und dachte nach. Um sicher zu gehen, dass ich mir die Frau nicht doch eingebildet hatte, lief ich langsam den Fußweg entlang und machte mich auf die Suche nach dem Jungen. Die kalte Luft ließ mich frösteln, mein Atem bildete kleine Wölkchen in der Luft und nur eine kleine Lampe spendete mir Licht. Nach einigen Metern fing mein Magen an sich mit lautem Knurren bemerkbar zu machen. Stöhnend rieb ich mir den Bauch und überlegte, wo man in dieser Stadt wohl Essen bekommen könnte. Hier gab es wahrscheinlich nur noch verschimmelte, alte, ungenießbare Dinge.

Ich beschloss, mich auf die Suche nach etwas Essbarem zu machen und nebenbei nach dem Jungen Ausschau zu halten, von dem die alte Frau geredet hat. Ich musste ihn einfach finden. Er ist wahrscheinlich meine einzige Hoffnung.

Gefühlte Stunden lief ich jetzt schon quer durch Silent Hill. Bislang hatte ich weder etwas zu Essen noch den Jungen gefunden. Alles was ich gesehen hatte waren alte Autos, Staub, Dreck und heruntergekommenes Zeug. Nicht einmal ein Tier hatte ich entdeckt, was ich seltsam fand. Normalerweise sollten hier hunderte von Ratten herum schwirren, doch dem war nicht so. Außer dem leichten Wind und den Geräuschen meiner Schuhe auf dem Asphalt war es mucksmäuschen still. 

Mein Magen rebellierte weiter nicht gerade leise vor sich hin, als ich auf der anderen Seite der Straße etwas sah, dass meine Hoffnung aufglühen ließ. Ein beleuchtetes Diner Schild zog mich geradezu magisch an. 

'Endlich', murmelte ich und überquerte die holprige Straße.

Die Tatsache, dass die Stromversorgung in der gesamten Stadt nicht funktionierte, aber das Schild leuchtete, ignorierte ich in dem Moment vollkommen. Zu groß war der Hunger und  der Durst.

Mit einem quitschen öffnete sich die Tür zum Diner. Mit meiner Lampe beleuchtete ich den Raum, als sich die Tür hinter mir wieder schloss. Die Einrichtung sah etwas altmodisch aus und war in rot-braun Tönen gehalten. An den großen Glasfenstern befanden sich kleine Tische und Stühle, die sorgfältig und ordentlich an dem Tisch geschoben wurden. Es sah so aus, als ob hier vor kurzem jemand war. 

Langsam ging ich hinter die Theke und sah mich hier nach etwas Essbarem um, doch meine Suche blieb hier erfolglos. Als ich eine Tür zur Küche entdeckte, machte ich mich dort auf der Suche und wurde fündig. Einige Konservendosen, die aber abgelaufen waren, standen ordentlich in einer Reihe auf einem Regal. Gierig nahm ich mir einige mit zur Theke. Mir war es egal, dass das Verfallsdatum überschritten war, mein Hunger musste irgendwie gestoppt werden. Außerdem würde ich hier wahrscheinlich sowieso nichts besseres finden.

Ich setzte mich auf einen Hocker und stellte die Dosen auf den Tresen. Verunsichert schaute ich noch einmal genau auf das Verfallsdatum. Sie waren erst einige Wochen abgelaufen. Noch ein Hinweis dafür, dass jemand sie vor nicht allzu Zeit hierher gebracht hatte. 

Ich verdrängte all meine Gedanken und Fragen, um endlich meinen Hunger zu stillen. Ich öffnete die Dose und blickte ekligem, eigentlich ungenießbarem Zeug entgegen, nahm mir aber trotzdem ein Bissen mit einer Gabel, die ich in einer Schublade gefunden hatte. Während ich mir nach und nach das Zeug in den Mund stopfte, hielt ich mir mit der anderen Hand die Nase zu, damit ich nichts schmecken konnte. 

Plötzlich ertönte ein dunkles Lachen hinter mir. Erschrocken verschluckte ich mich, spukte den Bissen wieder aus und begann heftig zu husten. Eine Hand schlug mir immer wieder leicht auf den Rücken, um den Husten zu stoppen.

"Danke.", murmelte ich leise und drehte mich langsam um.

Mit einem Klirren fiel meine Gabel auf den Boden, als ich die Person sah hinter mir stehen sah.

"Gefunden.", sagte der Junge und lächelte mich komisch an. 

Neues Kapitel! Votes und Kommentare wären echt nett, denn ich bin etwas unsicher mit dem Kapitel. Und vielen Dank noch mal an die Lieder, die ihr mir vorgeschlagen habt :)

Widmung geht an @JanaRoseHope :)

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt