Kapitel 25

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"Okay", murmelte Louis und bückte sich zu der Luke. Angestrengt ruckelte er an den Griffen, von denen Rost abblätterte. Mit einem lauten Knallen öffneten sich die kleine Tür schließlich und schlug laut auf dem Boden auf. Hoffentlich hatte das keiner gehört. Liam hatte anscheinend den gleichen Gedanken, denn er lugte um die Ecke der Hauswand und versicherte uns mit einem Kopfschütteln, dass niemand auf den Weg hierhin war. Erleichtert stieß ich Luft aus und versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen. Dann trat ich neugierig an den Eingang zum Keller uns blickte durch das breite Loch im Boden. Es war so dunkel, dass man nur die ersten Treppenstufen erkennen konnte, danach war alles schwarz. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken, bei dem Gedanken da runter zu gehen. Eine Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper und ließ mich erzittern. 

"Wer geht als erster?", fragte ich und blickte erst Liam und dann Louis an. Beide warfen sich kurz Blicke zu, dann nickte Louis und sagte uns, er wolle als erster gehen. Damit war ich mehr als hunderprozentig einverstanden. Ich vertraute Louis immer noch nicht ganz, weshalb es besser war, wenn er als erster ging und nicht als letzter, denn dann könnte er hinter uns die Luke wieder schließen und uns somit im Keller einsperren. 

Liam und ich traten ein wenig zur Seite und ließen Louis vorbei, der einige Stufen hinab stieg, dann tastete er mit einer Hand an der Wand und im nächsten Moment wurde die Treppe erhellt. Im Schein der kleinen Lampe folgte ich Louis schließlich die Treppe hinunter. Liam lief hinter mir und machte die Luke hinter uns möglichst geräuschlos zu. Dann liefen wir die Treppe weiter hinunter. Im Schein der kleinen Lampen über uns konnte ich eine Maus erkennen, die blitzschnell an uns vorbei über die Stufen huschte. Ich verzog meine Nase und lief etwas schneller und stieß gegen Louis Rücken, der plötzlich vor mir stehen geblieben war.

 " 'Tschuldigung.", murmelte ich und nahm etwas Abstand. Ich spürte, wie Liam von hinten meine Hand ergriff und sich neben mich auf die Stufe quetschte. Lächelnd sah ich ihm kurz in die Augen und blickte dann wieder zu Louis. Erneut tastete er an der Wand nach einem Lichtschalter, den er auch fand. Lampen blinkten auf und zeigten uns den Keller.

Vor uns befand sich ein einziger kleiner Raum, der vollgestellt war mit allem möglichen Zeugs. In der Mitte befand sich ein großer Holztisch, auf dem sich Dinge wie Reagenzgläser, Flaschen mit merkwürdig farbigem Inhalt und unmengen con Büchern befanden. An den Wänden waren Regale, die gefüllt waren mit noch mehr Büchen. In diesem Raum befanden sich wahrscheinlich um die tausend Bücher, zumindestens wirkte es so. An der Decke hingen Spinnweben und der Boden war ziemlich dreckig. 

"Es sieht irgendwie so aus, als war hier schon lange keiner mehr.", sagte Liam und ging in den Raum. Er drehte sich langsam und schaute sich dabei alles an. Er hatte recht, es wirkte wirklich so, als wäre dieser Raum in den letzten Jahren nicht betreten worden.

"Das ist auch so. Momentan haben die Wissenschaftler kein Versuchsobjekt, also müssen sie hier auch nicht runter.", erklärte Louis und betrat ebenfalls den Kellerraum. Ich tat es den beiden gleich und begab mich zu dem Tisch in der Mitte. Dort sah ich mir die verschienen Dinge, die sich auf ihm befanden, genauer an. Mit den Fingern schob ich die Spinnenweben, die sich überall an den Reagenzgläsern und Büchern gebildet hatten, zur Seite und nahm mir eins der Reagenzgläser um es genauer zu betrachten. Skeptisch beäugte ich das Glas. Es war mit einer roten, dickflüssigen Flüssigkeit gefüllt, die stank. In ihr schwammen mehrere kleine, runde Dinge herum. Mit vor Schreck geweiteten Augen stellte ich das Glas schnell wieder ab, als ich realisiert hatte, dass die Flüssigkeit Blut war und die runden Dinger Augen. Angeekelt kräuselte ich die Nase und unterdrückte einen Würgereiz. Ich nahm ein paar Schritte Abstand von dem Reagenzglas und wendete meine Aufmerkamkeit lieber Louis zu, der uns etwas erklären wollte.

"Wir suchen jetzt das wichtigste Buch der Forscher. Es muss hier irgendwo sein. Das Buch ist in dunklem Leder gebunden und dick. So viel ich weiß hat es keinen Namen, also ist der Einband unbeschriftet. Beeilt euch, wir haben nicht viel Zeit." Dann nickte er uns zu und wendete sich dem ersten Regal zu. Liam nahm sich das Regal daneben vor, während ich mich lieber auf dem Tisch umsah, wo sich die Bücher nur so stapelten. Schnell aber aufmerksam durchforstete ich den ersten Stapel, fand aber nur irgendwelche Biografien von Wissenschaftlern. Auch in den anderen Stapeln wurde ich nicht fündig, deshalb übernahm ich eines der Regale. Dort stach mir ein Buch besonders ins Auge. 

Es war ein altes Buch, welches beinahe auseinander fiel, als ich es aus dem Regal nahm. Es war ein schlichter, brauner Einband, aber das Buch hatte eine besondere Wirkung auf mich. Es schien, als zog es mich an. Neugierig schlug ich die erste Seite auf. Sie war mit einer Handschrift beschrieben und schien mit Kugelschreiber beschrieben worden zu sein. Also musste das Buch nicht so alt sein, wie ich angenommen hatte. Schnell schaute ich mich um, ob Liam oder Louis mich beobachteten, doch sie waren zu sehr mit ihren Regalen und Büchern beschäftigt. Dann begann ich zu lesen. 

Liebes Tagebuch,

ich weiß, es ist nicht üblich für einen Jungen, dass er Tagebuch schreibt, aber das ist mir egal. Ich brauche jemanden zum Reden. Da Menschen in Silent Hill nunmal selten sind und sich zurzeit niemand außer Louis und den Forschern hier aufhält, muss ich meine Gedanken halt aufschreiben. Ich will Louis nicht von meinen Träumen erzählen, die mich jede Nacht heimsuchen, denn momentan hat er selber Sorgen. Seine Sehnsucht nach Eleanor macht ihn immer ruhiger, da möchte ich ihn nicht auch noch mit meinen Sorgen plagen. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. In meinem Kopf schwirrt zu viel herum, weshalb ich nicht alles aufschreiben kann, doch ich will es zumindestens versuchen. 

Seit einigen Nächten habe ich diese Träume. Es sind immer dieselben, nie verändern sie sich. Jedesmal sehe ich sie. Ein Mädchen mit langen, braunen Haaren und einem wunderschönen Gesicht. Ihre Augen lächeln mit wenn sie lächelt. Doch sie lächelt nur selten. Sie tut es nur wenn sie mich sieht. Dann strahlen wir uns beide gegenseitig an und lachen gemeinsam. Und das obwohl wir uns immer noch in dieser schrecklichen Stadt befinden. Diese Tatsache scheinen wir zu verdrängen, wir blenden sie einfach aus. Es verblüfft mich. Sie verblüfft mich. Ich habe während meinem gesamten Aufenthalt in Silent Hill wahrscheinlich nie gelächelt und war nie fröhlich. Doch dann schleicht sie sich in meine Träume und schafft es. Sie bringt mir wieder die guten Emotionen bei und lässt mich sowas wie Wut und Enttäuschung für kurze Zeit vergessen. Diese Wirkung geht sogar bis in den Tag hinein, wenn sie nicht da ist. 

Dieses Mädchen schenkt mir Hoffnung. Hoffnung auf ein besseres, fröhliches Leben. Ich weiß, dass es nur Träume sind, doch ich habe ein Gefühl in meinem Bauch, welches mir sagt, dass ich sie irgendwann mal in Wirklichkeit sehen werde. 

Und ich glaube daran. Solange ich von ihr träumen werde, wird die Hoffnung auf ihr Antreffen nie vergehen. 

Liam.

Geschockt und mit angehaltenem Atem starrte ich auf den ersten Tagebucheintrag. Ich hätte nie gedacht, dass Liam Tagebuch geschrieben hat. Ich fühlte mich schlecht, weil ich es angefangen hatte zu lesen. Ein Tagebuch ist privat und niemand sollte diese Privatsphäre missachten, doch ich konnte nicht anders. Ich wollte mehr über Liam und seine Träume erfahren, also musste ich diese Gelegenheit nutzen. Bevor Liam und Louis etwas davon mitbekommen konnten, steckte ich das kleine Buch schnell in die Innentasche meiner Jacke. Es war dünn, weshalb man es von außen nicht sehen konnte. 

Um mich abzulenken suchte ich weiter nach dem Buch der Forscher, doch meine Gedanken kreisten nur noch um Liams' Tagebuch. Er hatte anscheinend von seinen Träumen über mich geschrieben, denn er hatte mir ja erzählt, dass er sie gehabt hat. Was er geschrieben hatte, ließ mein Herz schneller schlagen. Er sah mich als Hoffnung auf ein besseres Leben. Und ich hoffte, dass ich ihm dabei helfen konnte. 

Eine Frage tauchte jedoch auch in meinem Kopf auf. Wie konnte das Tagebuch in diesen Keller kommen? Dieser Keller war doch seit Jahren nicht betreten worden, so hatte Louis es jedenfalls gesagt. Allerdings konnte das nicht stimmen. Doch wer hat das Tagebuch hierhin gebracht?

Bevor ich weiter grübeln konnte, riss mich Liams' Stimme aus den Gedanken. " Ich habe das Buch gefunden." Mit einem Grinsen hielt er das Buch in die Höhe. Erleichtert lächelte ich ihn an und wollte zu ihm gehen, doch dann erklangen plötzlich Geräusche, die von der Luke kamen. Es war das knallen, welches die Luke beim Öffnen verursachte.

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen:) Ich muss ab morgen wieder zur Schule (ugh:((((( ), weshalb die nächsten Updates unregelmäßiger und seltener kommen. Schule geht ja leider vor.

Über Votes und Kommentare würde ich mich freuen♥

Widmung geht an@ninni_1D ♥

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt