"Mein Vater und ich werden dir etwas wichtiges nehmen, so wie du uns es damals angetan hast, und du wirst dabei zusehen. Verabschiede dich von April."
Langsam sickerten Louis' Worte in mein Gehirn und wurden dort nur schwer verarbeitet. Natürlich war ich mir über die Bedeutung seiner Worte im Klaren, jedoch wollte ich sie einfach nicht verstehen. Ich konnte nicht glauben, dass Louis, ein Mensch, der mir in den letzten Tagen sehr ans Herz gewachsen ist, vorhatte mich zu töten.
Einerseits verstand ich zwar, dass Louis und sein Vater Liam dasselbe antun wollten, was er ihnen vor einigen Jahren angetan hatte. Er hatte ihnen ihre geliebte Mutter genommen und jetzt sollte er denselben Schmerz verspüren, den sie auch gespürt hatten. Andererseits war es für mich völlig unverständlich wieso man aus Rache einen anderen Menschen tötete. Liam hatte Louis' Mutter ja schließlich nicht mit Absicht getötet und selbst wenn er es gemacht hätte, so verdient kein anderer Mensch dafür zu sterben.
Aus meiner Sicht war Louis auch kein Mörder, denn dafür war er viel zu nett. Natürlich hatte er Liam jahrelang etwas vorgespielt, aber er wirkte so ehrlich als er mit mir geredet hatte. Für seine schauspielerische Leistung hätte er echt einen Oscar verdient, allerdings würde ich ihm diesen nicht überreichen wollen.
"Nein. Das werde ich nicht zulassen. April hat doch mit alldem nichts zu tun. Was hat sie dir getan? Ihr könnt alles mit mir machen, aber April wird nichts passieren."
Liams' Stimme war aufgebracht und wütend. Mittlerweile stand er trotz der Schmerzen aufrecht neben mir und griff nach meiner Hand, die ich fest mit seiner verschränkte. Ich hatte Angst, das musste ich zugeben. Angst um mein Leben. Angst vor Louis, der mit einem Bösen Grinsen kurz auf unsere verschränkten Hände schaute. Für einen Augenblick glaubte ich in Louis' Augen Reue zu sehen, doch sein Blick änderte sich beinahe wie in Lichtgeschwindigkeit und wurde wieder ausdruckslos.
Louis' Lachen hallte in der Eingangshalle des Krankenhauses wider. "Ja, sie hat mir nichts getan. Aber du. Es wäre viel zu einfach, wenn du sterben würdest, denn dann müsstest du ja nicht so leiden. Deshalb muss deine kleine Freundin nunmal ihr Leben lassen. Das hat sie ganz allein dir zu verdanken. Mein Vater wird gleich hier sein und dann..."
Weiter kam Louis nicht. Er wurde von Liams Faust unterbrochen, die ihn direkt auf die Nase traf. Liam musste seine gesamte restliche Kraft verwendet haben, denn Louis lag auf dem Boden und hielt sich stöhnend seine Nase, aus der Blut tropfte. "Verdammt.", murmelte er und wollte sich erheben, doch ein Tritt in die Rippen drängte Louis zurück auf den Boden. Vor Schmerzen keuchend hielt er sich die getroffene Stelle und verharrte am Boden.
"Du wirst April nicht verletzten. Ich bin in meinem Zustand vielleicht schwach, doch ich bin immer noch stärker als du. Wenn dein Vater hier ist werden wir schon verschwunden sein.", sagte Liam mit gereizter und zugleich schwacher Stimme,"Du kannst ihm sagen, dass es nicht so einfach ist an mir vorbeizukommen wie er denkt. Ich werde nicht zulassen, dass April verletzt wird."
Erneut wollte Louis sich erheben, wurde jedoch wieder von einem Tritt in die Rippen abgehalten. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete ich das Geschehen. Ich war geschockt von Liams' Verhalten, doch mir blieb keine Zeit darüber nachzudenken. Liam hatte bereits wieder meine Hand ergriffen und zog mich mit all seiner Kraft zum Ausgang.
"Wir müssen schnell von hier verschwinden."
Und dann liefen wir, so schnell Liam mit seinen Verletzungen es konnte, aus dem Krankenhaus und durch die Straßen von Silent Hill.
*****
"Ich denke, hier sind wir vorerst sicher.", murmelte Liam und stieß die Haustür hinter uns zu. Vor Schreck zuckte ich zusammen. Während ich mich in dem Haus umsah, in dem wir Zuflucht suchten, versuchte ich meine Gedanken von dem Thema "Louis" abzubringen und lieber über Liam nachzudenken. Denn neben dem gesamten Rache Plan von Louis hatte ich eine Tatsache völlig außer Acht gelassen.
Ich bedeutete Liam etwas.
Liam selbst hatte es quasi zugegeben, indem er nicht zugelassen hat, dass Louis mich umbringt. Außerdem hatte Liam gesagt, er würde nicht zulassen, dass mir etwas passiert. Auch hatte er nicht geleugnet, dass ich ihm etwas bedeutete als Louis dies behauptet hatte. Natürlich könnte ich mich in all dem täuschen, doch ich wollte es nicht.
Zwar hatte ich keine Ahnung wieso, aber mir gefiel, dass ich Liam etwas bedeutete. Ich war ihm wichtig. Diese Tatsache ließ ein merkwürdiges Gefühl, welches ich ziemlich oft in Liams' Nähe spürte, in meinem Bauch entstehen. Obwohl mir dieses Gefühl inzwischen vertraut war, wusste ich immer noch nicht so recht, was es bedeutete. Waren es vielleicht die berühmten Schmetterlinge im Bauch? Oder stand es einfach nur für Geborgenheit und Wohlbefinden? Wie gerne wollte ich es sofort wissen, aber ich musste es wohl rausfinden.
"Alles in Ordnung?", holte mich eine besorgte Stimme aus den Gedanken. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich die ganze Zeit vor mich hin gestarrt hatte, bis ich mich zu Liam umdrehte und meine brennenden Augen bemerkte. Sofort blinzelte ich ein paar mal und nickte nur.
"Bei mir ja, aber bei dir nicht.", sagte ich und musterte dabei Liams' Körper. Getrocknetes Blut klebte auf seinen Armen, Blutergüsse waren zu sehen und sein Shirt war zerrissen, sodass man auch dort einige Wunden erkennen konnte. Entschlossen ergriff ich seine Hand und zog ihn in das Badezimmer, welches ich nach einigem Suchen fand. Es war nicht gerade super hygenisch, aber es musste genügen. Ich drückte Liam an den Schultern runter auf den Badewannenrand und suchte in dem kleinen Spiegelschrank über dem Waschbecken nach Verbandszeug und Wundreinigungsmitteln. Einen Blick in den Spiegel vermied ich dabei, da ich die garantiert vorhandenen dunklen Schatten unter meinen Augen und meine blasse Haut nicht unbedingt sehen wollte.
"Gefunden.", murmelte ich und nahm einen alten Kasten aus dem Schrank, in dem sich Pflaster, Desinfektionsmittel und Verbandszeug befand. Ich drehte mich wieder zu Liam um, der jeder meiner Bewegungen still beobachtete. Auch während ich seine Wunden verarztete gab er außer einigen Schmerzlauten nichts von sich, jedoch lagen seine Augen die ganze Zeit auf meinem Gesicht. Ich fühlte mich unter seinem intensiven Blick nicht besonders wohl und spürte, wie mein Puls sich etwas beschleunigte und meine Wangen einen leichten Rosaton annahmen.
"Du...du müsstest dein Shirt ausziehen, damit ich an deine anderen Wunden komme.", sagte ich unsicher und merkte, dass sich die Farbe auf meinen Wangen dunkler färbte. Ja, es war mir peinlich diesen Satz auszusprechen, denn es klang einfach so merkwürdig. Dies besserte sich auch nicht, als Liam plötzlich lachte und mit einem "Natürlich. Für dich doch immer." sein Shirt über den Kopf zog und es achtlos in eine Ecke des Badezimmers schmiss.
Vorsichtig versorgte ich die Wunden auf seinem Oberkörper und versuchte dabei nicht zu sabern, zu starren oder in das grinsende Gesicht von Liam zu schauen, der genau wusste, wie es mir in dem Moment ging.
"Fertig.", murmelte ich nach einigen Minuten und wollte mich von Liam entfernen, doch dann wurde ich unerwartet in eine enge Umarmung gezogen. Überrrascht keuchte ich auf. Ein Zischen entwich aus Liams' Mund, als ich gegen seine frisch versorgten Wunden kam, aber er ignorierte den weiteren Schmerz und legte seine Arme noch fester um mich. Schließlich tat ich ihm es gleich und gab mich der unglaublich warmen, angenehmen Umarmung hin. In Liams' Armen fühlte ich mich geborgen und all die Ereignisse der letzten Tage waren für einen Augenblick vergessen. Das merkwürdige Gefühl hatte sich ebenfalls wieder in meinem Bauch breit gemacht, doch ich genoss es, schloss meine Augen und vergrub mein Gesicht in Liams' Halsbeuge.
"Danke.", flüsterte Liam.
"Immer wieder gerne."
Hey♥ Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Das nächste wird übrigens sehr viele Liam und April (Shipname??? Ich bräuchte dringend einen...Schlagt mir bitte welche vor, falls ihr Ideen habt) Feels enthalten...
Widmung geht an @JanaRoseHope für das tolle lange Kommentar♥
Über Votes und Kommentare würde ich mich sehr freuen♥
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Silent Hill // Liam Payne
Teen FictionEin dummer Zufall kann dafür sorgen, dass du dich aufeinmal in einer völlig verlassenen Stadt mitten im Nirgendwo befindest, aus der du nicht mehr entkommen kannst. Doch was ist, wenn es doch kein Zufall war? Wenn die Stadt doch gar nicht so verlass...