Kapitel 34

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Wir rannten so schnell wie möglich aus dem Gebäude und bogen nach links in eine der kleineren Straßen ab. Es war dunkel und der Mond leuchtete hell am klaren Sternenhimmel. Der Schmerz in meiner Lunge wurde durch das Rennen wieder hervorgerufen und kehrte schlimmer als zuvor zurück. Doch ich wusste, dass ich jetzt nicht schlapp machen konnte, weshalb ich ihn so gut es ging ignorierte. Zudem war mir klar, dass es Louis und Liam genauso gehen musste, da auch sie das giftige Gas eingeatmet hatten. Liam war durch die Folgen der Operation sowieso schwächer und musste viele Schmerzen haben, jedoch hielt er trotz der zusätzlichen körperlichen Belastung durch, wofür ich ihn bewunderte.

Louis, der sich vor uns befand und uns somit den Weg zeigte, bog plötzlich nach links in eine kleine Gasse ab, die sich zwischen zwei Häusern befand. Sie war dunkel und sehr eng, was mir mit Sicherheit Angst bereitet hätte, wenn ich alleine durch sie gelaufen wäre, doch mit den Jungs an meiner Seite fühlte ich mich sicher. Wahrscheinlich war diese Gasse das harmloseste in Silent Hill. Der Geruch nach Moos ließ mich meine Nase rümpfen und die kühle Nachtluft, die meine Jacke durchdrang, ließ mich frösteln.

Auch wenn wir nur wenige Sekunden durch diese Gasse rannten, kam es mir wie Stunden vor. Als wir die Gasse wieder verließen und unseren Weg in dem Wald fortsetzten, fühlte es sich an, als wäre ein Feuer in meiner Lunge ausgebrochen. Das Atem viel mir immer schwerer und mein ganzer Körper wurde durch den Schmerz taub. Es war eine unglaubliche Herausforderung mich auf den Beinen zu halten und weiterzulaufen, doch ich redete mir in meinen Gedanken Motivation zu. 'Du darfst nicht aufgeben! Es ist nicht mehr weit und wenn ihr da seid, dann könnt ihr von hier verschwinden.', dachte ich und biss die Zähne zusammen. Ich beschleunigte meine Schritte etwas, um wieder auf Liams Höhe zu rennen.

Plötzlich blieb Louis stehen und bedeutete uns, es ihm gleichzutun. Völlig aus der Puste und mit starken Schmerzen blieb ich neben ihm stehen und stützte meine Hände auf meinen Knien ab, während ich versuchte meine Atmung zu normalisieren. Meine Lunge brannte so fürchterlich, dass ich sie am liebsten herausreißen wollte und ein Schwindelgefühl überkam mich. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen und verdeutlichten mir, dass eine Ohnmacht nicht mehr weit entfernt war. Um mich davor zu bewahren, schloss ich die Augen und versuchte so ruhig zu atmen, wie ich konnte. Ich erzielte die gewünschte Wirkung sowie der Linderung der Schmerzen in der Lunge.

Nachdem ich mich wieder einigermaßen erholt hatte, stellte ich mich wieder normal hin und sah, dass es Louis und Liam wohl nicht anders ergangen ist. Die beiden hatten stark mit ihrer Atmung zu kämpfen und hielten sich ihren Brustkorb. Besorgt lief ich zu Liam, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihm in die Augen.

"Geht es dir gut?", fragte ich, obwohl es offensichtlich war, dass es ihm nicht besonders gut ging. Zwar nickte Liam, doch ich wusste, dass er dies nur getan hatte, damit ich mir nicht so große Sorgen machte.

"Du musst deinen Atem beruhigen und deine Augen schließen, dann wird es dir einigermaßen besser gehen.", versuchte ich zu helfen und legte meine Arme um ihn, damit er sich schneller beruhigte. Er erwiderte meine Umarmung sofort und drückte mich näher an ihn. Ich legte meinen kopf gegen seinen Brustkorb und lauschte seinem Herzschlag, der sich langsam beruhigte. Während Liam seinen Kopf in meine Halsgrube schmiegte, konnte ich spüren, wie sich sein Atem stabilisierte, der gegen meine Haut prallte und mir eine Gänsehaut verpasste.

Nach wenigen Minuten drückte Liam zart seine Lippen gegen die Haut an meinem Hals, flüsterte ein 'Danke' in mein Ohr und löste sich aus der Umarmung. Wir lächelten uns noch einmal an, dann wendeten wir uns Jonathan zu, der das Wort ergriffen hatte. Ihm schien es im Gegensatz zu uns noch prächtig zu gehen, aber er hatte auch nicht ein giftiges Gas eingeatmet, sondern 'nur' ein paar Schläge abbekommen.

"Die Wachen müssten mittlerweile schon fast beim Labor sein. Wir haben jetzt also freie Bahn und können zu dem Hauptsitz laufen, der nicht mehr weit entfernt ist. Da wir diesen Umweg genommen haben, müssen wir nun etwas weiter nach Westen gehen.", erklärte er und wischte sich dabei mit dem Ärmel seiner Jacke etwas Blut von der Stirn. "Es werden mit Sicherheit noch einige Wachen da sein, weshalb wir am besten unentdeckt in das Gebäude gehen. Sie sind bewaffnet, wir nicht."

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt