Kapitel 13

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"Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?"

Verunsichert schaute Louis mir in die Augen und fuhr sich nervös durch die Haare. Entschlossen nickte ich und zog den Reißverschluss meiner Jacke zu. "Es ist unsere einzige Möglichkeit festzustellen, ob mit Liam alles in Ordnung ist.", beharrte ich,"Und ich bin mir sicher, dass er in Schwierigkeiten steckt. Er ist schon viel zu lange fort."

Louis seufzte und schlüpfte in seine Schuhe."Ich weiß, ich weiß. Aber es ist gefährlich, ich hoffe, du bist dir das bewusst.", versuchte er es erneut, doch ich verdrehte nur genervt die Augen und zog Louis mit zur Haustür.

"Ja, ja. Das weiß ich auch, aber es geht hier um Liam, einen guten Freund von uns beiden.", sagte ich und drehte mich zu Louis um,"Du kannst auch gerne hier bleiben, dann mache ich mich allein auf die Suche nach ihm. Doch dann frage ich mich, wer von uns beiden hier der Mann ist."

Herausfordernd hob ich eine Augenbraue und wartete darauf, dass Louis endlich nach gab. Ich war mir sicher, er würde nun mitmachen, wenn auch widerwillig. Aber ich hatte gerade seine Männlichkeit in Frage gestellt, weshalb er sicherlich mit mir kam, um mir das Gegenteil zu beweisen. Typisch Mann eben.

Und wie erwartet behielt ich recht. Louis gab sich geschlagen und drängelte sich in dem kleinen Flur an mir vorbei, nicht ohne dabei leicht mit seiner Schulter gegen meine zu prallen. "Geht doch.", murmelte ich leise und folgte dann Louis aus seinem Haus.

Die kühle Luft von Silent Hill wehte leicht in mein Gesicht. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel und in weiter Ferne konnte man bereits leisen Donner hören. Der Sturm von gestern hatte seine Spuren hinterlassen, denn überall lagen Äste rum und große Pfützen waren auf den Straßen verteilt.

Louis und ich liefen nebeneinander auf dem Fußweg und schauten uns immer wieder um, darauf bedacht, nicht verfolgt zu werden.

Nach einer Weile Schweigen räusperte sich Louis und begann leise zu sprechen:"Wie bist du eigentlich hier gelandet? Freiwillig wirst du wohl kaum nach Silent Hill gekommen sein."

Einer kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich hatte lange nicht mehr darüber nachgedacht, doch jetzt kam die Erinnerung wieder zurück. Mit ihnen auch viele Fragen, die ich mir stellte. Es war alles so merkwürdig gewesen, wie eine Reihe dummer Zufälle.

"Es passierte vor ungefähr einer Woche. Ich bin mit dem Auto durch diese Gegend gefahren, weil ich auf dem Weg zu einer Hochzeit war, als mein Navi zuerst ausging und mir dann eine Abkürzung zeigte. Naja, dann hielt ich mich an den Ratschlag und fand mich auf einer verlassenen und dunklen Straße wieder. Plötzlich ging mein Motor aus und ich war gezwungen, mich zu Fuß auf die Suche nach Hilfe zu machen. Dann hörte ich Schritte hinter mir und rannte weg. Und schließlich fand ich mich hier wieder."

Ich beendete meine kleine Erzählung mit einer ausschweifenden Handbewegung und zeigte dabei auf alles um mich herum. Danach vergrub ich meine Hände wieder in den Taschen meiner Jeans und wartete darauf, dass Louis etwas sagte.

Dieser wirkte jedoch verwirrt und nachdenklich. Auf seiner Stirn hatten sich Falten gebildet und seine Augen starrten angestrengt ins Nichts. Doch dann nahm ein wissender Ausdruck Platz in seinem Gesicht, der wiederum mich ziemlich verwirrte.

"Was ist los?", fragte ich daher nach und sah Louis stirnrunzelnd in die Augen.

"Genau so bin ich auch in diese Stadt gekommen. Merkwürdig, oder?", klärte er mich auf,"Es scheint, als hätte man uns gezielt hier hin gelockt."

Louis' Vermutung machte mich stutzig. Sie ließ mich wieder an einen Satz erinnern, den ich gehört hatte, als ich Liam zum ersten Mal begegnet bin. 'Ich habe schon auf dich gewartet.',hatte er zu mir gesagt.

War es vielleicht möglich, dass Liam mit unserer Ankunft in Silent Hill zu tun hatte?

Auch wenn ich es einfach nicht glauben wollte, so war es theoretisch möglich. Zudem erschien mir Liam zu Beginn ebenfalls nicht besonders freundlich und nett. Er hatte mir zum Beispiel gedroht, doch seit er mir die Geschichte seines Vaters erzählt hatte, hatte er sich verändert. Er war jetzt wesentlich freundlicher und weniger gefährlich. Aber ein wenig geheimnisvoll wirkte er trotzdem.

Doch wenn er wirklich dafür gesorgt hätte, dass Louis und ich nach Silent Hill kamen, dann fragte ich mich wieso und wie er das getan hat. Und wenn dem so wäre, dann würde mein Vertrauen ihm gegenüber sicherlich sinken, oder sogar verschwinden.

Schnell schüttelte ich den Kopf. Wieso dachte ich so über Liam? Ich wollte darüber nicht nachdenken. Es erschien mir einfach nicht real und unglaubwürdig. Außerdem hatten wir wesentlich wichtigere Dinge zu erledigen, bei denen volle Konzentration gefordert war.

**

Hier standen wir nun, versteckt in einem Busch, nicht weit entfernt vom Diner, in dem ich Liam zum ersten mal begegnet bin. Da hatte er mir noch Angst gemacht, doch mittlerweile war diese beträchtlich gesunken.

Vielmehr hatte ich jetzt Angst vor dem, was uns möglicherweise dort drinnen erwartete. Zu zweit gegen eine Horde von irren Forschern, die höchst wahrscheinlich bewaffnet waren, waren wir im eindeutig im Nachteil. Doch es bestand eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass es Liam gar nicht dort war oder dass die Forscher ebenfalls nicht da waren. Doch dann konnte uns möglicherweise andere Dinge erwarten, die vielleicht genauso schlimm waren.

"Da drinnen könnte alles sein. Weißt du, hier in Silent Hill kannst du nichts ausschließen. Wenn du etwas merkwürdiges siehst, dann sei nicht überrascht.", flüsterte Louis mir zu,"Glaub mir, ich habe schon vieles gesehen. Dinge, von denen ich nie geglaubt hatte, dass sie wirklich existieren. Dinge, die man nicht sehen möchte und sonst nur aus Horrorfilmen kennt."

Louis Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich musste nicht wissen, von was er redete, um Angst vor diesen Dingen zu haben. Ich hoffte nur, dass wir diesen Dingen nicht begegnen würden, auch wenn es sehr unwahrscheinlich war.

"Was machen wir jetzt? Wir können da ja nicht einfach so reinmaschieren.", stellte ich fest und versuchte vergeblich einen Plan zu finden.

Louis zuckte mit den Schultern und schien einen Augenblick konzentriert nachzudenken."Doch. Genau das tun wir.", sagte er und spazierte aus dem Versteck und lief locker zum Diner. Es dauerte einige Sekunden, bis ich meinen Schock verdaut hatte und mit schnellen Schritten Louis aufholte.

"Du willst was? Denkst du, dass ist eine gute Idee?", fragte ich ihn etwas zu laut, weshalb ich einen strengen Blick von Louis kassierte. Gleichgültig rollte ich mit den Augen. Da wir offen auf der Straße liefen, konnte man uns sowieso entdecken, deshalb war es egal, ob ich laut redete oder nicht.

Entschlossen nickte er. "Ja. Das wird man nicht von uns erwarten. Wenn die Forscher wirklich da drinnen sind und Liam gefangen haben, dann werden sie denken, wir versuchen ihn unauffällig zu befreien. Also ist es logisch, dass wir sie überraschen. Falls dort niemand ist, dann haben wir uns den Aufwand erspart."

Zögernd stimmte ich ihm zu. An seiner Aussage war etwas wahres dran. Sogar eine Menge. Also beschloss ich einfach, mich an Louis zu halten. Es konnte ja nicht viel mehr passieren, als dass wir starben.

Wir befanden uns nun direkt vor dem Diner. Durch die Fenster konnten wir kaum etwas erkennen, so auch keine Menschen. Doch als Louis die Tür aufstieß und ich ihm dicht auf den Fersen in das Restaurant folgte, fanden wir ein einziges Chaos vor. Die Tische und Stühle lagen teilweise zerstört in dem Raum verteilt und die Schranktüren waren geöffnet, dessen Inhalt sich jetzt auf dem Boden verstreut befand. Die Luft war sehr stickig und roch merkwürdig modrig, weshalb ich meine Nase kräuselte.

"Ich glaube nicht, dass...", begann ich, wurde jedoch von einem lauten Türknall und einem seltsamen Lachen unterbrochen, dass direkt hinter uns erklang.

"Endlich seid ihr da. Auf diesen Moment warte ich schon länger."

Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel. Ich wollte eigentlich schon früher updaten, aber ein Musik Referat kam leider dazwischen. Naja, jetzt ist es ja da und das Referat lief auch ganz gut. Über Votes und Kommentare würde ich freuen:)

Widmung geht an @hemmosheart :)

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt