Kapitel 33

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"Hast du einen Plan?", fragte ich Liam leise und stellte mich neben ihm. Gemeinsam beobachteten wir die Situation, die sich am anderen Ende des Raumes abspielte. Die Forscher schienen uns gar nicht zu beachten; sie waren viel zu sehr mit Louis und Jonathan beschäftigt. Louis hatte seinen Vater zu Boden gedrückt und hielt ihn dort fest, sodass er sich nicht bewegen konnte. Jonathan lieferte sich immer noch eine Prügelei mit den anderen Forschern und sah schon ziemlich mitgenommen aus. Seine Unterlippe war aufgeplatzt und aus einer Wunde auf seiner Stirn floss Blut über sein Gesicht. Lange würde er es gegen die Forscher nicht mehr aufnehmen können. 

"Die Waffe. Schnapp sie dir und renne zur Tür. Den Rest erledige ich.", antwortete Liam und drückte kurz meine Hand, bevor er ohne ein weiteres Wort Jonathan zur Hilfe eilte. Hilflos ließ er mich hier stehen. Mein Herz pochte aufgeregt und nervös zugleich gegen meinen Brustkorb und verschnellerte meinen Atem. Für einige Sekunden stand ich einfach nur da und beobachtete Liam, der gerade einem Forscher so hart ins Gesicht schlug, dass ein Knacken zu hören war, welches deutlich auf einen Nasenbruch hindeutete. Er ließ sich auf den Boden fallen und hielt sich seine Nase, aus der Blut auf den Boden tropfte. Es verwunderte mich, dass Liam nach der Operation schon wieder so stark war, doch man sah in seinem Gesicht deutlich den Schmerz und die Anstrengung, egal wie sehr er es versuchte zu verbergen. Der Schweiß auf seiner Stirn war zurückgekehrt und sein Hautton war ebenfalls wieder heller geworden. Lange würde auch er sich nicht mit den Forschern anlegen können, wo er sich doch sowieso schonen sollte. 

Am liebsten wollte ich zu ihm gehen und ihm aus dem Gedrängel ziehen, da ich seinen Zustand nicht mitansehen konnte, doch ich wusste, dass ich es weder schaffen würde, noch durfte. 

Ich musste Liams Anweisung befolgen, und zwar so schnell wie möglich. Bevor ich die Pistole vom Boden aufhob, atmete ich tief durch und nahm all meinen Mut zusammen. Schnell überwand ich den letzten Meter, der sich zwischen der Waffe und mir befand. Meine Finger schloss sich unsicher um sie, als ich einen Schmerz verspürte. Keuchend hielt ich mir den Brustkorb, wo der Ursprung des Schmerzes lag. Mit zusammen gepressten Augen ließ ich mich auf die Knie sinken und drückte gegen meinen Brustkorb. Das Ein- und Ausatmen verursachte ein Stechen in meiner Lunge. 

Das Gift. Ich hatte es völlig verdrängt. Der Schmerz in der Lunge musste von dem Gift kommen, welches wir in dem Keller eingeatmet hatten. Wir hatten also nicht mehr viel Zeit. Wir musste so schnell es ging in ein Krankenhaus. 'Reiß dich zusammen, April. Vergiss den Schmerz.', sprach ich mir Mut zu. Jetzt war keine Zeit für Schmerzen. Wir mussten fliehen und da die anderen gerade beschäftigt waren, musste ich irgendetwas unternehmen. 

Den Schmerz ignorierend erhob ich mich und rannte Richtung Tür. Die Forscher waren zu sehr mit Liam, Louis und Jonathan beschäftigt, weshalb sich mich nicht wahrnahmen.  Ich konnte einfach so an allen vorbeilaufen, ohne dass sie mir auch nur die geringste Beachtung schenkten. Der Schmerz in meiner Lunge ließ wieder nach, bis er schließlich nur noch ein kleines Ziehen war, doch wahrscheinlich würde er bald wiederkommen. Nachdem wir im Keller waren und das Gift eingeatmet hatten, war er ja auch verschwunden, nur um zwischendurch kurz wieder aufzutauchen. 

Ich erreichte die Tür und drückte die Türklinke runter, doch sie öffnete sich nicht. "Das wäre ja auch zu schön gewesen.", murmelte ich und versuchte sie durch Rütteln zu öffnen, doch es tat sich nichts. Ich brauchte den Schlüssel, nur wo konnte der sein? Meine Augen suchten schnell aber aufmerksam den Raum ab und blieben an einem Tisch hängen, der nicht weit von mir entfernt stand. Auf ihm befanden sich  viele Gläser und komische Dinge, die ich nicht kannte und auch nicht kennen wollte, aber ich konnte auch einen Schlüsselbund ausmachen, der an der Kante lag und drohte herunterzufallen. "Bingo.", murmelte ich und lief schnell zu dem Tisch.

Meine Hände griffen nach dem silbernen Schlüsselbund, als plötzlich jemand meinen Arm packte und mich rücksichtslos umdrehte. Erschrocken zog ich scharf die Luft ein, schaffte es jedoch die Schlüssel in meiner Faust zu umschließen, bevor sie heruntergefallen wären. Allerdings fiel die Pistole dabei aus meiner Hand und landete auf dem Boden. Ich blickte direkt in das Gesicht von einem der Forscher, der mich mit einem seltsamen Grinsen ansah, das mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. 

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt