Kapitel 10

1.5K 103 3
                                    

Liam und ich entschlossen uns dazu, möglichst am Rande der Stadt zu laufen, damit wir uns schnell im Wald verstecken konnten, wenn die Forscher uns entdeckten. Noch immer wusste ich nicht, wen wir aufsuchen würden. Wenn ich Liam fragte, gab er keine Antwort von sich. Während er aufmerksam vor mir lief, zerbrach ich mir beinahe den Kopf. So viele Fragen schwirrten dort herum, aber das war ich mittlerweile gewohnt. 

Durch die Fragen war ich zwar deutlich verwirrt, doch meine Neugier rückte alles in den Hintergrund. Ich wollte Liams' alten Freund unbedingt kennenlernen. Ich fragte mich, was ihn nach Silent Hill führte. Was hatten die Forscher ihm angetan? Wollte er ebenfalls Rache an ihnen nehmen? Hatte er überhaupt eine Begegnung mit den Forschern? Doch dann fragte ich mich, wozu Liam mich brauchte. Es wäre bestimmt einfacher gewesen, wenn er gemeinsam mit seinem Kumpel Rache genommen hätte. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Junge oder der Mann stärker als ich war, lag sehr hoch. 

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich mit meinem Bauch gegen etwas lief. Sofort blieb ich stehen und schaute nach unten. Liam hatte seinen Arm zur Seite gestreckt, um mich zu stoppen. Er ließ ihn wieder sinken und legte einen Finger an seine Lippen und bedeutete mir damit, leise zu sein. Kurz nickte ich und folgte seinem Blick. Erschrocken keuchte ich und schlug mir schnell die Hand auf den Mund.

Nicht weit von uns enfernt liefen zwei Männer, gekleidet in dunklen Mänteln und einem Rucksack auf dem Rücken. Sie schienen nach etwas zu suchen oder Ausschau zu halten. Nach und nach öffneten sie jede Eingangstür der Häuser und verschwanden in ihnen für einen Augenblick, nur um danach mit einem Kopfschütteln wieder herauszukommen. 

"Wer sind diese Leute?", flüsterte ich Liam so leise wie möglich zu, ließ dabei aber die Männer nicht aus den Augen. Liam zog mich schnell hinter ein Haus, sodass die Männer uns nicht sehen konnten. Fragend schaute ich Liam in die Augen und wartete auf eine Antwort. 

"Forscher. Sie suchen uns anscheinend. Wir müssen sofort weiter. Sie dürfen aber nicht sehen, wo wir hin laufen. Wir müssen diesmal genau darauf achten, dass uns keiner folgt. Auf noch eine Überraschung, so wie heute Morgen. kann ich verzichten." 

Zustimmend nickte ich. Es wäre sicherlich nicht gut, wenn die Foscher uns zu dem Haus von Liams alten Freund folgen würden. Dann säßen wir in erneut in einer Falle. 

Liam griff nach meiner Hand und schlich dann langsam und geräuschlos an das Ende der Wand, die uns Schutz gab, und spähte vorsichtig zu den Forschern. Als sie außer Sicht waren, gab er mir ein Zeichen und bedeutete mir ihm leise zu folgen. Möglichst schnell und ohne Lärm zu machen, liefen wir weiter. 

Nach einem langen Marsch, der mir zeigte, dass Silent Hill größer war als ich dachte, kamen wir endlich vor einem der vielen Häuser zum Halt. Erschöpft beugte ich mich nach vorne und stützte dabei meine Hände an den Knien. Meine Füße schmerzten von der Strecke, die wir heute zurück gelegt hatten. Immer wieder mussten wir Umwege gehen, um den Forschern auszuweichen. Die Temperatur war im  Laufe des Tages gestiegen, sodass mir mittlerweile ziemlich warm war. Alle Wolken hatten sich verzogen und die Sonne strahlte auf den Asphalt. Das Wetter hatte hier wohl eindeutig Stimmungsschwankungen. Gestern lagen die Temperaturen noch unter zehn Grad und jetzt waren es bestimmt zwanzig Grad.

"Alles in Ordnung?", fragte Liam mich. Langsam richtete ich mich wieder auf und sah, dass er mich beobachtete. Wenn ich mich nicht irrte, dann lag in seinem Blick ein Hauch Besorgnis, doch wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein.

"Ja, es geht schon. Ich bin nur nicht so sportlich.", antwortete ich und fuhr mir durch meine braunen Haare. Liam nickte nur und wendete seine Aufmerksamkeit zur Eingangstür des kleinen, heruntergekommenen Hauses. Die Fenster waren zwar größtenteils noch heil, aber bei dem Dach fehlten mindestens die Hälfte der Dachziegel und auch die Wände wiesen Risse auf. Für mich sah es zu unsicher aus, um darin zu leben, aber dem Bewohner schien das anscheinend nicht zu kümmern.

Ein Klopfen erklang von der Tür, verursacht von Liam. Nervös stellte ich mich neben ihm und wartete gemeinsam. Einige Minuten verstrichen, in denen ich immer ungeduldiger wurde. Im Gegensatz zu mir wirkte Liam vollkommen gelassen. Seine Hände hatte er in den Hosentaschen seiner schwarzen Skinny-Jeans vergraben und sein Blick lag seelenruhig auf der Tür. Aufgeregt blies ich die Wangen auf und balancierte auf meinen Fersen. 

Als sich dann endlich nach gefühlten Stunden die Tür öffnete, stand ein Junge gegen den Türrahmen gelehnt, der sich gähnend die Augen rieb. Neugierig musterte ich ihn. Er musste ungefähr so alt sein wie wir und trug eine enganliegende Jeans und ein bedrucktes, dunkelblaues T-Shirt mit einer Jeansjacke. Seine braunen Haare waren wirr gestylt und ein Dreitagebart zierte sein Gesicht. Blau-grüne Augen musterten mich ebenso neugierig und ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Jungen.

"Hallo Liam. Schön dich mal wiederzusehen. Und wer ist das hübsche Mädchen neben dir?", begrüßte seine freundliche Stimme uns. Meine Wangen nahmen einen leichten Rotschimmer an, als ich das Kompliment hörte. Ich schenkte dem Jungen, dessen Namen ich immer noch nicht kannte ein Lächeln und wollte gerade antworten, als Liam das Wort ergriff.

"Louis, das ist April. April, das ist Louis. Können wir jetzt reinkommen?"

Bei dem Ton von Liams Stimme hob ich eine Augenbraue. Sie klang ein wenig harsch und genervt. Doch Louis blieb weiterhin freundlich, nickte lächelnd und trat dann zur Seite. Er machte eine einladene Geste und ließ Liam und mich das Haus betreten. 

Das Kapitel ist echt kurz, I know. Aber es ist eher ein Lückenfüller und ich musste hier einfach einen Cut machen, denn sonst wäre es viel zu lang geworden. Das nächste Kapitel wird wieder länger. Aber ich hoffe euch hat es trotzdem gefallen und ihr votet und kommentiert fleißig, so wie ihr es bisher auch gemacht habt. Dafür möchte ich mich bei euch bedanken :) 

 

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt