Epilog

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  • Gewidmet every single one of you♥
                                    

Zwei Wochen später

Die Sonne stand hoch am Himmel und strahlte in mein Zimmer. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen und es war komplett windstill, weshalb sich die Blätter an den Bäumen, die der Frühling mittlerweile teils zurückgebracht hatte, nicht bewegten. Während ich aus dem Fenster starrte, beobachtete ich zwei kleine Jungs, die auf dem Grundstück gegenüber mit einem Mädchen herumalberten. Sie lachten und wirkten alle so glücklich und unbeschwert, als hielten sie das Leben für ein wunderbares Geschenk der Natur.

Ich erinnerte mich daran, dass auch ich einst so gedacht hatte. Ich war glücklich und dankbar, dass ich etwas wertvolles wie das Leben genießen durfte. Es war nicht so, dass ich nun nicht mehr so dachte, doch ich wusste nun, dass das Leben nicht nur gute Seiten hatte, sondern dass die Schattenseiten überwogen, was die meisten der Kinder noch nicht wussten. Und das war auch gut so. Sie sollten noch nicht wissen, wie es war, wenn du etwas schreckliches erlebst, dass dich bis in deine Träume verfolgt.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken, doch ich drehte mich nicht um, da ich bereits wusste, wer es war. "Kann ich reinkommen?", fragte Liam mit einem besorgten Unterton in der Stimme. Noch immer drehte ich mich nicht um, sondern starrte weiterhin auf das Nachbargrundstück, auf dem mittlerweile jedoch keine Kinder mehr spielten. Ihre Mutter hatte sie soeben ins Haus geholt, weshalb es jetzt trostlos wirkte. Also genauso, wie ich mich momentan fühlte.

Seufzend nickte ich kurz und drehte mich dann endlich um. Liam hatte sich gegen den Türrahmen gelehnt und beobachtete mich besorgt. Ich versuchte gar nicht erst, ein Lächeln aufzusetzen, da es mir sowieso nicht gelingen würde und Liam es sofort durchschauen würde. Stattdessen senkte ich meinen Blick und betrachtete den beigen Teppich, der sich in meinem Jugendzimmer befand.

Als meine Eltern mich im Krankenhaus besucht hatten, hatten sie so viele Fragen, sodass ich ihnen natürlich sagen musste, was in der Zeit passierte, in der ich als vermisst galt. Anfangs konnten sie es nicht glauben, doch es gab allerhand Beweise für die Geschehnisse in Silent Hill. Sie haben sofort die Polizei verständigt, die alles für Schwachsinn hielt, da sie noch nie zuvor von Silent Hill gehört hatten, doch sie mussten nun mal meinen Berichten nachgehen. Liam hatte ihnen als Beweis die Karte gegeben, die uns zur Flucht verholfen hatte. Anschließend sind die Polizisten mit mehreren Einsatzfahrzeugen nach Silent Hill gefahren und haben alles aufgedeckt. Sie haben die Forscher gefangen genommen und die gesamte Stadt abgesperrt. Leider haben die Medien dadurch von der Sache Wind bekommen, doch die Polizei hatte ihnen nichts von uns erzählt, damit wir unsere Ruhe haben würden, zumindest, bis sie es von alleine herausfinden würden. Zum Glück war dies bislang noch nicht geschehen.

Weil meine Eltern jedoch ziemlich besorgt waren, hatten sie darauf bestanden, dass Liam und ich vorerst bei ihnen wohnen sollten. So schliefen wir bereits seit einer Woche in meinem alten Zimmer. Unser Gesundheitszustand war gut. Sie hatten das Gas aus unserer Lunge entfernt, aber sie hatte kleine Schäden davon getragen. Die Ärzte konnten uns zudem versichern, dass Liam wieder altern würde, da seine Zellen völlig normal waren.

Jonathan hatte ein Zuhause bei seinem Enkel in Redmond gefunden, dem er langsam aber sicher näher kam. Ab und zu rief er bei uns an und erkundigte sich nach unserem Zustand, da wir jetzt sozusagen Freunde waren.

Liam und ich hatten bereits Pläne für die Zukunft geschmiedet. Wir wollten noch einige Wochen in dem Haus meiner Eltern wohnen und uns dann eine gemeinsame Wohnung in London mieten, weit weg von all den Erinnerungen. Er versprach mir auch, dass wir bald unser erstes Date haben würden. Vorher sollte ich ihm allerdings die Dinge erklären, die er verpasst hatte, als er in Silent Hill war.

"Du siehst wunderschön aus." Ein Finger legte sich sanft unter mein Kinn und hob es an, sodass ich gezwungen war, in Liams Augen zu sehen. Sein Kompliment über mein Aussehen nahm ich gar nicht war. Zudem fand ich mein schwarzes, trägerloses, knielanges Kleid und die dunkle Feinstrumpfhose nicht wirklich schön. Jedenfalls nicht an diesem Tag.

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt