Kapitel 8

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Ein kühler Windstoß fegte über meine Haut und ließ mich erzittern. Zähne klappernd lief ich neben Liam und versuchte krampfhaft meine Augen aufzubehalten. Der Sturm, der so plötzlich aufkam, ließ die Straßenlaternen hin und her schwingen. Blitze zuckten im Himmel und ließen die Straßen von Silent Hill hell erleuchten. Lauter Donner grollte über unseren Köpfen und hallte zwischen den Häusern wider. 

Auf meine Frage, wann wir endlich da wären, antwortete Liam nicht. Ich fragte mich, wieso wir nicht einfach in irgendeinem Haus übernachteten. Schließlich wohnte ja keiner mehr hier, also musste jedes Haus und jede Wohnung frei sein. Ich wollte einfach nur in ein warmes Bett und schlafen. Mein Körper schrie geradezu danach, sich endlich ausruhen zu können. Vom ganzen Laufen taten meine Füße und Beine furchtbar weh, was sicherlich einen schmerzhaften Muskelkater geben würde.

Mein Magen knurrte leise vor sich hin und meine trockene Kehle wartete sehnlichst auf Wasser, doch ich bezweifelte, dass ich bald etwas zu essen oder trinken bekommen würde. In Gedanken versunken bekam ich gar nicht mit, wie Liam plötzlich stehen blieb und lief in seinen Rücken.

" 'Tschuldigung.", murmelte ich und stelle mich neben Liam, "Wieso bleiben wir stehen? Es ist so noch kälter." Zitternd rieb ich mir die Arme und bewegte mich ein bisschen, um mich zu wärmen, doch eine Verbesserung erzielte ich nicht.

Liam sah mich kurz an und nickte dann zur anderen Straßenseite. Ich folgte seinem Blick und blickte auf ein Wohnhaus mit ungefähr vier Stockwerken. Von außen sah es im Gegensatz zu den anderen Gebäuden relativ gut erhalten aus. Die Fenster waren heil, die Eingangstür sah wie neu, lediglich die dicke Dreckschicht auf dem Glas der Fenster ließ das Haus nicht gerade einladend wirken. 

"Da werden wir übernachten. Es ist das wahrscheinlich beste Wohnhaus in Silent Hill. Es ist kaum beschädigt und auch die Wasserleitungen funktionieren hier noch.", erklärte Liam,"Man könnte sagen, ich wohne hier. Wir sollten uns beeilen. Es fängt gleich an zu regnen."

Mit den Worten griff Liam nach meiner Hand und zog mich über die Straße. Ich hatte Mühe mit seinen schnellen Schritten mitzuhalten, doch der einsetzende Regen ermutigte mich. So schnell es ging liefen wir zu der Eingangstür, die Liam problemslos öffnete. Er zog mich in das Haus und schloss die Tür hinter uns. Liam ließ meine Hand los und blickte sich in dem Treppenhaus um. Von innen sah das Haus recht sauber aus. Außer den unglaublich vielen Spinnweben an den Wänden und an der Decke wirkte es wie ein normales Treppenhaus eines normalen Wohnhauses in meinem Heimatdorf. 

Bei dem Gedanken überkam mich Heimweh. Meine Sehnsucht nach meiner kleinen aber gemütlichen Wohnung, meinem kuscheligen, warmen Bett und nach meinem Fernseher kam zum Vorschein und wuchs. Wie gerne würde ich jetzt auf meiner Couch sitzen, einen Tee schlürfen und mir die neuen Folgen von Pretty Little Liars angucken. Dafü würde ich jetzt alles tun.

Ob meine Familie sich Sorgen machte? Immerhin ist die Hochzeit meiner Tante in wenigen Tagen und ich hätte schon längst bei meinen Großeltern angekommen sein. Vielleicht suchte man bereits nach mir.

Meine Gedanken wurden von einem dumpfen Geräusch unterbrochen. Stirnrunzelnd sah ich Liam an, der gerade eine Kommode vor die Hausür schob. Er musste sie wohl aus einer der Wohnungen geholt haben, während ich in meinen Gedanken versunken war, denn eine der Türen stand offen. 

"Was tust du da?", fragte ich Liam, der daraufhin mit den Schultern zuckte.

"Man weiß ja nie. So kann keiner während wir schlafen hier rein und uns überraschen. Das wäre nicht besonders praktisch."

Zustimmend nickte ich. Wenn Jonathan und seine geisteskranken Forscher uns im Schlaf überraschten und uns irgendetwas antaten, könnten wir uns nicht wehren. Mit der Kommode vor der Tür war es mit Sicherheit schwieriger in das Haus zu gelangen, aber es war möglich. Doch durch den Lärm würden wir aufwachen und hätten noch eine Möglichkeit uns zu verstecken. 

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt