Kapitel 2

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Mein Kopf pochte als ich wieder langsam zu mir kam. Ich spürte etwas weiches unter meinem Rücken, dass sich wie eine Matratze anfühlte. Vor Schmerz fasste ich mir an meine Stirn und massierte meine Schläfen. Als der Schmerz nachließ, setzte ich mich vorsichtig auf und öffnete die Augen.

Mein Sichtfeld blieb jedoch dunkel. Durch das Licht, welches der Mondschein mir durch ein kaputtes Fenster spendete, konnte ich nur wage einige Umrisse wahrnehmen. Noch leicht benommen stand ich vorsichtig von der Matratze auf, die auf einem knarrenden Bettgestell lag. Es hörte sich so an, als würde es jeden Moment zusammen brechen, weshalb ich mein Gewicht schnell auf den Boden verlagerte.

Nase rümpfend sah ich mich in dem kleinen Raum um. Ein alter, modriger Gestank stieg mir in die Nase und ließ mich beinahe würgen. "Na klasse. Wo bin ich nur hier gelandet.", murmelte ich leise stöhnend vor mir hin. Ich konnte die Umrisse eines Kleiderschrankes, bei dem anscheinend eine Tür fehlte, und einen Schreibtisch erkennen, auf dem haufenweise Papiere gestapelt waren.

Neugierig trat ich näher an den Schreibtisch, um mir diese Papiere mal anzusehen. Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche und schaltete die Taschenlampe ein. Langsam fuhr ich mit dem Licht über die Papiere, die schon gelb angelaufen und von Staun bedeckt waren. Es handelte sich um  Zeitungsartikel aus den Jahren 1800, 1939 und 2000. Vielleicht lebten hier zu der Zeit noch Menschen, wobei ich mir das bei dem Zustand der Stadt kaum vorstellen konnte. Dafür war alles viel zu zerfallen und heruntergekommen. Andererseits wirkte das, was ich bisher von der Stadt gesehen hatte, recht modern. Die Autos waren definitiv neuer, was wiederum dafür sprach, dass es hier vor nicht allzu langer Zeit noch Bewohner gab. Stirnrunzelnd biss ich mir auf die Lippe und dachte angestrengt nach. Was also sorgte dafür, dass Silent Hill nun verlassen war? Was ging hier vor?

Vorsichtig nahm ich mir den Artikel aus dem Jahr 1800 und las ihn mir durch.

13. Mai 1800, Tagesblatt "SH Morgenpost"

Mit Bedauern musste der Sheriff der Stadt am gestrigen Abend vor versammelten Volk verkünden, dass erneut zahlreiche Menschen an einer bisher unbekannten Krankheit gestorben sind. Insgesamt gab es bislang bereits 100 Todesfälle in Silent Hill. Komischerweise ist diese tödliche Krankheit bis zum heutigen Tag nur in dieser Stadt ausgebrochen. Aufgrund der Verbreitungsgefahr ist es den Einwohnern von Silent Hill nicht gestattet, sie Stadt zu verlassen. Wachen wurden an den herausführenden Wegen postiert und sind bewaffnet. Besucher werden ebenfalls nicht mehr in die Stadt gelassen, um den Rest der Bevölkerung zu schützen. Das Tagesblatt wird Sie weiterhin auf dem Laufenden halten.

Hier wütete also eine Krankheit. Wahrscheinlich war das der Grund, wieso hier keiner mehr lebte. Trotzdem machte alles keinen Sinn für mich. Die Krankheit müsste doch längst überstanden sein. Schließlich war der Artikel mehr als 200 Jahre alt. Mit Sicherheit wären Menschen wieder hierhin gezogen und hätten sich ein Leben aufgebaut. So sah die Ausstattung der Stadt immerhin auch aus.

Ich atmete tief ein und aus und legte den Artikel zur Seite. Eine Staubwolke stieg auf, die mich husten ließ. Mit einer Hand wedelte ich in der Luft, bis ich mich beruhigt hatte und beschloss, den nächsten Artikel zu lesen. Dieser könnte mir vielleicht meine Fragen beantworten.

04. Juli 1939, Tagesblatt "SH Morgenpost"

Nach dem erneuten Ausbruch der sogenannten "Mystery18" Seuche, welche bereits im Jahr 1800 große Teile der Einwohner von Silent Hill befiel, erwartete die Bevölkerung gestern gespannt den bekannten Forscher James Christopher Payne, der am gestrigen Tag in Silent Hill ankam. Er soll jetzt die Seuche untersuchen und ein Gegenmittel finden.

"Ich werde diese Stadt retten. Koste es, was es wolle. Mit eurer Hilfe und euren Spenden, schaffen wir es, gemeinsam diese schreckliche Seuche zu bekämpfen. Ich werde als Retter in die Geschichte eingehen und ihr als meine Helfer.", sprach er nach seiner Ankunft auf dem Rathausplatz vor versammeltem Volk.

Silent Hill  // Liam PayneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt