Kapitel 11

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"Also, was führt euch zu mir?", fragte Louis uns gespannt und setzte sich auf einen Sessel gegenüber von uns. Liam uns ich saßen auf einer alten Couch, die bei jeder kleinsten Bewegung Staubwolken freisetzte. In meinem Hals kribbelte es bereits, sodass ich versuchte, den Hustenreiz zu unterdrücken. Die Luft in dem kleinen Wohnzimmer war unglaublich stickig, als hätte seit Jahren hier keiner mehr ein Fenster geöffnet. Die Möbel in dem Raum waren dunkel und zum größten Teil kaputt. 

Louis passte mit seinem Erscheinungsbild eindeutig nicht in dieses Haus, ebenso wenig zu Silent Hill. Seine Fröhlichkeit und seine moderne Kleidung waren das komplette Gegenteil zu der tristen Umgebung hier. Und genau das war es, was mich beunruhigte.  Doch ich versuchte das komische Gefühl zu verdrängen. 

"Wir brauchen deine Hilfe. Es geht um das übliche Problem.", erklärte Liam ernst und blickte Louis in die Augen. Mit "das übliche Problem" meinte er anscheinend die Forscher, also musste Louis von alldem wissen.

Direkt nach dem Liam den Satz vollendet hatte, verschwand das Lächeln auf Louis Gesicht. Sein Ausdruck wurde bitterernst und Besorgnis spiegelte sich in seinen Augen. Ich nahm war, wie er schwer schluckte und dann seine Hände nervös aneinander rieb. Sein Flüstern ertönte erst einige Minuten darauf.

"Es wird wohl langsam wirklich Zeit für Rache, oder? Wir haben schon zu lange gewartet.", sagte Louis nachdenklich, während er auf seine Hände sah, "Wir müssen nur rausfinden, wie wir vorgehen. Hast du das Buch gelesen?" 

Jetzt sah er auf und schaute Liam fragend an. Stirnrunzelnd sah ich zwischen den beiden hin und her. Welches Buch meinte Louis? Eine Sekunde dachte ich darüber nach, bis mir eine Antwort in den Sinn kam. Als wir in der Wohnung waren, war Liam total vertieft in ein Buch, doch dabei hatte ich mir nichts gedacht. Aber Anscheindend musste das Buch von großer Bedeutung sein. Nur von welcher?

"Was für ein Buch?", warf ich in den Raum. Ich brannte geradzu darauf zu erfahren, was es mit dem Buch auf sich hatte und hoffte, eine gute Erklärung zu bekommen. 

Liam und Louis wendeten ihre Blicke gleichzeitig zu mir, als hätten sie völlig vergessen, dass ich auch noch hier war. Louis öffnete bereits seinen Mund, um mich aufzuklären, als Liam das Wort ergriff.

"Das Tagebuch eines ehemaligen Bewohners der Stadt, welches ich in einer Wohnung gefunden habe. Ich habe begonnen es zu lesen in den letzten Tagen. Es könnten wichtige Informationen für uns drinne stehen. Der Mann, der das Tagebuch verfasste, war ein berühmter Wissenschaftler. Er beschreibt in dem Buch nicht nur die Experimente der Forscher, sondern auch mögliche Wege, wie man die Forscher reinlegen  und sie danach zur Strecke bringen kann.", klärte er mich auf und sah mir dabei tief in die Augen,"April, dieses Buch könnte unsere Rettung sein."

Hoffnung flammte in mir auf. Dieses Buch könnte sozusagen mein Weg nach Hause sein. Wenn es uns einen Weg zeigen konnte, wie wir uns rächen konnten, dann konnte ich danach hoffentich diese Stadt verlassen. Wir würden schon erfahren, wie die Forscher immer aus der Stadt rauskamen.

"Hast du denn schon etwas interessantes gelesen?", fragte Louis Liam und die beiden wendeten ihre Blicke wieder von mir, was mir deutlich lieber war. 

Liam schüttelte den Kopf und verneinte die Frage. "Das werden wir in der nächsten Zeit machen. Und zwar so schnell es geht. Die Forscher sind auf der Suche nach uns, also wird es nicht mehr lange dauern, bis sie uns finden. Dann müssen wir vorbereitet sein. Allerdings gibt es ein Problem. Das Buch ist noch in meiner Wohnung. Ich werde wohl oder übel noch einmal dort hin zurück müssen. Ich werde nachher da vorbei gehen, wenn ich Essen besorge."

Nickend stimmte Louis Liam zu und schaute wieder nachdenklich auf seine Hände. Er schien komplett in seine Gedanken versunken zu sein, denn auf seiner Stirn bildeten sich Denkfalten.

Ein Stupsen gegen meinen Arm ließ mich zusammenzucken. Fragend wendete ich meinen Blick von Louis uns sah Liam an. "Was ist?", fragte ich ihn.

"Ich werde jetzt Essen besorgen gehen. Du bleibst bei Louis, denn das ist zu gefährlich. Verlasse nicht das Haus und wenn etwas passiert, dann halte dich an Louis. Er ist ein sehr guter Freund von mir und du kannst ihm vertrauen. Hast du mich verstanden?", machte mir Liam weis.  Seine Augen betrachteten mich mit einem strengen Ausdruck, der mir klar machte, dass ich Liam besser gehorchte. Dies fiel mir allerdings nicht schwer, denn ich hatte sowieso nicht vorgehabt, dieses Haus heute noch einmal zu verlassen, denn dafür war ich viel zu erschöpft.

 ~~~

Vor zehn Minuten hatte Liam das Haus verlassen. Es war schrecklich ruhig, denn Louis saß immer noch völlig in Gedanken vertieft auf seinem Sessel. Kein Stück hatte er sich bewegt. Eigentlich wollte ich ihn ansprechen, doch irgendetwas in mir sagte mir, dass ich ihm die Ruhe gönnen sollte. Stattdessen beschloss ich, mich ein wenig in Louis Haus umzuschauen. 

Besonders interessante Dinge gab es drinnen jedoch nicht zu bestaunen. Neben einem Badezimmer und ein Kücher gab es natürlich auch ein Schlafzimmer, doch dort gab es nichts Interessantes, dass meine aufkommende Langeweile unterdrücken konnte. Das kleine Bücherzimmer erweckte dagegen meine Aufmerksamkeit. Viele alte Bücher sammelten sich dort in hohen Regalen. Ich sah mir einige genauer an, doch die Bücher waren alle nicht mein Geschmack oder sie waren in einer anderen Sprache, die ich nicht verschwand. 

Seufzend wollte ich gerade den Raum verlassen, als mir ein Bilderrahmen auf der Fensterbank ins Auge sprang. Neugierig nahm ich ihn vorsichtig in die Hände und wischte über das Glas, um den Staub zu entfernen. Ein Bild eines Mädchens kam zum Vorschein. Sie war wahrscheinlich ungefähr zwanzig Jahre alt und hatte ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Braune gelockte Haare umgaben ihr schönes Gesicht. Neben ihr stand Louis, der seinen Kopf gegen ihren gelehnt hatte, ebenfalls mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.

"Das ist meine Freundin Eleanor.", erklang plötzlich eine leise Stimme neben meinem Ohr. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah zur Seite. Louis stand neben mir und starrte verträumt auf das Bild. Er lächelte wieder, doch es war ein trauriges Lächeln. 

"Ich habe sie seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Solange bin ich schon hier. Ich weiß nicht einmal, ob sie sich noch an mich erinnert. Ich würde alles tun, um sie wieder in meinen Armen halten zu können.", fuhr er fort. Seine Augen glänzten verdächtig und man konnte die Liebe in ihnen erkennen. 

Ich wollte Louis einfach nur trösten, weshalb ich das Bild wieder zurück stellte und ihn in eine Umarmung zog. Sofort spürte ich wie sich seine Arme um mich schlungen und er seinen Kopf in meinem Haaren vergrub.

In diesem Moment beschloss ich dafür zu sorgen, dass wir so schnell wie möglich aus Silent Hill entkamen. Ich wollte, dass Louis seine Freudin so schnell wie möglich wieder sah. Mein zu Beginn dagewesens misstrauisches Gefühl gegenüber Louis war verschwunden. Stattdessen empfand ich Sympathie für ihn und spürte, dass wir sehr gute Freunde werden würden.

Doch da wusste ich noch nicht, dass nicht alles, was mir gesagt wurde, der Wahrheit entsprach.

Neues Kapitel! Es ist diemal viel Louis, aber naja. Er wird noch eine wichtige Rollo spielen. Im nächsten Kapitel wird es auch wieder etwas mehr Horror werden.

Widmung geht an @Mrsjessiehood

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