Während mein Herz unregelmäßig in meinem Brustkorb schlug, lugte ich vorsichtig aus dem Fenster. So gut es ging versteckte ich mich hinter dem dunklen Vorhang, doch er war zerfetzt, wodurch man mich von draußen wahrscheinlich sehen konnte, zumindest wenn man genau hinsah. Doch das war mir egal. Ich wollte einfach nur sichergehen, dass die Forscher Liam nicht bereits etwas antaten, wenn sie ihn gefangen nahmen. Ich wollte genau beobachten, wie sie ihn mitnahmen und darauf achten, dass sie ihn nicht verletzten. Zugegeben achtete ich auch auf Louis. Mein Vertrauen zu ihm war immernoch nicht völlig wieder hergestellt und jetzt wäre der perfekte Moment um uns beide zusammen auszuliefern.
Das Buch hielt ich fest in meinen Händen und drückte es gegen meine Brust. Es war schließlich sehr wichtig und ich hatte Angst es zu verlieren. Zudem musste ich sobald die Forscher Liam mitgenommen hatten schnell aus dem Haus um ihnen mit Louis zu folgen. Da ich mich kannte, wusste ich, dass ich das Buch sicherlich vergessen würde, wenn ich es nicht bereits in den Händen hielt.
Stimmen erklangen von der Straße und veranlassten mich dazu, ein Stückchen weiter hinter den Vorhang zu rücken. Vorsichtig spähte ich auf das Geschehen und beobachtete, wie Louis etwas in sein Walkie-Talkie sprach. Es war also so weit. In wenigen Minuten würde Louis' Vater mit seinen Forschern eintreffen und dann würden sie Liam mitnehmen. Vor Aufregung und Nervosität fing ich an etwas zu schwitzen und nahm eine Hand von dem Buch, um sie anschließend an meiner Hose abzuwischen.
Mit weit aufgerissen Augen sah ich dabei zu, wie Louis Liam noch einmal die Hand auf die Schulter legte und ihn dann brüderlich kurz umarmte. Selbst aus dem Fenster konnte ich sehen, wie Liam sich kurz verkrampfte. Er war mit Louis immernoch nicht so wie früher und das würde auch nie wieder so sein, aber man konnte deutlich sehen, dass er Louis langsam verzieh. Wahrscheinlich hatte er dies auch schon längst, nur wollte er es sich nicht eingestehen. Seine Sturrheit trieb einen Keil zwischen die Neuentwicklung der Freundschaft der beiden Jungs. Ich beschloss, dass ich den beiden demnächst ein bisschen auf die Sprünge helfen würde. Das konnte ja keiner mit ansehen.
Louis ließ Liam wieder los und bedeutete Liam sich auf den Boden zu knien. Liam gehorchte und verschränkte anschließend die Arme hinter dem Kopf. Seine Stellung sollte bedeuten, dass er sich ergeben hatte, was sogar glaubwürdig wirkte. Liams' gequälter Gesichtsausdruck und seine ängstliche Körperhaltung waren eine beinahe perfekte schauspielerische Leistung. Louis hielt grinsend den Daumen hoch, doch dann wurde er wieder ernst. Er positionierte sich einige Meter von Liam entfernt und verschränkte seine Arme vor der Brust. Mit einem gespielt abfälligen Blick, der mich kichern ließ, sah er Liam an.
Dieser wandte seinen Blick kurz richtung Haus und suchte mit seinen Augen alle Fenster ab, anscheinend auf der Suche nach mir. Als er mich fand, trafen sich unsere Blicke für einen kurzen Moment und er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, was nicht wirklich wirkte, doch um Liam nicht unnötig zu beunruhigen, lächelte ich schwach zurück. Schnell wandte sich Liams' Blick wieder von mir ab. Er blickte nun ergeben auf den Boden und wirkte wie ein schwaches Opfer.
Meine Laune und mein Zustand verschlechterte sich noch mehr, als eine Truppe Menschen erschien, die auf Louis zu lief. Es waren vielleicht zehn Männer, die alle mit schwarzer Kleidung und bewaffnet hinter einem besonderen Mann hinterher marschierten. An der Spitze der Truppe lief allen voran ein Mann, den ich bislang nur aus meinem Traum kannte. Es war Louis' Vater. Mit seinem dunklem Anzug und der Brille stach er von den anderen hervor, ebenso wie der Mann hinter ihm. Jonathan folgte Louis' Vater mit einem Grinsen auf den Lippen und hinter dem Rücken verschränkten Armen. Er schien beinahe vor Stolz zu platzen, was mich anekelte. Wie konnte ein Mensch nur stolz darauf sein, Versuche an Menschen durchführen zu können? Ich würde es nie verstehen können.
Kopfschüttelnd beobachtete ich, wie Louis seinem Vater die Hand reichte. Beide verzogen ihre strenge Miene kein bisschen und sahen sich auch nicht die Augen. Es war keine gewöhnliche Vater-Sohn Begegnung. Sie war nicht liebevoll sondern ausdruckslos und starr, als wären sie Fremde. Die beiden unterhielten sich und blickten dabei aneinander vorbei. Ich konnte von dem Inneren des Hauses nichts verstehen und da ich auch nicht die Fähigkeit besaß Lippen zu lesen, schenkte ich meine Aufmerksamkeit lieber den anderen Forschern.
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Silent Hill // Liam Payne
Teen FictionEin dummer Zufall kann dafür sorgen, dass du dich aufeinmal in einer völlig verlassenen Stadt mitten im Nirgendwo befindest, aus der du nicht mehr entkommen kannst. Doch was ist, wenn es doch kein Zufall war? Wenn die Stadt doch gar nicht so verlass...