13. Kapitel

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"Therapeut?", fragte ich und sah Harry tief in die grünen Augen.
Jedoch wich er meinem Blick aus und starrte bloß auf die Wiese unter uns.
"Seit dem Unfall…", versuchte Harry das Gespräch ein zu leiten.

"Ich hatte oft Panikattacken und Alpträume. Es war jedes Mal wieder eine Überwindung ins Auto zu steigen. Als Sänger hat man aber keine andere Wahl und so musste ich die Zähne zusammen beißen. Liam ist mit mir zusammen zum Therapeuten gegangen. Ohne ihn hätte ich mich vielleicht nie dazu bringen können, diese Klinik zu betreten. Er saß eine Stunde vor der Tür, hat auf mich gewartet und mich dann nach Hause begleitet, damit ich nicht alleine dem Verkehr ausgeliefert bin"

Harry verstummte und sah zu mir auf. Die Worte hallten in meinem Kopf wider. Sie wirbelten so viele Gedanken auf. Wie konnte ich, als sein Freund, nur übersehen haben, dass es ihm so schlecht ging?
Vorsichtig erwiderte ich seinen Blick und fragte leise: "Warum bist du nicht zu mir gekommen?"
Fast flüsterte er: "Ich wollte dich daraus halten. Eigentlich wollte ich jeden daraus halten. Aber Liam hat scharfe Augen und einen messerscharfen Verstand, wenn es um seine Freude geht"

Er setzte ein zaghaftes Lächeln auf, doch ich starrte ihn weiterhin nur an. Ein schlechte Gewissen bahnte sich einen Weg in meine Gedanken. "Es tut mir leid", murmelte ich und stützte mich an dem Baumstamm ab, da ich das Gefühl hatte, nicht mehr eigenständig stehen zu können. "Ich hätte es mitbekommen müssen"
Einen Moment schwiegen wir. Dann sagte Harry schließlich: "Ich hätte es dir nicht vorenthalten dürfen, aber ich hatte so Angst, dass es die Presse in die Hände bekommt"

"Du denkst also, dass ich es ausplaudern würde?", fragte ich laut und sah ihn verletzt an. Harry drehte sich zu allen Seiten um, als befürchtete er einen Fan oder einen anderen hellhörigen Menschen zu begegnen. "Ich vertraue dir, Niall! Ich wollte trotzdem nicht, dass es jemand erfährt. Das mit Liam war nicht vorgesehen, okay? Er ist von sich aus auf mich zu gekommen"

"Danke, dass du mein schlechtes Gewissen noch mehr bestärkst", entgegnete ich ironisch und gab ein kleines Lachen von mir. Dann wurde ich wieder ernst: "Wie geht es dir mit der Therapie?"

"Bist du sauer?", stellte Harry eine Gegenfrage, ohne auf meine einzugehen. "Willst du mir nicht antworten?", fragte ich und versuchte seinen durchdringenden Blicken standzuhalten. "Versuchst du das selbe?" Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln. "Vielleicht", gab ich zu und schmunzelte. Ich war sauer auf ihn, das stand fest. Nur wollte ich ihn diese schwere Zeit nicht noch härter machen.

"Ich möchte es einfach hinter mich bringen", erklärte Harry mit ruhiger Stimme. "Außerdem sehe ich viel lieber den unbeschwerten Niall vor mir, als einen, der mich aus besorgten Augen anschaut, als würde mir jeden Moment etwas zu stoßen"

Die Röte stieg mir in die Wangen, da ihn gerade genau mit diesem beschriebenen Ausdruck angesehen haben musste. Verlegen lachte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange.



Mit Umwegen bei dir (Narry) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt