Mit Umwegen bei dir (Narry) Teil 2

29. Kapitel

"Und das nennt ihr geklärt?", hakte Liam nach, fischte sein Handy aus der Jackentasche und hielt es den beiden unter die Nase. Augenblicklich wich die Farbe aus Harrys Wangen. Auch Louis verzog das Gesicht und wandte sich ruckartig von dem Handy ab.

Im diesem Augenblick lief ich in das Zimmer und riss Liam, bevor er realisieren konnte was passierte, das Gerät aus der Hand.
Wie erstarrt blickte ich auf das Foto, welches er in seiner Galarie geöffnet hatte. Sowohl das Licht, als auch die Schärfe waren nicht besonders gut. Doch konnte ich meine beiden Bandkollegen ohne Probleme wieder erkennen.

Louis hatte seine Hand in Harrys Haaren vergraben und ihn dicht an sich gezogen. Verzweifelt versuchte ich einen Beweis zu finden, der meinen Verdacht widerlegte. Doch die Tatsache, dass Louis und Harry sich geküsst hatten, blieb.

"Niall!", rief Harry und versuchte das Handy an sich zu nehmen. "Du…du", stotterte ich völlig perplex. Ein stechender Schmerz breitete sich in meinem gesamten Körper aus. Das Essen glitt mir aus den Händen und zerstreute sich auf den Boden.
Louis machte den Mund auf, doch brachte nur ein Husten von sich. Da stürmte ich an ihnen vorbei und rannte den Gang hinunter.

Ohne ein Ziel im Kopf zu haben lief ich immer weiter, bis ich schließlich bei einem kleinen Balkon ankam. Keuchend riss ich die Tür auf und versuchte meine Schnappatmungen wieder in den richtigen Rhythmus zu bringen.

"Niall", rief hinter mir die Stimme des Besitzer von dem Handy, welches ich noch immer mit zittrigen Händen umklammerte.
"Ich…", stotterte ich und krallte mich an dem Geländer fest. So viele Worte wollten meinen Mund verlassen, doch entfuhr einzig ein Schluchzen meine Lippen.

"Es tut mir so leid. Ich wollte es dir sagen, aber ich konnte nicht", flüsterte Liam und kam vorsichtig näher. "An dem Abend als wir von unseren Familien gekommen sind… Da habe ich die beiden gesehen. Ich war total überrumpelt und dann habe ich einfach ein Foto gemacht"
Langsam drehte ich mich zu ihm um und fiel in seine Arme. Liam drückte mich an sich und flüsterte mir irgendwelche Sätze zu. Doch konnte und wollte ich ihre Bedeutung gar nicht verstehen.

Ich hätte nie von Harry gedacht, dass er so etwas tat. Immer hatte ich an ihn geglaubt und die Presse, die ihn als Herzensbrecher darstellte, verachtet. Doch nun konnte ich es nicht mehr verleugnen. Denn in diesem Moment hatte er mir tatsächlich mein Herz gebrochen.

"Niall", als Harrys Stimme mein Ohr erreichte, zuckte ich sofort zusammen. Bevor Liam ihn zurückweisen konnte, wandte ich mich langsam ihm zu. Auf seiner Stirn war eine Sorgenfalte graviert und in seinen grünen Augen schimmerten Tränen.
"Ich wollte es nicht", murmelte er und sah mich bittend an. "Es ist ein Missverständniss"

"Ich kann das Wort Missverständnis echt nicht mehr hören", zischte ich und die Trauer wandelte sich in Sekundenschnelle in Wut um.
"Ich verstehe nicht, wie man dieses Foto missverstehen kann"
Beinahe hätte ich das Handy auf den Boden geschleudert, doch das hatte Liam nun wirklich nicht verdient.
"Wir müssen los", flüsterte Louis auf einmal hinter uns. Wütend funkelte ich ihn an. Doch er erwiderte nur ein kraftloses Nicken und bedeutete uns in den Flur zu treten.