19. Kapitel

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Während der Fahrt ins Hotel redete Liam ununterbrochen. Harry hatte die Augen geschlossen und ich fragte mich, ob er noch wach oder schon längst in eigene Welten abgedriftet war. Louis zeigte genauso wenig Interesse, sodass wenigstens ich mich bemühte, Liam zu folgen. Da er sich mit meinem Ja, Mhm oder toll zufrieden gab, fiel mir dies nicht sonderlich schwer.

"Und wie ist es euch so ergangen?", fragte Liam, da nach knapp einer Stunde sein Gesprächsstoff aufgebraucht worden war. Gerade als ich den Mund aufmachte, hörte ich Louis' Stimme rufen: "Wir sind da!"
Da konnte ich schon das große Gebäude erkennen, welches ab dieser Nacht für eine gewisse Zeit unser Zuhause sein sollte. Einen Moment dachte ich an Mullingar und spürte so etwas wie Heimweh in mir aufkommen. Doch schob ich diesen Gedanken schnell beiseite. Mittlerweile war ich es gewohnt meine Sesshaftigkeit abgelegt zu haben.

Kurze Zeit später standen wir im Hoteleingang und prüften, wo sich unsere Zimmer befanden. Zufrieden stellte ich fest, dass Harry und ich uns ein Doppelzimmer teilen konnten, während Louis und Liam ein Einzelzimmer bekamen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Fahrstuhl. "Wollen wir den Rest des Tages zusammen verbringen?", fragte ich in die Runde, als sich die Fahrstuhltür geschlossen hatte.

"Ich würde ja gerne, aber ich muss noch mal zum Therapeuten", meinte Harry und sah mich entschuldigend an. Ein ungutes Gefühl kam in mir auf. Wir hatten lange nicht mehr darüber gesprochen. Ich hatte schon das Gefühl gehabt, dass es nur ein Traum gewesen war. Doch nun wurde ich zurück in die Realität geholt.

Sofort wanderte mein Blick zu Louis.
Er verzog keine Miene. Vermutlich hatte Harry ihn schon längst eingeweiht. Dass es Liam wusste, hatte er mir erzählt, nicht aber das Louis es ebenfalls vor mir erfahren hatte.
"Dritter Stock", riss mich die schrille Fahrstuhlstimme aus den Gedanken. "Ich komme später noch mal rüber", meinte Liam und zwinkerte mir zu. Ich nickte nur und lief dann hinter Harry den Gang hinunter.

Gerade als ich unsere Tür öffnen wollte, griff Harry nach meiner Hand und fragte: "Ist alles in Ordnung?"
Ich nickte schnell, da ich keine Lust auf eine Erklärung hatte und versuchte erneut aufzuschließen.
Doch Harry stellte sich mit verschrenkten Armen vor die Tür.
"Es ist alles okay", beteuerte ich und sah ungeduldig zu ihm hoch. Einen Moment verharrte Harry in seiner Position, bis er seufzend zur Seite trat und ich die Tür aufschließen konnte.

"Ich bin dann weg, Niall", meinte Harry und kroch über unser Bett, um mir einen Abschiedskuss zu geben. Ich hatte es mir zwischen den Kissen gemütlich gemacht und starrte in den großen Fernseher an der Wand.
"Und ich soll sicher nicht mit kommen?", fragte ich und wandte mich von dem Bildschirm ab.
"Nicht nötig", sagte Harry sofort und lief dann schnelles Schrittes zur Tür.
Irgendetwas an seinem Verhalten war anders als sonst. Ich konnte nur nicht genau sagen, was es war.

"Bis später", mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer. Eine Weile starrte ich auf die Tür, aus der er verschwunden war. Da ertönte plötzlich ein leises Piepen. Mein Blick fiel sofort auf die Komode neben dem Fenster, auf der Harry sein Handy liegen gelassen hatte.
Unschlüssig blieb ich auf meinem Bett sitzen und begutachtete das kleine Gerät.

Schließlich richtete ich mich umständlich auf und erreichte kurze Zeit später die Komode. Unschlüssig nahm ich das Handy in die Hand.
Nach einem kurzen Gewissenskonflikt entsperrte ich es. Sofort erblickte ich Louis' Namen. Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust. "Es muss ein Missverständnis sein", versuchte ich mich zu beruhigen, doch die Nachricht war eindeutig:

Sorry, komme ein bisschen später! Louis

Mit Umwegen bei dir (Narry) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt