32. Kapitel

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Mühsam versuchte ich meine zittrigen Finger zu verbergen, als ich mich zwischen Liam und Harry auf das Sofa setzte. "Herzlich Willkommen", hörte ich dumpf den Interviewer sagen. Liam antwortete als erster. Die Nähe Harrys ließ erneut Tränen in meine Augen steigen. "Wie konnte er nur?", fragte ich mich immer wieder und die Wut kehrte in mir zurück.

"Ich hoffe, euch geht es allen gut", meinte der Interviewer da und lächelte uns freundlich an. Ich verspürte den Drang meinen Kopf zu schütteln, doch blieb ich regungslos sitzen.
"Ja, es ist alles in bester Ordnung", grinste Harry. Man hätte ihn für seine Überspielungskünste bewundern können. Doch aus irgendeinen Grund machte es mich nur noch wütender. Dieses ständige lügen, war einfach nicht mein Ding.

"Ist das so?", sprudelte es aus mir heraus. Alle Augenpaare waren auf mich gerichtet. Harry warf mir einen warnenden Blick zu, während der Interviewer irritiert nachhakte: "Wie meinst du das, Niall? "

Bevor ich mich wieder fangen konnte, redete ich unbeirrt weiter:
"Deine Panikattacken und Alpträume hättest du glatt vergessen, nicht Harry?"
Ich spürte einen Stoß von Liam in meinen Rücken. Tränen brannten in meinen Augen. Mit einem ironischen Unterton fügte ich hinzu: "Was sagt dein Therapeut noch gleich dazu?"
Harry funkelte mich an, als hätte er mir im nächsten Moment eine Scheuern wollen.

Doch wusste ich, dass er so etwas nie tun würde. Ebenso wenig wie das Geheimnis seines Freundes in einem Interview zu offenbaren. Völlig geschockt über mein Verhalten starrte ich auf den Boden. Die Stille dröhnte in meinen Ohren.

"Nun gut, wie… wie sieht es mit eurem Album aus?", unterbrach der Mann meine Gedanken. Es dauerte eine Weile, bis Liam das Wort ergriff.
Er redete eine gefühlte Ewigkeit. 
Ich hörte  seinen Worten nicht zu, sondern nur der Stimme in meinem Kopf, die mir immer und immer wieder zu flüsterte, was ich doch für ein schrecklicher Mensch war.

"Hast du völlig den Verstand verloren?", schrie Harry, als wir nach dem Interview in das kleine Zimmer zurück kehrten, in dem unsere Sachen verstaut waren.
"Ich…", stotterte ich, noch immer völlig perplex. "Ich war einfach fertig, okay?"
Harry funkelte mich weiterhin an. "Hast du auch nur die geringste Ahnung, was das bedeutet? Oder hat der gute Herr Horan sein Mitgefühl ganz abgelegt?"

Tränen schossen in meine Augen und liefen meine Wangen hinunter.
"Ich wollte es nicht!", rief ich mit zittriger Stimme. "Liam, sag du doch auch was dazu"
Bittend sah ich meinen Kumpel an, doch er hatte nur ein verständlslosen Gesichtsausdruck für mich übrig.
"Du glaubst doch nicht, dass ich hinter dir stehe, wenn du deinen Freund derart bloß stellst?", fragte Liam wütend.

"Bitte", flehte ich und hatte das Gefühl nicht mehr eigenständig stehen zu können. "Es tut mir leid!"
"Das hättest du dir vorher überlegen müssen!", entgegnete Harry und fuhr sich energisch durch die Haare.
Mein Kopf pochte stark und ließ eine Übelkeit in mir auf kommen.
Nie zuvor hatte ich so sehr etwas bereut.

"So etwas hätte ich dir echt nicht zugetraut!", murmelte Liam leise und sah mich enttäuscht an. Ein Schluchzen verließ meine Lippen. Ich wollte widersprechen, doch gab es keinen Grund dafür.
"Kommst du Harry?", fragte Louis auf einmal und sah ihn auffordernd an. Mit einem letzten Blick in meine Richtung, lief Harry hinter Louis her.

"Liam?", fragte er noch, woraufhin der Angesprochene den beiden folgte.
Geräuschvoll fiel die Tür ins Schloss. Entkräften ließ ich mich auf der Sofalehne nieder und vergrub meinen Kopf in den Händen.

Mit Umwegen bei dir (Narry) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt