21. Kapitel

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"Lass mich in Ruhe", rief ich, als ich Schritte hinter mir vernahm. Da ich keine Antwort bekam, drehte ich mich zur Seite. Es war nicht Harry, sondern Liam, der vor dem Bett stand und mich besorgt ansah.
Er hatte nur noch Boxershorts an und hielt seine Bettdecke in den Händen. "Harry schläft bei mir drüben", murmelte er unsicher und ließ sich neben mich auf das Bett nieder.

"Nicht bei Louis?", hakte ich leise nach und sah zu ihm auf. Liam schüttelte langsam den Kopf. Nach einer kurzen Pause sagte er schließlich: "Es tut so mir leid" 
Schnell wischte ich mir über die verweinten Augen. Ich wollte nicht, dass er sich meinetwegen Sorgen machen musste.
"Alles wird gut, Nialler", meinte er und legte sich neben mich auf die Matratze. Ich erwiderte seine Umarmung und atmete den vertrauten Liamgeruch ein.

In seinen Armen fühlte ich mich jedes Mal sicher. So als würde er auf mich aufpassen und mich bewachen. Mit den Jahren war er so etwas wie mein jüngerer-großer-Bruder geworden. "Gute Nacht", hauchte er in mein Ohr, während seine Hand beruhigend über meinen Rücken strich. Ein Schluchzen verließ meine Lippen, ehe ich leise murmelte: "Gute Nacht"

Noch lange lag ich wach in Liams Armen und dachte über alles nach.  Immer wieder ging ich die freie Woche durch und immer wieder kam ich in in meinen Gedanken zu dem Punkt an, an dem ich mich in dieser Sekunde befand. Mit jeder Minute wuchsen in meinem Kopf Fragen, auf die ich unbedingt eine Antwort brauchte.

Ich spürte, dass Liam ebenfalls noch nicht in seine Träume gefunden hatte. Und dies bestätigte sich kurze Zeit später, als er plötzlich flüsterte: "Niall, wir müssen versuchen zu schlafen"
Ich drehte mich ertappt um.
"Tue ich doch", murmelte ich, wobei ich wusste, dass das nur die halbe Wahrheit war. "Warum bist du denn noch wach?", hakte ich schließlich nach.
"Ich kann dich bis hier hin denken hören", sagte Liam und schenkte mir im schwachen Mondlicht ein mattes Lächeln. Verlegen drehte ich mich zur Zimmerdecke um.

Einen Moment herrschte Stille. Dann sagte ich auf einmal: "Ich weiß nicht, was ich tun soll"
Unschlüssig blickte er mich an, während ich noch immer zur Decke hoch starrte. "Am liebsten würde ich ihm morgen den ganzen Tag aus dem Weg gehen, aber bei einen gemeinsamen Fotoshooting, ist das so gut wie unmöglich... Ich kann nicht mit ihn darüber reden", erklärte  ich und versuchte die Tränen zurück zuhalten.

"Das wäre aber... aber das Beste", meinte Liam und zwang sich ein Lächeln auf. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass ihm nicht Wohl in seiner Haut war. Mir kam kurz der Gedanke ihn darauf anzusprechen, nur übermannte mich im nächsten Moment eine Müdigkeit und ich legte mich seufzend zurück in Liams Arme. Es dauerte nicht lange, da war ich eingeschlafen und in unschöne Träume verfallen.

"Er hat die ganze Nacht nicht geschlafen", hörte ich eine Stimme rufen. "Ich muss zu ihm", meinte eine andere, die mich sofort aus den Schlaf riss. Harry.
Ich drehte mich langsam um, doch es lag nicht wie gewohnt mein Freund neben mir. Auch befand ich mich nicht in meinem Kinderzimmer in Irland, sondern in einem wildfremden Hotelzimmer. "Lass mich durch!", zischte nun Harrys Stimme von der Tür, worauf ich erschrocken hoch streckte.

Mir war so als hätte sich in meinem Kopf ein Schalter umgelegt. Die Ereignisse der vergangenen zwölf Stunden prasselten gnadenlos auf mich ein. Am liebsten hätte ich mir die Decke über den Kopf gezogen und alles vergessen. Ich wusste, dass es feige war. Der richtige Weg war mit Harry zu reden, auf ihn einzugehen und das Missverständnis aufzuklären. Nur war ich noch nie gut darin gewesen, den richtigen Weg zu nehmen.

Mit Umwegen bei dir (Narry) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt