20. Kapitel

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Mein Blick war noch immer auf Harrys Handy gerichtet. Am liebsten hätte ich die Nachricht gelöscht oder das Gerät gegen die Wand geschleudert, doch wusste ich, dass das nichts ändern würde. Meine Finger wählten bereits Louis' Nummer. Bevor ich den entscheidenden Knopf betätigte, stockte ich jedoch.

Ich wusste nicht, was ich hätte fragen sollen. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich auch nicht hören, was er zu sagen hatte.
Mir kam der Gedanke hinüber in Liams Zimmer zu gehen. Schließlich war er in diesem Moment die einzige Person, mit der ich reden wollte. Doch er konnte mir ebenso wenig helfen, wie jeder andere auch.

"Ruhig bleiben", sagte ich mir immer wieder und stolperte zu dem großem Bett. Mit letzter Kraft fiel ich auf die Matratze und blieb regungslos liegen.
Nie hätte ich Harry zugetraut, dass er mich derart hinterging. Wenn er sich mit Louis traf, war das seine Sache. Aber warum machte er es hinter meinem Rücken? Bilder von jenen Auftritt, als ich zusammen gebrochen war, kamen in meinen Kopf. Louis und Harry hatten so glücklich ausgesehen. Was war, wenn Harry und ich nie so ein Glück haben werden?

Die Woche in Irland hatte jegliche Vorstellung übertroffen und ich hatte wirklich geglaubt, dass nach so langer Zeit, endlich das Glück auf meiner Seite war. Ich hatte geglaubt, dass der Kummer sich gelohnt hatte. Doch da hatte ich mich, wie schon so oft in meinem Leben, getäuscht.

Mit zittrigen Händen griff ich nach meinem Handy. Die Stille war unerträglich und so ertönte kurze Zeit später meine Playlist Alone durch das ganze Zimmer. Die Klänge der Musik dröhnten in meinen Ohren.
Es verging ein Lied nach dem anderen. Als All of me zum dritten Mal verklang, machte ich mir ernsthafte Sorgen um meinen Zustand.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und ich zuckte erschrocken zusammen.
"Ich bin wieder da!", hörte ich Harrys laute Stimme, die versuchte gegen die von John Legends anzukommen.
Stumm schaute ich weiterhin starr gerade aus. "Niall?" Harrys Hand strich über meinen Arm. Reflexartig stieß ich sie von mir weg, was Harry noch ein Stück mehr Verwirrung bescherte.

Schließlich pausierte er die laute Musik. Zurück blieb ein leises Dröhnen in meinen Ohren. "Es hat ein bisschen länger gedauert", meinte Harry schließlich und warf mein Handy zurück auf die Bettdecke. "Hat sich Doktor Grey verspätet?", murmelte ich mit rauer Stimme. Harry nickte leicht und fuhr sich unruhig durch die Haare.

"Oder war es doch Louis?", fragte ich  und richtete mich auf. "Louis?", die Röte stieg in Harrys Wangen. Wütend starrte ich ihn an.
"Verschwinde", rief ich mit zittriger Stimme und schob ihn zur Tür. "Louis freut sich sicher über Gesellschaft!"
"Niall, das ist ein Missverständniss", rief Harry verzweifelt und hielt mich am Arm fest. Schnell befreite ich mich aus dem Griff und warf ihm sein Handy zu, das er mit einer Hand auf fing, während er mich noch immer an schaute.

"Nächstes Mal solltest du deine Beweise lieber bei dir tragen", meinte ich noch und wandte mich von ihm ab.  "Ich kann das erklären, Niall", hörte ich Harrys Stimme hinter mir.
"Verzieh dich einfach", rief ich und unterdrückte ein Schluchzen.
Im nächsten Moment fiel die Tür geräuschvoll ins Schloss.


Mit Umwegen bei dir (Narry) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt