22. Kapitel

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Liam stand mit verschrenkten Armen im Türahmen und blickte zu Harry, der wiederum starrte ihn an. "Er schläft noch", meinte Liam da und deutete ohne sich um zu drehen in meine Richtung. "Er ist wach", entgegnete Harry und für einige Sekunden trafen sich unsere Augen.
Ich spürte wie mir die Röte in die Wangen schoss. Im nächsten Moment drehte sich Liam zu mir um.

"Niall, bitte hör mir zu", bat Harry, bevor Liam den Mund aufmachen konnte.
Ich wollte ihm zuhören und all das aus der Welt schaffen. Ich wollte ihn in meine Arme schließen und diese schrecklichen Stunden hinter mir lassen. Aber meine Stimme schien sich selbstständig zu machen: "Deine Lügen kannst dir sparen!"

Langsam kam Harry näher und sah mich bittend an. Ich hasste es, wenn er diesen Blick aufsetzte.
"Du hast ihn gehört!", zischte Liam auf einmal und hielt seinen Arm fest. Ruckartig drehte Harry sich zu ihm um. "Halt dich da raus!"
Ich starrte die beiden fassungslos an. Es tat mir jedes Mal im Herzen weh, wenn die Band sich stritt. Obwohl dies bei uns kaum vorstellbar war, fürchtete ich mich jedes Mal davor, dass es der erste Streit ohne Versöhnung sein würde.

"Bitte geh", sagte ich leise, bevor sie sich noch weiter angiften konnten. "Du hast es gehört", sagte Harry diesmal und bedeutete Liam unser Zimmer zu verlassen. Dieser warf Harry einen wütenden Blick zu und machte sich dann auf den Weg zur Tür.
"Ich meinte nicht dich, Liam", sagte ich trocken, woraufhin er abrupt stehen blieb. Einen Moment herrschte Stille. Schließlich warf Harry mir einen enttäuschten Blick zu und lief dann an Liam vorbei hinaus.

"Schön euch zu sehen! Ihr könnt mich einfach John nennen", begrüßte der Fotograf uns, als wir zwei Stunden später an der alten Fabrik ankamen, die unser Fotoshootingshintergrund sein sollte.
Heute würde Louise eine Menge zu tun haben. Meine Augenringe konnte man aus zehn Meter Entfernung sehen. Und wenn ich mir meine Bandkollegen so anschaute, konnte ich in ihren Gesichtern die selben dunklen Schatten erkennen.

Zu erst kümmerte sie sich um Harry, der regungslos auf dem Stuhl saß und keinen Ton von sich gab. Wir anderen machten es ihm nach, bis Louise auf einmal fragte: "Ist alles okay, Jungs?"
"Nein", dachte ich und versuchte ruhig durch zu atmen. "Es ist nichts okay"

Mein Blick wandte sich Liam zu, der ein Seufzen von sich gab und weiterhin den Boden betrachtete.
"Spätestens jetzt wurde das FBI skeptisch", grinste Louise und schaute in die Runde. Normalerweise hätte Louis nun ihr Grinsen erwidert, Liam hätte wahrscheinlich irgendeinen Spruch gerissen, Harry hätte gelacht und was mich betraf, ich hätte mich wahrscheinlich bei seinem Lachanfall angesteckt. So wie wir es immer bei den unpassendsten Momenten hinbekamen. Heute jedoch reagierte keiner von uns.

Es dauerte geschlagene anderthalb Stunden, bis Louise mit jedem von uns zufrieden war und uns mit einen misstrauischen Blick zurück zu John schickte, der uns schon erwartete. Andauert sah ich hinüber zu Harry. Er tat es mir gleich, sodass wir schnell in eine andere Richtung sahen, wenn sich unsere Blicke kreuzten.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir gestern erst aus Irland wieder gekommen waren und wie viel in so kurzer Zeit passieren konnte.

"Niall", riss mich John aus meinen Gedanken. "Du musst in die Kamera gucken und nicht zu Harry"
Erschrocken drehte ich mich um und versuchte den weiteren Anweisungen weitgehend zu folgen.


Mit Umwegen bei dir (Narry) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt