26. Kapitel

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Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, als Jamie uns endlich entließ. Jedoch war die nächste Zeit keine bessere Aussicht. In zwei Stunden flogen wir bereist nach New York und heute Abend mussten wir schon den Flieger zurück nach England nehmen,  um morgen Vormittag ein Interview zu geben. Seit Irland war es nur noch stressiger geworden. Ich konnte nur hoffen, im Flugzeug ein wenig Schlaf ab zu bekommen.

"Niall? ", fragte plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich zur Tür um, während ich noch immer auf dem Boden kniete.
"Kann ich kurz mit dir reden?", fragte Liam und kam zögerlich näher.
Überrascht nickte ich, schloss den Reißverschluss meines Koffers und sah ihn erwartungsvoll an.

"Ich weiß nicht genau, wie ich anfangen soll", murmelte Liam leise. Selten hatte ich ihn so unsicher erlebt. Normalerweise schien er sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein.
"Ist es wegen Sophia? Hat sie dich betrogen?", platzte es aus mir heraus. Sofort schüttelt Liam den Kopf und meinte verlegen: "Natürlich nicht"
"Da hat sie aber Glück gehabt!", grinste ich und fügte hinzu: "Sie hätte ganz schön was von mir zu hören bekommen"

Liam stimmte in meinem leisen Lachen mit ein. Dann wurden wir wieder ernst. "Ich habe…", fing Liam gerade an zu erzählen, doch da kam Louis in das Zimmer geplatzt. "Habt ihr Harry gesehen?"
Ruckartig drehten wir uns zu ihm um. Ich war der erste, der antwortete: "Er telefoniert unten"

Louis nickte leicht und machte Anzeichen zu gehen. Jedoch blieb er an Ort und Stelle und richtete sich dann an mich: "Ich hab' echt kein Bock auf Streit, okay?"
"Ich auch nicht", entgegnete ich leise und schenkte ihm ein mattes Lächeln. Ich spürte so etwas wie Erleichterung in mir auf kommen.
Natürlich war ich sauer auf ihn gewesen, als er sich mit Harry getroffen hatte. Nur musste ich mir eingestehen, dass er viel ausschlaggebende Gründe besaß, mich zu hassen.

"Was wolltest du sagen?", hakte ich bei Liam nach, als Louis mit einem Nicken in meine Richtung den Raum verlassen hatte. "Ich…", murmelte Liam unbeholfen.
"Am besten besprechen wir das später"
"Okay…", sagte ich etwas irritiert, doch fragte nicht weiter nach, da uns tatsächlich nur noch zehn Minuten blieben.

Harry hatte mir zwar von seinen Panikattacken und Alpträumen erzählt, doch hatte ich nie zuvor etwas von ihnen mitbekommen. Ich war mir ziemlich sicher, dass dies seine Absicht war. Er wollte nicht, dass ich mir Sorgen machen musste, doch jetzt blieb mir nichts anderes übrig. Wir saßen gerade einmal drei Stunden im Flieger, als Harry an meiner Schulter gelehnt eingeschlafen war.

Beinahe wäre ich ebenfalls in den Schlaf gesunken, doch da hörte ich plötzlich seinen schweren Atem in meinem Ohr. Erschrocken sah ich ihn an und legte reflexartig meine Hand auf seine glühende Stirn. "Ganz ruhig", hauchte ich und sah mich hilfesuchend nach den anderen um.

Louis lehnte, seine Jacke als Kopfkissen nehmend, am runden Fenster und hatte die Augen geschlossen. Das Kabel seiner Kopfhörer führte direkt zu seinen Ohren. Auch Liam schien keine Hilfe darzustellen, da er ebenfalls eingeschlafen war.
"Harry", flüsterte ich und rüttelte leicht an seiner Schulter. Seine Augenlider zuckten. Dann schreckte er plötzlich hoch.

Seine Locken klebten an seiner verschwitzten Stirn und das Zittern seiner Finger konnte ich auch aus dieser Entfernung wahrnehmen.
"Alles ist gut", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Ohne etwas zu erwidern atmete Harry tief durch. Dann murmelte er mit rauer Stimme: "Es liegt bestimmt nur am Stress"

"Du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt", stotterte ich noch immer überrumpelt. "Das tut mir leid", hauchte Harry und fuhr sich durch die Haare. "Muss es nicht", entgegnete ich sofort und drückte ihn an mich. Erschöpft ließ er sich in meine Arme sinken, sodass ich seinen schnellen Herzschlag spüren konnte.

Mit Umwegen bei dir (Narry) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt