33. Kapitel

284 16 0
                                    

Es verstrichen einige stille Minuten. Ich musste mir andauernd vorstellen, wie viele Artikel die Runde machen würden. Egal, was Harry mir angetan hatte, das hatte er nicht verdient. Er hatte die Therapie selbst vor mir geheim halten wollen, was im Nachhinein mehr als berechtigt war. Dass die ganze Welt es mitbekam, musste schrecklich für ihn sein.

Ein erstickter Laut verließ meinen Mund, als auf einmal die Tür geöffnet wurde. Erschrocken blickte ich in das Gesicht unseres Managers.
"Euer Konzert fängt in wenigen Stunden an", meinte er ernst.
Beinahe wäre ich von der Sofalehne gekippt. Das Konzert hatte ich ganz vergessen. "Ich… ich komme gleich", murmelte ich leise.
"Niall", rief unser Manager auf einmal und ich blickte ihn unsicher an. Ich konnte mir schon denken, worum es ging. "Wir sprechen uns noch"

Ich nickte matt und hauchte leise: "Ja" Mit einem letzten entrüsteten Blick in meine Richtung verließ er den Raum. Abermals fiel die Tür geräuschvoll ins Schloss. Mit großer Überwindung raffte ich mich auf und packte meine Sachen zusammen. Gerade als ich mir meine Jacke überzog, ging erneut die Tür auf. Harry blieb ruckartig im Türrahmen stehen, als unsere Blicke sich trafen, dann trat er ein und lief zu seiner Tasche.

Liam folgte ihm kurze Zeit später und dann trat auch Louis ein. Ohne ein Wort zu sagen, räumten wir unsere Sachen zusammen. Bevor Harry jedoch den Raum wieder verlassen konnte, griff ich seinen Arm und flüsterte: "Können wir reden?"
"Harry?", fragte Liam in dem Moment und warf ihm einen kurzen Blick zu.
Ohne mich zu beachten, befreite Harry sich aus meinen Griff und folgte Liam, der ihm sofort den Arm um legte.

"Geht es dir besser?", hakte Liam da bei Louis nach, der sich ebenfalls bei ihnen einreihte. "Mhm", war Louis' Antwort, ehe sie den Raum verließen.
Ihre Ignoranz schaffte es wenigstens, mein schlechtes Gewissen ein bisschen zu reduzieren.
Mit einem feindseligen Blick und einem großen Abstand folgte ich meinen Bandkollegen.

Unruhig lief ich im Backstage Bereich auf und ab. Ich fühlte mich elendig.
Die Jungs hatten kein Wort mehr mit mir gesprochen. Ich erwartete es nicht von ihnen, doch fragte ich mich, warum nicht wenigstens Harry ein Stück Verständnis zeigte. Schließlich hatte er dasselbe durchmachen müssen, nachdem Louis ihn mit Jenny betrogen hatte.

"Ich kann das nicht", riss mich Louis aus meinen Gedanken. Er kauerte auf dem Boden und hatte seinen Kopf in seinen Händen vergraben.
Vorsichtig kniete sich Harry vor ihn und legte seine Hand auf sein Knie ab, doch schubste Louis sie von sich. "Fass mich nicht an!"
"Beruhige dich", bat Liam und sah zu ihnen herunter.

"Ich kann nicht mit dir auf einer Bühne stehen!", rief Louis mit rauer Stimme. Verwirrt sah ich von einem zum anderen.
"Checkt ihr es immer noch nicht?" Mit diesen Worten erhob Louis sich ruckartig und wich ein paar Schritte zurück.
Einen Moment herrschte toten Stille.
Dann wandte sich Louis plötzlich an Harry: "Du bist beleidigt, weil Niall die Sache mit der Therapie aus gequatscht hat? Schon mal darüber nachgedacht, dass, wenn du nicht so feige gewesen wärst und ihm die Wahrheit gesagt hättest, das alles nicht passiert wäre?"

Harry machte den Mund auf, nur um ihn wieder zu schließen. "Was redest du da?", fragte ich verwirrt. Louis fuhr sich durch die Haare und fügte mit zittriger Stimme hinzu: "Es wäre nicht so weit gekommen, wenn du ihm erzählt hättest, wie du mich weg gestoßen und mir gesagt hast, dass du ihn mehr als alles andere liebst"

Mit Umwegen bei dir (Narry) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt