Chapter 19 »FAULT«

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Yoongi:
„Warum?..", fragte ich mit einer leisen, heiseren Stimme.

Ich merkte, wie das Blut an meiner Hand, mit der ich ihre festhielt, bis an die oberste Schicht der Verbands sickerte, da sie sich immer fester um ihre umschlungen hatte.

„Das kannst du doch nicht tun."
Ich merkte, wie immer mehr Tränen meine Wangen runter liefen, ohne sie unter Kontrolle zu haben, weshalb ich schluchzend meinen Kopf senkte und meine Augen zusammen kniff.

Was auch immer sie mit dieser Scherbe vorhatte, ich wusste genau, dass sie sich damit verletzen wollte.
Dieses Bild, welches sich mir gerade geboten hatte, katapultierte mich in meine Vergangenheit zurück. Zu dem Moment, als ich meine Mutter.. Damals hatte sie sich verletzt, nachdem mein Vater sie verlassen hatte. Er hatte sie so kaputt gemacht.
Und jetzt wäre Kaira beinahe das selbe passiert.

Bei dem Gedanken zog ich sie an ihrem Handgelenk ruckartig zu mir, nahm sie in meine Arme und drückte sie fest an mich, sodass sie sich kein Stück mehr bewegen konnte. Eine ganze Weile saßen wir einfach nur da und ich schluchzend in ihre Schulter weinend.

"Das kannst du mir doch nicht antun.."

In diesem kurzen Augenblick, in dem Kaira die Scherbe auf ihre Hand zubewegt hatte, hatte ich etwas realisiert. Ich hatte Angst bekommen das zu verlieren, was mir unheimlich wichtig geworden ist, selbst wenn ich es nie akzeptieren wollte.

Kaira bedeutete mir mehr, als ich gedacht hatte. 

Kaira:
Entsetzt verharrte ich in seinen Armen. Seine Schultern bebten in ungleichmäßigen Abständen und seine Stärken Arme umschlungen meine Hüften, als hätte er Angst, ich würde fallen und zu Tode stürzen.

Er weinte.
Er weinte, wegen mir.
Noch nie hatte ich mich so unglaublich schuldig gefühlt.

"Es tut mir leid, Yoongi. Ich.. weiß nicht, was in mich gefahren ist.", begann ich irgendwann leise zu erzählen und erwiderte seine Umarmung schließlich.
„Es wurde einfach zu viel für mich.. ich kann einfach nicht mehr. Jeder Tag wird schlimmer und schlimmer. Du bist zwar bei mir, aber wie lange wirst du denn noch da sein? Irgendwann wirst du auch gehen. Ich will einfach niemanden mehr verlieren." Ich hatte ihn verletzt und das konnte ich nicht mehr verkraften. Vorsichtig zog ich mich aus seiner Umarmung, was er auch zuließ, doch anstatt mir in die Augen zu sehen, starrte er erneut zu Boden.
"Ich hasse mich...", flüsterte ich verzweifelt.
"Dafür das ich dich zum Weinen bringe."
Ich merkte, wie meine Lippe begann zu Beben und schließlich auch mir ein paar Tränen still die Wange runterliefen. Dabei wollte ich gar nicht weinen. Das hätte ich nicht verdient.
Ich sah wieder zu Yoongi auf, der immer noch keine Reaktion zeigte und seufzte schwer auf.

"Es tut mir leid.."

Yoongi:
Meine Geduld war am Ende. Diese Worte hallten jetzt schon zum hundertsten Mal in meinem Kopf, sodass ich langsam das Gefühl bekam, dass ich verrückt werden würde.
Abrupt legte ich also meine Hände an ihre Schultern und drückte sie gegen die gegenüber liegende Wand, wobei ich wütend in ihr verängstigtes Gesicht blickte.

"Hör auf dich immer bei mir zu entschuldigen!", schrie ich sie an.
"Ich habe einen Fehler gemacht und dafür kannst du nichts, also hör auf dir dafür die Schuld zu geben! Jena hat mich geküsst, okay!? Das ist alles nur wegen mir passiert!"
Entsetzt sah sie mich an, so entsetzt dass sie kurz aufhörte zu weinen.

„Du hast es nicht verdient, dich selbst zu hassen.. Du bist wundervoll! Du hast die wunderschönste Stimme, die ich je gehört habe, Kaira. Du bist die mutigste Person, die ich kenne, ich hab mir fast in die Hosen gemacht, als wir Weihnachten zusammen aufgetreten sind und du bist auf die Bühne gegangen, als wären dir die vielen Menschen einfach egal gewesen und es wäre das leichteste der Welt. Du bist verdammt nochmal wunderschön und lass dir das von keinem anderen ausreden, hast du verstanden? Du bist unglaublich stark, da du es tagtäglich schaffst mit diesen Idioten und mit deinen privaten Problemen klar zu kommen. Und das ganz allein. Bis jetzt."

Kaira:
Völlig schockiert starrte ich ihn an. Alles, was er gerade gesagt hatte, überwältigte mich so sehr, dass ich wieder begonnen hatte zu weinen. Jedoch nicht aus Trauer, nein. Ich war glücklich und unglaublich gerührt.
Wie schafft dieser Junge es nur, mein Herz selbst in diesem Moment zum rasen zu bringen?
Ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten.
Erleichtert ließ ich mich in seine Arme fallen und schluchzte in seine Brust hinein.

„Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, Yoongi. Ohne dich, wäre ich schon längst verloren.", wimmerte ich leicht lächelnd.

"Danke. Für alles. Dafür, dass ich dich habe." Ich beugte mich etwas nach hinten, sodass ich ihm aus der Umarmung heraus in die Augen sehen konnte.
„Yoongi, ich liebe dich. Und das ist nichts unüberlegtes, ehrlich. So habe ich schon immer gefühlt, auch bevor das alles passiert ist. Du hast mich immer beschützt, schon von Anfang an und bist immer für mich da gewesen. Meine Güte, ich war so krass eifersüchtig, dass Jena deine wunderschönen Lippen berühren durfte!", meckerte ich ihn schon fast an und sah beschämt zu Boden, da mir meine Worte peinlich geworden waren.

Yoongi:
„Du warst eifersüchtig?" Bei ihren Worten wurde ich irgendwie etwas glücklich und musste anfangen zu lächeln.
Peinlich berührt starrte sie zu Boden, was eine so niedliche Reaktion war. Mein Bauch fühlte sich auf einmal wieder so komisch an. Eine strömende Hitze überkam meinen Körper und ich merkte, wie mir schon fast ein wenig schwindelig wurde.

Ich und wunderschöne Lippen?
Bei dem Gedanken blickte ich auf ihre hinab und schluckte schwer.
Mein Verstand stellte sich gerade Dinge vor, bei denen ich genau wusste, dass es unpassender nicht sein könnte.
Lange starrten wir uns intensiv in die Augen, wobei unsere Blicke immer wieder wechselnd hinunter auf unsere Lippen wanderten.
Plötzlich merkte ich, wie sich mein Kopf langsam ihrem Gesicht nähern wollte, doch der stechende Schmerz an meiner Hand begann immer schlimmer zu werden, weshalb ich ächzend zusammen zuckte und an mein Handgelenk griff.
Entsetzt sah ich auf meine zitternde Hand hinab, dessen Verband, der um sie gewickelt war, schon komplett rot eingefärbt war.

"Ich muss- ins- Krankenhaus."




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Ⓟⓐⓡⓣⓝⓔⓡⓢⓣⓞⓡⓨ

ʏᴜᴜᴋɪ & ᴋɪʏᴏᴜᴍɪ

ᴇᴅɪᴛ: ʏᴜᴜᴋɪ

»So much different«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt