Erinnerungen

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Seufzend ließ ich mich Rücklings ins Bett fallen. Der heutige Tag war ein anstrengender Tag auch wenn er, mal wieder, nicht viel gebracht hatte. Seit einer Woche suchte ich nach einem Job und hatte bisher nichts gefunden, man sollte meinen London hätte genug Jobs im Angebot aber dem war nicht so. Es war zum verzweifeln, aber es hieß man solle nicht aufgeben.

Ich rollte mich auf die Seite und dachte weiter nach. In Deutschland war es für mich nicht so anstrengend einen Job zu finden, es war definitiv um einiges leichter als hier.

'Ach ja' seufzte ich. Deutschland fehlte mir, aber eine andere Wahl, als Deutschland zu verlassen, hatte ich nicht. Meine Eltern wollten das Land verlassen, sie hatten einen Narren an England gefressen und träumten davon dort hin auszuwandern und Anfang des Jahres zweitausendsiebzehn war es dann soweit. Lange Zeit hatten sie gespart, dann hatten sie sich hier ein nettes kleines  Haus, gesucht und mich mitgenommen. Warum? Weil ich nichts mehr in Deutschland hatte. Sicher hätte ich dort bleiben und weiter arbeiten können, aber so ganz allein war es doch nicht sehr angenehm. Meine Eltern waren meine Familie, alle anderen gab es nicht mehr. Meine Großeltern waren vor zwei Jahren gemeinsam im alter gestorben, mein Onkel starb vor einem Jahr an Krebs, die Chemo hatte bei ihm nichts bewirkt. Mehr Familie hatte ich nicht. Man könnte jetzt denken, man hat ja immer noch Freunde, aber selbst das war mir nicht geblieben.

Vor gut drei Jahren machte ich mit Freunden einen Ausflug in die Berge. Sie hatten mich überreden können eine Klettertour mitzumachen, obwohl Klettern nun wahrlich nicht zu meinen Hobbys zählte. Ich dachte mir, es wäre einfach schön irgendwo in den Alpen mit meinen Freunden unterwegs zu sein, was es auch gewesen war. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag.

Wieder seufzte ich und ergab mich der aufkommenden, schrecklichen Erinnerung, welche mich seit jenem Tag verfolgte, während ich einschlief.

'An jenem Tag brachen wir schon bei Morgengrauen auf. Wir verließen fröhlich lachend die Berghütte und liefen den Pass zur Felswand hinauf. Es dauerte gute 2 Stunden bis wir sie erreichten hatten und anfangen konnten hinaufzuklettern. Während Tom als erster begann die Wand zu erklimmen, drehte ich mich um und beobachtete wie die Sonne aufging und das Tal unter uns in ihr strahlendes Licht tauchte. Es war ein herrlicher Anblick und ich konnte ihn seit fünf Tagen immer wieder bewundern. Lächelnd wandte ich mich um, ich war als nächste dran.

Ich warf einen Blick nach oben um zu sehen wie weit Tom und Jack schon gekommen waren, dann hakte ich mich in die Sicherungen ein und fing an hinauf zu klettern.

Das Klettern war anstrengen, tat aber sehr gut und war eine schöne Abwechslung zum täglichen Großstadtdschungel, mitten in Berlin. Tief atmete ich die frische Luft ein und drehte mein Gesicht zur Sonne.

"Ist das nicht herrlich Maja?" rief ich nach unten zu meiner besten Freundin, auch sie hatte sich mit dem Gesicht zur Sonne gedreht und genoss dessen Wärme als auch die absolute Ruhe um uns herum.

"Ja, absolut!" rief sie zurück "Und diese Stille ist einfach herrlich. Viel besser als der Lärm in Berlin und Co." lachte sie und sah zu mir auf. Doch dann wich ihr Lächeln genauso wie meines. Ein Beben ging durch den Berg, es fühlte sich so unendlich grausam an. Ich riss meinen Kopf nach oben als ich Tom schreien hörte und erblickte sie. Eine Lawine rollte auf uns zu und erfasste Tom als ersten. In dem Moment wusste ich, dies würde unser Ende sein. Keiner würde überleben. Ich schrie in totaler Todesangst, konnte dem nahenden Tod aber nicht entkommen. So erfasste mich die Lawine und knipste mir die Lichter aus.'

Ich fuhr aus dem Schlaf hoch. Ich und auch mein Bett waren Schweißnass, ein sehr unangenehmes Gefühl.

Ich strich mir übers Gesicht während ich mich unwillentlich an den Rest erinnerte. Ich wusste noch das ich meine Augen öffnete und mich umsah,viel erkennen konnte ich nicht. Ich lag im Schnee und spürte meinen Körper nicht mehr.Ich konnte Schemen um mich herum erkennen, von Menschen die Anzüge trugen. Ich fragte mich warum diese Leute mitten im Gebirge Anzüge tragen konnten, es war doch so kalt. Ich sah sie bei meinen Freunden, dann kam einer auf mich zu. Ich verlor wieder mein Bewusstsein und im nächsten Moment sah ich mein Leben an mir vorbei ziehen. Ich sah jeden geliebten Menschen jedes geliebte Tier. Ich sah was ich als Kind alles angestellt hatte und wie ich aufgewachsen war bis zu dem Moment in dem ich mit meinen Freunden abgestürzt war. Dann war es vorbei und tiefe Dunkelheit überkam mich und hielt mich mit eisernem Griff gefangen.

Black Butler: In ewiger UnsterblichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt