Cherry and Carl

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"Bist du dir sicher?",fragte Daryl nun genauso aufgeweckt wie ich.Ich nickte daraufhin energisch und schluckte aufgeregt.

"Natürlich bin ich mir sicher!",meinte ich völlig aufgelöst und fuhr mir durch die voluminösen,blonden Haare.Mein ausgiebiges Seufzen unterstrich meine Laune nochmal mehr.

Wenn das hier eine Spur zu den anderen war,mussten wir sofort etwas tun.

Daryl inspizierte jedes Detail in dem kleinen Raum und winkte mich schließlich zu sich rüber.

"Sieht nach einem Kampf aus",er deutete auf ein paar Spuren,die er gesichtet hatte.Einkerbungen in der Holzwand deuteten auf einen Kampf hin,vermutlich stammten die von einem Messer.Mir fiel noch etwas auf.

"Einschusslöcher..",flüsterte ich und fuhr mit meiner Hand über ein Loch in der Wand.Angetrocknetes Blut klebte an der Fingerkuppe meines Zeigefingers.Es war fest,die Konsistenz war ähnlich wie Baumharz."Ist schon etwas her...",murmelte ich nachdenklich.

Daryl nickte.

"Vielleicht hat er sich irgendwo verschanzt",meinte Daryl und ging zurück nach draußen,auf die Platte,an der die Strickleiter hing.Ich lief ihm nach und stieg nach ihm wackelnd nach unten.

Er stützte mich von unten und ich sprang von der vorletzten Stufe auf den festen Waldboden.

"Lass uns zurückgehen und unsere Sachen packen.Auf der Karte sind sicher Gebäude eingezeichnet.Carl ist bestimmt irgendwo dort",sprach ich.

Wir machten uns mit schnellen Schritten auf zu unserem Lager auf und packten das nötigste zusammen.
Bevor wir jedoch losgingen schauten wir noch welche Städte und Gemeinden in unserer Nähe lagen.

Blossom war ein fast unbewohntes Dorf und lag unserem Standort am nächsten,weshalb wir uns auf den Weg dort hin machten.

Einige gingen wir schon und kamen irgendwann an einer Straße an.Sie führte genau geradeaus und laut der Karte musste sie uns zu dem Ort bringen.

"Wasser?",ich streckte meinen Arm zu Daryl aus,der schräg vor mir ging.Sein Blick schoss nach hinten und er schüttelte seinen Kopf,doch im Gesicht schwitzte er und auch seine schulterlangen Haare bekamen etwas davon ab.Er konnte mir nicht erzählen,er hätte keinen durst.

Ich lief voraus und musste mich bemühen Daryl's Schritttempo standzuhalten.

"Nimm es.Du tust mir keinen Gefallen wenn du in den nächsten zehn Minuten umfällst",sagte ich.Wieder hielt ich ihm die Plastikflasche,in der der letzte Rest Flüssigkeit herumschwappte,vor die Brust.

"Das ist alles was wir noch haben."

Ich seufzte und steckte unsere Trinkflasche einfach in den beigen Stoffbeutel,den er um seine Schulter trug.

Nach langem Laufen konnte man einen riesigen Kirchturm erkennen,dessen Spitze weit in den klaren Himmel ragte.

Die Straße auf der wir uns bewegten machte eine scharfe Kurve nach links.
Sobald wir sie umgangen hatten konnten wir den Ort sehen.

Am Ortseingang stand ein Schild auf dem in geschnörkelter Schrift "Willkommen in Blossom!" geschrieben stand.Die rosafarbenen Blüten,die da neben gemalt wurden,waren mit einem Blutschleier überdeckt.

"Sieht ja freundlich aus",murmelte ich,als wir die Gemeinde betraten.Wir kamen an der großen Kirche vorbei.Sie sah edel aus und von nahem wirkte noch um einiges riesiger.

Etwas weiter hockten drei zerfetzte Beißer auf dem Boden und fraßen an einem einzelnen Raben.Sie rissen sich ihn gegenseitig aus den blutverschmierten Händen und röchelten sich lautstark,mit einer unmenschlichen Gier in den Augen,an.

Lost /Daryl Dixon #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt