Ich schaffte es nicht die Last über meinen Lidern zu heben. Entweder war ich zu schwach, oder die Kraft zu enorm.
Meine Hand rutschte auf die kalte Seite vom Bett. Mein Körper schmolz förmlich unter der Decke, die ich mir ungeduldig vom Leib warf. "James...", flüsterte ich, als meine leeren Blicke die Zimmerdecke trafen.
"Töte deinen Willen."
Ich stellte mich kerzengerade auf. Eine Lücke hatte sich in meine Erinnerungen gebohrt. "Wie bin ich... David!", schrie ich panisch und flitzte aus dem Zimmer in seins.
"Wach auf." Ich rüttelte ihn, doch passte dabei auf dass das Mädchen in seinen Armen nicht aufwachte. "David... David!", zischte ich nun gereizt.
David schlug seine haselbraunen Augen auf und sah mich völlig schockiert an. "Ist was passiert, Alia?" Er wollte sich aufrecht hinsetzen, aber bemerkte das Mädchen, wessen Kopf auf seiner nackten Brust ruhte und blieb liegen. Seine Wangen begangen zu glühen. Er zog die Decke noch weiter über sich.
"Hast du mich in mein Zimmer getragen?" Ich verschränkte die Hände unter der Brust und fixierte die Augen auf seine.
"Ja, wer denn sonst? Du bist im Auto eingeschlafen, deshalb..." Ich schnitt ihm wütend das Wort ab. "Niemand hat dich darum gebeten das zu tun. Außerdem, hör auf mich deinen Freunden als deine kleine Schwester vorzustellen. Du bist nicht mein Bruder. Das wirst du auch niemals sein. Du..."
Töte deinen Willen...
Ich hielt erschrocken die Luft an. James gab mir den Auftrag meinen Willen zu töten, doch anstatt dies zu tun, fütterte ich es auch noch und ließ es zu einem Monster herauswachsen, welches niemand, nicht einmal sein Zähmer, stoppen könnte.
David's Augen wurden glasig. Ich wusste nicht ob es daran lag dass er erst jetzt aufgewacht war, oder ob meine Worte den Grund dafür trugen.
Ich machte einen Satz nach hinten. "Ach, vergiss es. Penn einfach weiter."
Das Pochen meiner Schlagader wurde nicht weniger. Hastig stürmte ich in die Küche und begann den Frühstückstisch zu decken.
"Töte deinen Willen."
Ich schrie auf als ich eine Hand über der Schulter spürte. Die verwirrten Blicke von David's Mutter hafteten unangenehm an mir. "Alles okay mit dir?"
Ich nickte eifrig und holte das Messer raus, um die Gurken zu schneiden. "Du kannst mir alles erzählen. Das weißt du, oder?", stellte sie klar.
"Ja, Mrs. Morgan."
Sie zog die Mundwinkel zu einem Lächeln hoch, doch ihre Augen wirkten keineswegs davon getätigt. "Ich weiß dass es nicht leicht für dich ist uns als deine neue Familie anzuerkennen, aber einen Versuch wäre es doch wert, meinst du nicht?"
Sie wusste wie die Spannung in mir stieg, wenn man mich an meine verstorbene Familie erinnerte. "Du könntest damit anfangen mich mit 'Mutter' anzusprechen.", meinte sie zögernd.
Ich lächelte nur schief und hoffte es würde als Antwort genügen.
Nach einer ganzen Weile saßen alle Familienmitglieder am gedeckten Frühstückstisch, nur gehörten ich und das Mädchen -wessen Namen ich vergaß- nicht dazu.
Ihre feuchten Haare hatte sie sich über die Schulter gelegt und sah in Gedanken versunken auf ihren Teller hinab. Mein Blick wich auf David zu, dessen Haare ebenfalls durchnässt waren.
Ich fragte mich, wie man am frühen Morgen bloß duschen konnte, denn mein Magen, machte da niemals mit.
"Vater, Mutter... wir sind letzendlich zu einer Entscheidung gekommen.", fing David eine Rede an und legte seine Hand auf die Schulter des Mädchens, die ihn schwach anlächelte.
"Und das wäre?", fragte sein Vater. Man konnte die Anspannung im Raum deutlich spüren.
"Ich und Lena, wir wollen heiraten.", platzte es von David raus, der nervös auf die Reaktion seiner Eltern wartete.
Seine Mutter verschluckte sich am Orangensaft und hustete heftig. Die Augenbrauen seines Vaters zogen sich tief zusammen. "Wie bitte? Du bist nicht einmal instande dein eigenes Geld zu verdienen! Wo wirst du Leben, womit wirst du dich später um deine Kinder kümmern?"
"Ich bin kein Kind mehr, Vater. Mit 22 Jahren hab ich das Recht--", Mr. Morgan funkte wütend dazwischen, "Ganz genau, mit 22 sollte man schon längst seinen eigenen Job und Lebenslauf haben. Was hast du? Nichts."
Die Tension steigerte sich immer weiter. Lena's Hände zitterten so sehr, dass sie sie zu Fäusten ballte und die Lippen zu einer dünnen Linie einander presste, um die Tränen aufzuhalten, welche drohten jeden Augenblick ihr die Wangen hinunterzukullern.
David's Mutter mischte sich nun ein. Die Stimmen wurden immer lauter, die Nerven gespannter und die Tränen, unaufhaltsam.
Ich wollte mich nicht hier befinden. Ich wollte fort. Weit weg von hier. Auch wenn es das Jenseits war, wo meine Familie nun lebte.
"Soll ich dich entführen?", wisperte jemand in mein Ohr. Mir stiegen die Nackenhaare auf. All der Lärm um mich herum war erloschen. Ich sah die Menschen schreien, doch die Laute waren verstummt.
"James..?", stotterte ich, als ich seine Hände auf meinen Armen spürte und sein Duft in meine Nase drang. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, welches jedoch sofort wieder verschwand, als ich mich daran erinnerte, dass dies nur eine Einbildung war.
"Wie süß, du lernst schnell, Alia.", meinte er und fragte mich erneut, "Soll ich dich entführen?"
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Das Erwachen
Paranormal"Ist es wirklich so auffällig dass ich Menschen nicht leiden kann?" "Nein, überhaupt nicht. Du siehst sie bloß so an als ob du ne Zitrone gegessen hättest.", meinte er und fing die Klinge auf, welche sich kurzzeitig in der Luft gedreht hatte. Mein...