Für eine Sekunde funkelte etwas in seinen Augen auf was ich nicht richtig bestimmen konnte. Seine Lippen formten ein fahles Lächeln, welches sofort aufgelöst wurde. "Wann soll das gewesen sein?"
Ich stach mir die Nägel in die Handinnenflächen, doch selbst das nahm ich nicht wirklich wahr. Wie sehr die Angst einen betäuben konnte...
James, was soll ich tun?
"Ganz ruhig." Eine Wärme machte sich über meine Faust breit. Es war die Hand von Sam. Instinktiv machte ich einen Satz nach hinten und blinzelte ihn gefährlich an. "Fass mich nicht an."
Er lachte kurz und schlug die Tür des Autos breit auf. "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Deinen Eltern werde ich auch nichts sagen. Vertrau mir einfach."
Ich sog die kalte Nachtluft tief in mich hinein und stieg letzendlich ins Auto. Niemand von uns beiden sprach, bis wir vor der Stelle angekommen waren, wo der Mörder meiner Familie gefunden wurde.
"Wie kamst du drauf dass ich dich schon einmal belogen hätte?", fragte Sam plötzlich und drehte sich zu mir.
"Das reicht.", kam es von hinten. Ich zuckte abrupt zusammen als ich zwei starke Hände auf meinen Schultern spürte. "Du musst ihm nicht antworten."
"Little-Picasso, alles okay? Du bist so blass im Gesicht.", merkte Sam an. Er wirkte besorgt, doch zugleich beängstigt.
"James...", fiel es mir unwillkürlich über die Lippen. Vorsichtig legte ich meine Hände über seine und atmete erleichtert aus. James' Nähe gab mir wieder die Kraft die Betäubung der Angst zu überwinden.
"James?" Sam schien nun eher genervt als besorgt zu sein.
"Er mag es nicht wenn Fremde ihm bei seinem Vornamen nennen.", schilderte ich Sam ein und erhielt sogar den Mut, Blickkontakt mit ihm aufzubauen.
Sam runzelte nur die Stirn und blickte mich komisch an, woraufhin ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen konnte. "Danke für's Fahren." Ich stieg sofort aus dem Auto, doch Sam folgte mir.
"Was hat jetzt James mit meiner Frage zu tun? Außerdem... Woher willst du wissen dass... Nein. Was ich nicht verstehe ist warum du dich für einen toten Menschen so sehr interessierst."
Mit einem leichten Aufprall machte ich die Tür des Autos zu und lächelte breit. "Musst du auch nicht."
James stellte sich hinter Sam und stützte seinen Ellbogen gegen seine Schulter. "Uh, da ist aber jemand wohl ziemlich eifersüchtig, oder irre ich mich etwa?"
Sam starrte mich wortlos an, er schien James weder gehört, noch gespürt zu haben. "Du bist sonderbar, Little-Picasso."Er seufzte hörbar und setzte sich zurück ins Auto. "Wir sehen uns."
SAM POV
Jedes Mal wenn meine Auge den Fokus verloren, wurde die Straße zum Nachthimmel und manchmal fragte ich mich ob es möglich wäre, den Schwerpunkt für immer zu verlieren; ob meine Augen die Welt so verschwommen aufnehmen wie mein Kopf die Gedanken; ob ich jemals wieder in der Lage sein werde die Kontrolle über mich zu erlangen.
Nur schwer konnte ich an der roten Ampel anhalten. Meine schnellen Atemzüge waren eine Deutung darauf, dass mich die Wut übernommen hatte, nur wusste ich nicht wieso.
Ich verstand dieses Mädchen nicht. Obwohl sie so schüchtern und ängstlich war, kämpfte sie dagegen an, täuschte einen starken Charakter vor und nahm an, man würde die Angst in ihren Augen nicht sehen; man würde glauben, sie wäre tatsächlich der Mensch, den sie einem vorspielte.
Als ich beim Revier ankam, drosselte ich die Geschwindigkeit, denn ich hatte mich entschieden; ich würde meinen Vater dazu bringen mir alles über James zu erzählen, alles, was dieses Mädchen über ihn wissen wollte und weshalb... Vielleicht würde ich ihr somit einen Schritt näher kommen.
Ein Junge stand vor dem Gebäude, der heftig zitterte; er weinte ununterbrochen und wischte sich sofort die Tränen aus dem Gesicht, als er mich bemerkte.
Ich stieg aus dem Auto und ging zu ihm. Ohne dass ich was sagen konnte, hielt er mir ein Foto vors Gesicht. "Haben Sie dieses Mädchen vielleicht gesehen?"
Mir fiel das Kinn ein ganzes Stück nach unten. Völlig erschaudert nahm ich ihm das Foto aus der Hand und blickte ihn misstrauisch an. "Ja, hab ich, doch ich wüsste nicht, warum ich ihnen sagen sollte wo sie ist."
Bestürzt zog der Junge die Brauen einander. "Ich flehe Sie an. Das ist meine Schwester. Wenn Sie mir nicht sagen wo sie ist, bleibt mir keine andere Wahl als der Polizei Bescheid zu geben."
Mein Herz schlug immer schneller, wobei es schwerer wurde meine Nervosität zu kaschieren. "Wenn ihre Schwester vermisst wird, warum lassen Sie sich denn da so viel Zeit und geben der Polizei nicht direkt Bescheid?", konterte ich und gab ihm das Foto zurück.
Er sah resigniert zu Boden. "Sie fürchtet sich vor der Polizei. Sie..." Der Junge steckte das Foto in seine Hosentasche und wandte sich von mir ab. "Warum erzähle ich Ihnen das überhaupt?", murmelte er vor sich hin und rief jemanden an. "Lena, ich gehe jetzt zur Polizei. Hast du Alia finden können?"
Alia..? So heißt du also, Little-Picasso. Das erklärt so einiges...
"Warten Sie.", schoss es plötzlich von mir raus. "Ich kann Ihnen sagen wo sie ist."
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Das Erwachen
Übernatürliches"Ist es wirklich so auffällig dass ich Menschen nicht leiden kann?" "Nein, überhaupt nicht. Du siehst sie bloß so an als ob du ne Zitrone gegessen hättest.", meinte er und fing die Klinge auf, welche sich kurzzeitig in der Luft gedreht hatte. Mein...