Meine Lippen trennten sich von einander, doch sein Name konnte einfach nicht ausgesprochen werden.
James wollte ich schreien. Erneut und erneut. Mich entschuldigen, für eine weitere Chance betteln, meinen Stolz übertreten und ihm Wort für Wort gehorchen, nicht mehr nach einer Logik in meinen Taten suchen und mich ihm völlig überlassen..."Ich warte auf eine Antwort, Alia.", gab er eisig von sich.
"Ich..." Meine Stimme brach. "Ich weiß es nicht."
"Du schämst dich also kein bisschen für deine Taten? Lügen, dich wie der Sklave deines Willen benehmen..."
Mein Herz zog sich zusammen als er weiter sprach. "Ich habe dich geliebt, Alia. Doch wie ich sehe bist du es dieser Liebe nicht wert."
Ich spürte wie etwas in meine Brust hämmerte, doch zugleich blitzte es in meinem Schädel. Meine Sinne wurden schärfer, so wie der Blick in meinen Augen. Mein Körper bewegte sich von allein. In Sekunden war ich aufgesprungen und stand direkt vor ihm. "Wo ist James?", wollte ich unverzüglich wissen. Ich hatte viel aufdringlicher geklungen als wie geplant.
"Was soll das heißen?"
"Wo ist James!?", brüllte ich und schlug meine Hand auf den Tisch.
Er lachte in sich hinein und lehnte sich zurück auf den Stuhl. "Waren es meine Worte oder meine Präsenz die mich verraten hat?"
Ich ignorierte seine Worte und wiederholte meine Frage. Diesesmal wurde er ernst und zog mich von meinem Handgelenk an sich; wegen der starken Geste wäre ich fast auf ihn gefallen. "James hat für seine Sünden gezahlt. Das ist alles, was du über ihn wissen musst."
Mein Handgelenk schmerzte wie verrückt, doch solange ich weiter fähig war zu sprechen, würde ich meine Frage wiederholen. "Du hast nicht zu entscheiden was ich wissen muss und was nicht. Sag, wo er ist."
"In der Hölle.", lachte er und sein Griff wurde stärker.
"Dann bring mich in die Hölle."
"Gut, wenn du dich so sehr nach ihm sehnst, sieh mir in die Augen."
Ich zögerte nicht. Seine goldenen Iris stachen sich in meine hinein. Er war nicht länger in der Gestalt von James, doch mehr als das Paar golden glühender Augen konnte ich nicht richtig wahrnehmen. Ich atmete tief ein doch der Sauerstoff drang mir nicht in die Lungen; ich sackte auf dem Boden ein, die Augen noch immer wie gebannt auf seine gerichtet versuchte ich meinen Blick zu wenden, doch die fremde Macht hatte mir all die Kraft aus dem Körper gesogen. Ich zappelte wie wild herum, doch ich war zu schwach um etwas auszurichten.
Meine Sicht verblasste allmählich. Ich fragte mich, ob ich nach dem Tod so ein Wesen wie James werden würde. Denn wenn diese Option nicht eintreffen sollte, wollte ich nicht sterben. Ich wollte bei ihm sein, egal was es kostete.
"James.", hauchte ich mit meiner verbliebenen Kraft. Eine dicke Falte erschien zwischen den Augenbrauen von der Kreatur über meinem Leib und ich sah dass seine goldenen Augen Tränen füllten. Er ließ mich los; stand auf und brüllte vor Wut. "Ist das dein Ernst!? Du hättest nach deinem Leben betteln müssen! Und alles was du versuchst zu sagen ist..."
Ich schnappte gierig nach Luft und erhob mich. Mir war schwindelig und mir schmerzte jedes Glied, doch irgendwie schaffte ich es auf die Beine.
Er warf mir einen kalten Blick über die Schulter. "James ist dort, wo du zum ersten Mal den Mörder deiner Familie getroffen hast.", fauchte er und im nächsten Moment war er verschwunden.
* * *
Hohe Mauern säumten die Gasse vor meinen Augen. Je weiter ich auf sie zuging, desto dunkler wurde sie. Steine, Kartons, Müll... Alles mögliche lag auf dem Boden, doch die Blutflecken ließen mich erstarren. Ich nahm ein leises Stöhnen wahr und das herzhafte Atmen von jemandem, der vor Schmerz verkrümmt auf dem Boden litt. James.
Er hatte sein Shirt ausgezogen und drückte es hilflos gegen seine Wunde die wenige Zentimeter unter seiner Brust ruhte. Das Shirt war schon völlig in Blut getränkt. Blaue Flecken und Ritze prangten an seinem Körper, die sich wie Klingen in mein Herz stachen.
Ich kniete mich sofort zu ihm und führte meine zitternde Hand auf sein Blut getränktes Shirt. "Was hat er dir angetan..?", zischte ich panisch und zog meine Bluse aus um seine Blutung zu stoppen. Ich schmiss sein Blut getränktes Shirt beiseite und presste meine zusammengeknüllte Bluse dagegen.
Alles was ihm aus den Lippen entwich war mein Name. Es dauerte eine Weile bis er zu sich kam. "Es ist okay, Alia. Die Wunde ist nicht so schlimm wie du denkst.", hatte er sich gezwungen zu sagen. Blut triefte plötzlich aus seinem Mund, welches ich reflexartig mit meinem Handrücken beiseite wischte. "Wir müssen dich zum Krankenhaus bringen!" Ich versuchte ihn zu heben, aber sackte mit ihm im selben Moment wieder zu Boden.
Ich stand sofort auf und wollte Hilfe holen, da fiel mir ein, dass man ihn nicht einmal sehen konnte. "Alia, mach dir keine Sorgen. Du weißt schon..." Seine Stimme wurde immer rauer als er weiter sprach, es wirkte so, als ob seine Stimme jede Sekunde verstummen würde. "...ich kann kein zweites Mal sterben."
Dicke Tränen rollten mir die Augen hinunter. "Aber du stirbst!", protestierte ich. "Ich weiß nicht was du bist weder was für einen Körper du besitzt, aber einst ist klar, dieser Körper in dem du gerade steckst, verliert an Kraft und wird..." Ich schwieg.
"Dieser Körper heilt schneller als ein normaler Körper.", erklärte er mir und hob seine Hand um mein Gesicht zu berühren, doch zog sie schnell wieder zurück. Jeder hatte sich bei mir zurückzuhalten, aber nicht James.
Ich hasste es berührt zu werden, aber nur weil meine Haut noch immer durch die ätzende Säure des Lebens am brennen war, doch die Berührungen von James, betäubten meine Schmerzen und genau das brauchte ich.
Ich zerrte seinen Kopf auf meinen Schoß und tauchte meine Hand durch seine kohlenschwarzen Haare, während meine andere Hand noch immer das Kleidungsstück gegen seine Wunde drückte. Müde sah er mich mit seinen eisblauen Augen an und lächelte. "Ich könnte Ormond darum bitten mich noch einmal zu erstechen."Meine Brauen zogen sich zusammen. Noch vor wenigen Minuten hatte ich schreckliche Angst gehabt ihn zu verlieren und nun sagte er so etwas. "Wie bitte?", stieß ich ungläubig aus und musterte ihn, als sei er nicht mehr ganz dicht im Kopf.
"Deine Bluse hast du ja schon geopfert, ich glaube dein Unterhemd wird neidisch.", grinste er und richtete seine Augen auf meine. "Dir geht's wohl besser James, was?"
"Ich habe dir ja gesagt dass ich nicht nochmal sterben kann und dieser Körper schneller heilt, als die eines Menschen.", schmollte er und hob meine zusammengeknüllte Bluse von seiner Wunde. "Siehst du? Es ist schon fast geheilt."
"Aber so siehst du nicht aus.", beichtete ich trübe und verlor mich wieder in seinen eisblauen Iris. So detailliert hatte ich sie noch nie gesehen. Am liebsten hätte ich nach meinem Stift gegriffen und seine Augen gezeichnet, doch als ich plötzlich die Angst in seinen Augen sah verblasste der Gedanke.
"Alia!", keuchte er. "Du... siehst mir in die Augen."
Erst jetzt wurde ich mir das überhaupt im klaren. Ich sah ihm in die Augen, doch spürte keinen Schmerz.
"Alia...", stammelte er hervor und umfasste meine Schultern. "Wo ist dein Körper?"
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Das Erwachen
Paranormal"Ist es wirklich so auffällig dass ich Menschen nicht leiden kann?" "Nein, überhaupt nicht. Du siehst sie bloß so an als ob du ne Zitrone gegessen hättest.", meinte er und fing die Klinge auf, welche sich kurzzeitig in der Luft gedreht hatte. Mein...