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"Ich muss dir gar nichts erzählen.", kam es kalt über meine Lippen, als ich vor Zorn gegen die Autotür trat.

"Verschwende nicht deine Zeit, Alia. Ich will Antworten.", machte er mir klar, in einem Ton so tief wie der Abgrund seiner Seele.

"Sam, mach die scheiß Tür auf."

Er schnallte sich ab und drehte seinen Körper in meine Richtung. "Nein."

Ich atmete tief ein und im nächsten Moment hatte ich mich schon auf den Fahrersitz geworfen und versuchte auf den Knopf zu drücken mit dem er die Türen geschlossen hatte. Das einzige was ich spürte waren die festen Griffe auf meinen Armen die es verhinderten den Knopf zu berühren. "Lass mich los!", kreischte ich und biss ihm in den Schenkel.

Er zuckte zusammen und hob mich hoch, so viel, wie man es in einem Auto eben tun konnte und sorgte dafür dass ich reglos auf seinen Schenkeln saß, die Brust an seine gepresst, hielt er die Arme fest um mich. Ich hatte nicht mehr die Kraft Widerstand zu leisten und ließ locker, nicht weil ich aufgegeben hatte, sondern weil ich mich ausruhen musste um es erneut zu versuchen.

Erst jetzt bemerkte ich die Tränen die ich vergossen hatte. Egal wie mutig ich mich auch schätzte, hatte ich eben Angst. Mein Körper zitterte wie wild in seinen Armen.

"Hast du dich beruhigt?", fragte Sam. "Ich werd dich loslassen wenn du mir versprichst nicht mehr durchzudrehen."

"Zur Hölle werde ich dich schleudern.", keuchte ich. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen als ich begann die hinteren Sitzplätze verschwommen zu sehen. Mein Kopf bebte und langsam bog sich meine Sicht nach links, rechts und dann ins Pechschwarze.

Als ich die Kraft erlang mit den Wimpern zu zucken, lag ich auf der Rückbank und ich konnte hören wie jemand weinte. "Sam..?", fragte ich benommen und versuchte mich aufzurichten. Er sah mich verwundert vom Rückspiegel an; ein Lächeln machte sich auf seinem aufgeschwollenen Gesicht breit. "Alia!"

Er fuhr langsamer und parkte; machte meine Tür auf und setzte sich neben mich hin. "Wie geht es dir? Du bist einfach so ohnmächtig geworden. Ich hatte schreckliche Angst."

"Mir geht's gut.", kam es kurz von mir. Meine Blicke erkundigten sich noch immer an meiner Umgebung. "Wo sind wir?"

"Im Parkplatz des Krankenhauses."

Meine Augen weiteten sich. "Ich geh da nicht rein."

"Hätte ich nicht vor kurzem geschworen dich nie wieder für etwas zu zwingen, würde ich darauf bestehen dass du dich mal einem Arzt zeigst."

"Ach das hättest du früher checken sollen; dass man mich zu nichts zwingen sollte. Sonst brennen meine Nerven und ich falle zusammen."

"Alia.", setzte er an, wollte meine Haare berühren, doch zog seine Hand von allein zurück. "Ich möchte dass du weißt, dass es mir wirklich leid tut. Ich wollte nur wissen warum du so ein großes Drama um deinen Namen gemacht hast und warum du so sehr an diesem James interessiert bist. Ja, ich bin ein wenig weit gegangen und habe die Türen abgeschlossen, doch ich hätte dir nie weh getan. Der Grund warum ich dich festgehalten habe war--"

Ich unterbrach ihn; ich wollte einfach niemanden mehr sprechen hören. "Ich weiß. Könntest du mir einen Gefallen tun?"

"Natürlich."

"Würdest du mich zu einer Bäckerei fahren die am nächsten zur Eichenstraße ist?"

* * *

Ich nahm die Tüte mit den dampfenden Broten und joggte Nachhause. Als Mrs. Morgan die Tür öffnete, lächelte sie. "Da warst du also." Sie führte mich hinein. "Wir hatten ebend den Frühstückstisch gedeckt. Du bist gerade pünktlich."

"Das freut mich.", sagte ich müde und legte die Brote auf den Tisch.

Der Fernseher lief noch immer und Mr. Morgan sah fixiert drauf, bis Mrs. Morgan ihn ermahnte. "Hey, wir wollen essen."

"Ja, Schatz. Ich wollte nur gucken ob sie schon irgendeine Aufzeichnung veröffentlicht haben.", erklärte er ihr und wandte sich an den Tisch.

Ich setzte mich auch hin. Mein Blick rutschte zu David, der leer auf seinen Teller starrte. "Guten Morgen, David. Tut mir leid wegen gestern."

"Nicht schlimm. Dir ist ja nichts passiert." Er klang nicht gerade überzeugend.

"Ach und Mr. Morgan, Sie mögen es ja normalerweise nicht die Nachrichten zu schauen, ist etwas ungewöhnliches passiert?", fragte ich neugierig und schmierte Marmelade auf meine Brotscheibe.

"Ja und ob!", strahlte er. "Nicht viele Kilometer von hier entfernt ist ein gut bewachter Knast, doch seit zwanzig Jahren, zum ersten Mal, laufen alle Überwachungskameras schwarz an und im nächsten Moment, als sie wieder funktionieren, wird einer der Gefangenen tot wiedergefunden."

Mir wurde schlecht. Schweißperlen rannten mir die Stirn hinunter. "War es also Mord gewesen?"

"Das wird uns die Autopsie beantworten, aber es gibt eine Vermutung wer es sein könnte. In dem Bericht stand dass kurz nach diesem Geschehen am Ausgang ein Mädchen gesichtet wurde, nur wurden noch keine Bilder oder Videos veröffentlicht."

Mein Herz schlug wie wild, es war so als ob es jeder hören konnte. Niemand durfte meine Nervosität bemerken, denn dieses Mädchen war niemand anderes als ich.

Das ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt