Bestürzt blickte ich zu Sam, der seinen Kopf zu mir drehte und den Ordner zuklappte. "Warum guckst du so erschrocken?"
Der frisch entstandene Schweiß über meiner Haut, brannte wie ätzender Gift über meinen Schultern. Ich zitterte heftig; drückte meinen Nagel gegen meine Handinnenfläche, doch es half nicht weiter.
"Sieh doch..." Meine Stimme bebte. "Die Zeichnung ist fertig."
Sam ignoeriete meine Aufforderung und legte mir die Hand über die Schulter. "Hey, sag schon, was ist los?", fragte er leicht besorgt. "Haben dir diese Vorfälle etwa Angst gemacht?"
"Nein.", kam es kalt von mir. Ich entfernte seine Hand von der Schulter und sah ihn mit den Augen an, die von allerart Emotionen verlassen wurden.
Der Schmerz in meiner Brust wurde immer enormer. Allein der Gedanke daran dass mich der Mörder meiner Familie berührt hatte, ließ die Wut in mir aufsteigen.
Ich musste mich rächen und dafür, musste ich ihn erstmal aus dem Knast schaffen.
"Bring mich zu diesem Typen."
"Wie bitte?" Sam hob die Brauen und musterte mich verwirrt. "Wen meinst du?"
"Den Mörder der Hutson-Familie..."
"Das kann doch nicht dein Ernst sein. Was willst du bei ihm?" Sam legte den Ordner aufs Bett und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das kommt nicht infrage junges Fräulein."
"Gut, dann gehe ich eben allein zu ihm." Ich stand auf, doch wurde sofort wieder runter gezerrt.
"Sag mal spinnst du!?", zischte Sam aufgebracht. "Dieser Typ wollte dich umbringen."
Ich befreite meinen Arm von seinem Griff. "Er ist nicht der Erste, der das wollte.", sagte ich fast schon flüsternd und räusperte mich. "Hilfst du mir jetzt dabei oder nicht?"
"Du bist verrückt..." Sam fuhr sich mit der Hand durch die Locken und seufzte. "Okay, ich bin dabei...", er stoppte. "Mir fällt gerade auf... Ich weiß nicht einmal wie du heißt."
"Musst du auch nicht." Ich stand auf und packte ihn grob an der Hand. "Führ mich zu ihm. Du weißt sicherlich wo sie ihn gefangen halten werden. Und ich warne dich Sam... komm ja nicht auf die Idee mich zu verarschen."
* * *
"Weißt du, Little-Picasso...", fing Sam an, als er das Lenkrad nach rechts drehte. "Du bist überhaupt nicht so wie du aussiehst."
Ich rollte die Augen und sah verträumt aus dem Fenster. "Nenn mich nicht so."
"Wie denn dann?"
Ich zuckte die Achseln und legte die Hand unters Kinn. Eine Stille machte sich zwischen uns breit, die Sam sofort wieder brach. "Du siehst so unschuldig und verletzlich aus, aber..."
"Ich scheiß was drauf wie ich aussehe. Fährst du jetzt mal bitte etwas schneller?"
"Warum gleich so aggressiv mein kleiner Sonnenschein?"
Ich warf ihm einen genervten Blick zu. "Little-Picasso war mir lieber."
"Endlich ein Spitzname der dir gefällt!", gab er erfreut von sich und parkte das Auto.
"Das hab ich nie behauptet.", murmelte ich vor mich hin, wobei ich mich hastig abschnallte und vom Auto ausstieg.
Sam führte mich in das Revier. Ich spürte wie die Angst in mir stieg. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn.
Ganz ruhig, Alia. Das schaffst du schon.
"Wen haben wir denn da?" Das war Sam's Vater, der sich zu uns gesellte. "Geht's dir besser, Kleines?"
Kleines?
Ich nickte nur stumm und beugte den Kopf vor; dafür sprang Sam sofort für mich ein. "Sie ist ein wenig schüchtern, Dad. Außerdem muss sie sich von diesem Trauma noch erholen."
"Selbstverständlich." Er runzelte die Stirn. Seine Stimme hörte sich nun viel ernster an. "Hast du ihre Eltern schon kontaktiert?"
"Ja.", antwortete Sam, als fürchte er sich davor, sein Vater könne ihm von den Augen ablesen, dass er log.
"Gut... Gibt es ein Problem oder warum seid ihr hier?", wollte sein Vater wissen, der uns misstrauisch musterte.
"Nein, ganz und gar nicht. Ich wollte dir nur die tollen Zeichnungen zeigen die sie macht. Ich dachte sie könnte uns dabei helfen...", sein Vater unterbrach ihn, "Dann zeig mal her."
Ich warf Sam einen warnenden Blick zu, doch er ignorierte es und angelte sich aus seiner Hosentasche ein gründlich gefaltetes Papier raus.
Das war das Potrait von James.
Panisch griff ich nach der Zeichnung, aber Sam war schneller; mit einer flinken Geste schoss er den Arm in die Luft und grinste breit. "Du zeichnest super, da gibt's nichts worüber du dich schämen musst."
"Sam...", knurrte ich. Er zuckte nur mit den Schultern und faltete das Papier aus. "Sie wollte dieses Meisterstück auch noch in den Müll werfen."
"Jetzt bin ich wirklich gespannt.", gab sein Vater zu und nahm ihm die Zeichnung aus der Hand und betrachtete sie staunend.
"Wow.", sagte er. "Du hast ziemlich Talent, aber... das ist doch..."
"Was... was ist denn?", fragte ich stotternd. Ich wusste nicht wovor ich mich fürchtete. Mein innerer Instinkt riet mir mit Vollgas davonzulaufen.
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln hoch. "Das da auf deiner Zeichnung ist doch unser James Dearden."
"Moment mal.", warf ich benommen ein. "Sie kennen ihn!?"
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Das Erwachen
Paranormal"Ist es wirklich so auffällig dass ich Menschen nicht leiden kann?" "Nein, überhaupt nicht. Du siehst sie bloß so an als ob du ne Zitrone gegessen hättest.", meinte er und fing die Klinge auf, welche sich kurzzeitig in der Luft gedreht hatte. Mein...